Truth will always be the truth,
regardless of disbelief or ignorance
W. Clement Stone
_________________________Die Ampel sprang auf Grün, und sie überquerte automatisch die Straße, in Gedanken bei Sherlock und dem, was sie unternehmen musste, um sich aus der Situation zu retten...und Wrights Leben. Es würde nicht leicht sein, aber der nächste Schritt war, Wright aufzusuchen und ihn zu warnen. Sie würde sich so gut es geht verkleiden und als potenzielle Klientin ihre eigene Kanzlei aufsuchen.
Vor sich, nur noch einen Block entfernt, sah sie den gläsernen Turm aufragen, in dem sich die Kanzlei befand. Köpfe mit glatten Gelfrisuren hüpften auf dem Bürgersteig auf und ab, und ein Nebel von Atemwolken und Frühstückszigaretten hing in der Luft. Die Menge verdichtete sich, als sie sich dem Gebäude näherte und ihre Schritte beschleunigte, um eine Verabredung einzuhalten, die sie gar nicht hatte. Die Vorstellung, dass Wright, ein älterer sehr freundlicher Mann, der wie ein lustiger Onkel für sie war, in Gefahr sein konnte, machte sie ganz verrückt. Wer wusste, was Moriarty als Nächstes tun würde.
Vor ihr blieben zwei Männer plötzlich stehen. Was sollte das? Sie reckte den Hals und entschuldigte sich, als sie an einen Pappbecher mit Kaffee stieß, konnte aber nicht bis zum Fuß des Wolkenkratzers sehen. Auf der Straße standen Polizisten und leiteten den Verkehr von der Spur weg, die dem Gebäude am nächsten lag. Streifenwagen mit flackerndem Blaulicht parkten kreuz und quer hinter ihnen, doch die Sirenen heulten nicht mehr. Es schien keine höchste Dringlichkeit zu herrschen; offenbar räumten sie nur noch nach einem Unfall auf.
Harper drängte nach vorn, ohne sich darum zu kümmern, ob sie auffiel. Es beachtete sie ohnehin niemand; alle dachten nur an ihre Termine, zu denen sie nun zu spät kommen würden. Die Menschenmenge wurde noch dichter, je näher sie an den Büroturm kam. Stimmengewirr wogte um sie herum, übertönt von den Rufen der Polizisten. Zwei weitere Einsatzfahrzeuge kamen mit Blaulicht die Straße entlanggeschossen, gefolgt von einem Fernsehübertragungswagen. Wenn es ein Unfall war, dann offenbar ein ziemlich schwerer. Sie zwängte sich zwischen den vielen Schultern hindurch, kam aber nicht voran, weil die Leute zu dicht standen.
Ihr blieb nicht allzu viel Zeit. Wright war in seinem Büro gewesen, als sie angerufen hatte, aber er konnte jederzeit weggehen. Sie durfte nicht langer zögern. Auf Zehenspitzen gestellt sah sie sich um. Es gab nur einen Weg - über die Straße.
Harper preschte vor und rannte am Bordstein entlang, Kopf an Kopf mit einem Krankenwagen, der Schritttempo fuhr, obwohl die Spur offensichtlich für ihn freigemacht worden war. Der Fahrer winkte sie erschrocken beiseite, doch sie rannte weiter und versuchte, nicht daran zu denken, dass sie eine illegale Schusswaffe mit sich herumschleppte. Außer Atem erreichte sie den Polizisten, der den Verkehr dirigierte.
»Wie kann ich in das Gebäude gelangen?«, fragte sie ihn.
Hinter seinem Rücken schwärmten zahlreiche Polizisten mit Dienstmützen und schwarzen Lederjacken herum und drängten sich an einer Stelle des Gehsteigs vor dem Gebäude zusammen. Der Krankenwagen stand ein paar Meter daneben, die Hecktür war offen, der Motor lief.
»Lady, machen Sie, dass Sie von der Straße runterkommen.«, brüllte der Polizist. »Sehen Sie nicht, was hier los ist?«
»Aber ich muss in das Gebäude, es ist dringend.«
»Das geht jetzt nicht. Verschwinden Sie von hier!«
Der Cop drehte sich um, weil jemand hupte, und Harper sprintete an ihm vorbei auf den Eingang zu, gerade als die Traube von Polizisten sich aufzulösen begann. Aus ihrer Mitte traten zwei Sanitäter in blauen Uniformen hervor, die eine Bahre trugen. Auf der Bahre lag ein schwarzer, bis obenhin zugezogener Leichensack.
Harper blieb schockiert stehen. Die Sanitäter luden die Leiche in den Krankenwagen, dessen Türen sich mit einem endgültig klingenden Knall schlossen. Jemand war direkt hier auf der Straße gestorben. Vielleicht ein Herzinfarkt. »Was ist passiert?«, hörte sie sich laut fragen, und einer der älteren Polizisten drehte sich um.
»Ein Selbstmord«, sagte er. Sein Gesichtsausdruck war düster, sein Blick wanderte nach oben. »Er ist aus einem der Fenster gesprungen.«
»Mein Gott.« Harper sah ebenfalls hinauf und blinzelte in die Schwindel erregende Höhe.
Eine zerbrochene Scheibe verunzierte die glänzende Fensterfront des Gebäudes, in der sich der blaue Himmel spiegelte, so dass es aussah, als hatte jemand ein Loch in den Himmel selbst gerissen.
Geschäftspapiere flatterten aus dem offenen Fenster, wurden von den gegenläufigen Luftströmungen erfasst und schwebten in wildem Tanz nach unten.
Sie verfolgte sie mit den Augen, bis ihr Blick sich auf die Stelle des Gehsteigs richtete, die von den Polizisten umringt worden war. Ein großes weißes Tuch lag darübergebreitet, doch durch das Material drang bereits Blut.
»Wie furchtbar«, sagte sie, und der Cop nickte.
»Kein schöner Anblick. Dabei war er ein hohes Tier.«
Sie sah ihn wie vom Donner gerührt an. Oh nein. Nein nein nein nein. Das durfte nicht wahr sein.
»Wer ist es? Wie heißt der Mann?«
»Wir haben die Angehörigen noch nicht benachrichtigt, Miss«, antwortete der Polizist mit einem schnellen Blick über seine Schulter. Seine Kollegen hatten begonnen, den Gehsteig wieder für Fußgänger freizugeben, nun, da die Leiche weggebracht worden war. Aber Harper hatte es nicht mehr eilig, in das Gebäude zu kommen. Ihr schwante Schreckliches.
»Von welcher Firma war er?«, fragte sie drängend. »War der Mann von der Kanzlei im Gebäude?« Sie konnte sich ihre Vorahnung nicht erklären, die langsam zur Gewissheit wurde. »Das darf ich Ihnen nicht sagen, Miss. Gehen Sie jetzt bitte weiter. «
Spätestens, als sie Sandy, die Telefonistin und Patentochter Wrights weinend am Eingang des Bürogebäudes der Kanzlei sah, wusste sie, was geschehen war. Moriarty hatte sich Wright geholt. Und sie musste Hinweise finden, wie er Wright ausfindig gemacht hatte, denn sie selbst war die nächste auf seiner Liste.
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sherlock holmes und die verschwörung um harper adams
FanfictionEs erscheint einfach. 𝘡𝘶 einfach. Die angesehene Anwältin Harper Adams hat gestanden, ihren Exmann ermordet zu haben, doch das fällt Detective Inspector Greg Lestrade schwer zu glauben, denn Harper macht trotz ihres Geständnisses nicht den Eindru...