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Lüg mich an. Bitte.
Ich glaube, ich würde die Wahrheit
nicht verkraften.
Claire Welsh
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Nachdem die Männer Kate bei ihrer Schwester abgeliefert hatten, gingen zurück in die Lobby des Scotland Yards, in der auch zu dieser Stunde noch viel los war.

Angestellte der verschiedenen Abteilungen standen grüppchenweise in ihren Mänteln zusammen und unterhielten sich, ohne sich an dem hektischen Geschehen um sie herum zu stören.

Zwei Polizisten hetzten zum Ausgang, ihre Waffenholster und Funkgeräte schlugen gegen ihre Hüften, und drei weitere zerrten einen mehr als übergewichtigen Betrunkenen in Handschellen vorbei. Die Spitzen seiner Turnschuhe quietschten auf dem glatten Fußboden, was die Beamten an der Sicherheitskontrolle zum Lachen brachte.

Die ovale Halle mit ihren dramatischen Beton-Bögen galt als hochmodern, deren Außenwände fast gesamt von einer Fensterfront eingenommen waren. Die Decke schmückten Bretter aus Pinienholz, die in gekonnter Facharbeit gebogen worden war und das Gebäude hochmodern wirken ließ, weshalb es John immer an "Die Jetsons", eine alte Fernsehserie über eine Familie aus der Zukunft, erinnerte.

Holzleisten zur Schalldämpfung umringten den Raum, der Fußboden bestand aus weißem Granit, und die Wände waren mit Ölporträts von Polizeioberen behängt, die in dem futuristischen Ambiente fehl am Platz wirkten.

Die Flagge Großbritanniens und die blaue Flagge mit dem goldenen ER für Queen Elisabeth II flankierten den Schalter der Sicherheitskontrolle, ihr Synthetikstoff schimmerte dumpf in der Neonbeleuchtung. Sherlock saß zeitungslesend in einem der Sessel, als John, der durch die Halle gestreift war, wieder zu ihm zurückkam. Er senkte seine Zeitung.

»Sie lügt. Kate. Sie lügen beide. Und der Freund ist mir höchst suspekt«

»Ich weiß. Denkst du Kate hat was zu tun mit dem

Mord?«

John senke seine Stimme, sodass sie niemand hören konnte, und sprach über den merkwürdigen Zwischenfall mit dem Foto in Kates Wohnung.

»Findest du es nicht komisch, dass sie mich anlügt und mir erzählt, sie wäre heute Abend nicht mit ihrem Freund zusammen gewesen? Ich bin mir ziemlich sicher, dass es der Mann auf dem Foto gewesen ist. Aber warum sollte sie lügen?«

»Kate sollte heute Abend zum Essen zu Harper und Wells kommen, um Harper zu unterstützen. Es ist ihr rausgerutscht.«

John sah verstohlen über seine Schulter. Eine

Gruppe von Frauen unterhielt sich neben einer Ausstellungsvitrine mit Modellen von Streifenwagen.

»Was hältst du davon? Was ist, wenn sie wirklich in Wells Haus war? Wenn ihr Freund sie begleitet hat? Wäre das auch nicht von Bedeutung?«

»So war es aber nicht, Sherlock. Harper hat gestanden. Sie hat gleich nach der Tat die Polizei angerufen und die Verantwortung für ihr Verbrechen übernommen, was ja auch nur recht und billig ist.«

»Es könnte sein, dass sie sie schützen will.«

»Indem sie sich fälschlich des Mordes bezichtigt? Wer würde so etwas tun?«

»Eine Frau, die ihre Schwester liebt«, antwortete Sherlock ohne Zögern, worauf John ihn ansah, als wäre er nicht ganz dicht.

»Meine Schwester würde das niemals tun.«

»Wirklich nicht?«

»Aber nein. Einen Mord gestehen, den sie nicht begangen hat?« Sherlock schnaubte sarkastisch.

sherlock holmes und die verschwörung um harper adamsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt