Man darf die Mehrheit
nicht mit der Wahrheit verwechseln.
Jean Cocteau
_________________________Kate starrte an die Wand. Immer und immer wieder kreisten ihre Gedanken darum, wer zur Hölle ihren Schwager hatte umbringen wollen.
Von seinem Alkoholproblem erfuhr man nur im engsten Familienkreis und sie hatte Wells noch nie aggressiv gegenüber Fremden erlebt. Doch je mehr Personen sie abklapperte, desto kleiner wurde ihre Verdächtigenliste - und desto mehr begann sie zu glauben, zu wissen, wer der Täter sein musste.
Es war dumm. Wer würde schließlich seinen eigenen Freund verdächtigen? Doch George hatte sich komisch verhalten in den letzten fünf Tagen. Sonst hatte er sich so intensiv um sie gekümmert und nun ging er nicht einmal ans Telefon?
Er musste bereits ein dutzend Anrufe auf seinem Handy haben; allein von ihr. Und dann deine plötzliche Abwesenheit. Irgendetwas stank. Doch konnte er derjenige sein, vor dem ihre Schwester solch eine Angst hatte? George war klein und recht schlank, zurückgegelte Haare und hatte sie sogar im ersten Moment glauben lassen, er sei schwul - seine ganze Ausstrahlung passte nicht zu einem Mörder. Jedoch, wenn man es genau nimmt, hatte die von Ted Bundy oder Jeffrey Dahmer auch nicht zu der eines Mörders gepasst.
In der Nacht des Mordes hatte sich George bei ihr ein letztes Mal blicken lassen. Nur flüchtig - so schnell, wie er in ihrer Wohnung war, war er auch schon wieder draußen - und das hätte ihr auffallen sollen, doch sie hatte angenommen, er müsste einfach nur früh aufstehen am nächsten Morgen.
Bei seinem Besuch war Kate etwas aufgefallen, was sie erst jetzt mit der ganzen Sache in Verbindung brachte, wenn sie genau darüber nachdachte.
Der Ohrring, den sie ihm zum Geburtstag geschenkt hatte, war nicht wie gewöhnlich an seinem Ohr platziert, sondern fehlte gänzlich. Er musste ihn rausgenommen haben, hatte sie ursprünglich gedacht, vielleicht war er schwimmen und wollte ihn nicht verlieren, doch nun glaubte sie, dass er ihn wirklich verloren hatte. Und zwar am Tatort.
Zum zwölften Mal in der letzten Stunde griff sie nach dem Handy in ihrer Jackentasche, zog es heraus und wählte Georges Nummer. Wie auch die letzten elf Mal wartete sie geduldig das monotone Tuten ab und machte sich darauf gefasst, dass der Anrufbeantworter ranging.
Doch das tat er nicht.
»George Thurman«, sprach eine ihr eigentlich bekannte Stimme aus dem Hörer, doch im Anbetracht der Umstände stellten sich Kates Nackenhaare auf.
»George, hier ist Kate. Warum zur Hölle gehst du nicht ran?«
»Ich habe dir doch gesagt, ich bin bei meinen Eltern in Cambridge«
»Das sollte dich aber nicht daran hindern, meine gottverdammten Anrufe anzunehmen«
»Bleib locker Schatz, in ein paar Tagen bin ich wieder da«
Kate schnaubte. Er hatte sie in einer Familienkatastrophe sitzen lassen. Mörder oder nicht, er konnte dort hingehen, wo der Pfeffer wächst. Die junge Frau ging nicht auf seine Antwort ein.
»Du hast ihn umgebracht«
Ein Satz, den sie nur mit zitternder Stimme herausbrachte und dennoch wirkte Kate entschlossen. Sie wusste es. Er war es. Er musste es sein. Und sein Schweigen sagte alles.
Zumindest für kurze Zeit war es still. Dann fing er an zu...kichern?
»Weißt du, Kate, ich hatte dich wirklich gern. Du bist bei weitem nicht so besserwisserisch und neugierig wie deine Schwester. Hättest du dich doch nur nicht hier mit reinziehen lassen, dann hätte ich dich am Leben lassen können. Doch nun werde ich dich wohl außer Gefecht setzten, bevor du zu meinen zwei Lieblingsdetektiven rennst. Ich bin nicht dumm, ich wusste deine Schwester würde dir ihr Geheimnis anvertrauen und ich wusste auch, dass du irgendwann eins und eins zusammenzählen würdest. Deshalb verfolgt dich auch seit achtundvierzig Stunden immer einer meiner Leute. Wenn du dich beispielsweise jetzt umdrehst und ans Ende der Seitengasse siehst, steht dort ein Auto. In dem Auto sitzt ein Mann, und der hat eine Waffe. Und er wird dich holen, das verspreche ich dir, Schatz.«
Dann hatte George aufgelegt. Und Kate? Kate begann zu rennen, so schnell sie konnte, um die einzigen Menschen zu erreichen, die ihr helfen konnten.
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sherlock holmes und die verschwörung um harper adams
FanfictionEs erscheint einfach. 𝘡𝘶 einfach. Die angesehene Anwältin Harper Adams hat gestanden, ihren Exmann ermordet zu haben, doch das fällt Detective Inspector Greg Lestrade schwer zu glauben, denn Harper macht trotz ihres Geständnisses nicht den Eindru...