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Truth is power.
George Orwell
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Es dauerte nicht lange, bis drei Streifenwagen vor der Restaurantküche hielten. Sherlock berichtete den Polizisten kurz, was geschehen war, und bestand dann darauf, dass sie zusammen mit Kate zum Scotland Yard gebracht wurden. Er wollte mit dem Polizeichef sprechen und endlich Klarheit schaffen. Unterwegs rief er Harper vom Handy aus an, unter der Hotelnummer, die sie ihrer Schwester gegeben hatte. Er konnte sie nicht erreichen, hinterließ aber eine Nachricht, dass sie so schnell wie möglich zum Scotland Yard kommen solle.

Ein wenig ratlos legte er das Handy in seine Tasche zurück.

Er war nicht sicher, ob er ohne Harper zum Scotland Yard gehen sollte, doch da sie bereits im Streifenwagen saßen, blieb ihm nichts anderes übrig. Außerdem konnte er nicht länger warten. Moriarty hatte versucht, sie und Kate umzubringen, und er würde es wieder versuchen. Im Yard angekommen wurden sie zum Polizeichef geführt. Er begrüßte Sherlock mit »Lange nicht gesehen«, und von da an ging das Gespräch bergab. Sherlock erzählte ihm die ganze Geschichte, angefangen von Kates Vermutungen, aber der große Mann in seinem teuren Bürostuhl ließ sich nicht überzeugen.

»Hören Sie«, sagte er und sah dabei womöglich noch entnervter aus als sonst. »Wir werden für Sie tun, was wir für jeden tun würden, Mr Holmes. Wenn jemand Sie mit einer Waffe durch die Straßen gejagt hat, ist das versuchter Mord, und wir nehmen selbstverständlich die Ermittlungen auf.«

»Es war nicht irgendjemand, sondern einer von Jim Moriartys Leuten.«

»Sie hören mir nicht zu.« Die dunklen Augen des Captains blickten eindringlich und ernst. »Wir werden ermitteln, Zeugen befragen, die Nachbarschaft ablaufen und feststellen, ob jemand etwas gesehen hat. Wir lassen es Sie wissen, sobald wir etwas über den Schützen in Erfahrung gebracht haben.«

»Aber es war einer von seinen Männern. Es gibt keine andere Möglichkeit.«

»Woher zum Teufel wollen Sie das wissen? Der Schütze trug eine Skimaske, wie Sie selbst sagten.«

»Wer soll es denn sonst gewesen sein? Er hat ja nicht versucht, uns auszurauben. Es war ein Mordanschlag, Herrgott noch mal. Ganz eindeutig, auf offener Straße.«

»Wie gesagt, wir werden der Sache nachgehen, aber es gibt bisher keinen Beweis, dass es Moriarty war. Wissen Sie, wie viele Irre mit einer Waffe in dieser Stadt herumlaufen?«

»Aber es war ein gezielter Anschlag, nicht der willkürliche Akt eines Amokläufers. So etwas kriegen wir einmal im Monat. Irgendein Typ hat ein Feindbild und fängt an rumzuballern, wenn er besoffen oder high ist. Im Sommer sind viele vom Angler- und Jägerverein dabei. Letzte Woche hatten wir einen Kerl, Sie haben bestimmt darüber gelesen, der auf Leute indischer Herkunft schoss. Wir haben ihn wegen versuchten Mordes aus rassistischen Motiven verhaftet.«

»Das war aber offensichtlich kein Verbrechen aus Hass auf irgendwelche Minderheiten «, entgegnete Sherlock ärgerlich, und der Blick des Captains verhärtete sich.

»Noch vor wenigen Tagen hat Harper Adams gestanden, dass sie ihren Mann umgebracht hat. Jetzt wollen Sie mir weismachen, ihr Freund hätte es getan, der zudem JIM-VERDAMMTNOCHMAL- MORIARTY ist und sie hätte nur aus taktischen Gründen gesagt, sie hätte es getan?« Der Captain beugte sich über seinen Schreibtisch, seine kräftigen Schultern zeichneten sich unter dem inzwischen lappig und knittrig gewordenen Hemd ab. »Wie können Sie von mir erwarten, Ihnen zu glauben?«

Sherlock bewahrte die Fassung. »Hören Sie, die Polizei hat sich geirrt. Jetzt wissen wir, was wirklich passiert ist.«

Sherlock hob die Hand wie ein Schulmädchen. »Captain, es war Moriarty.«

sherlock holmes und die verschwörung um harper adamsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt