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In a time of deceit,
telling the truth is a revolutionary act.
George Orwell
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»Ach du liebe Zeit!«, schluchzte Mrs. Hudson. Sie fiel Sherlock um den Hals, kaum dass er zur Tür herein war. In der kleinen Küche war nicht genug Platz für sechs Leute, und Ms. Hudson befand sich in heller Aufregung, weil man auf ihren Sherlock geschossen hatte. Harper hatte Kate noch immer im Arm und das seit sie vor knappen zehn Minuten aus dem Käfer gestiegen waren und Ms. Hudson überraschender Weiße nicht allein die Tür aufriss.

Sherlock versuchte gleichzeitig, den Schock über ihre Anwesenheit zu verkraften und seine Locken unter Kontrolle zu bringen. Wegen Kates Rücken konnte er ihr Gesicht nur erahnen, aber er wusste, dass er nie eine Frau so schön gefunden hatte, trotz...

»Jetzt wollen wir uns alle mal wieder beruhigen«, sagte John, und Sherlock tätschelte seiner Haushälterin etwas unbeholfen auf den Rücken und drückte sie dann sanft auf einen Stuhl. Das Aroma frisch gekochten Tees erfüllte die Küche, und auf dem Tisch standen zwei nicht zueinander passende lassen und Unterteller. Ms Hudson hatte offenbar gerade ihre fünfunddreißigste Tasse schwarzen Tee trinken wollen, bevor sie zu Bett ging. Am Morgen würde sie dann wieder darüber palavern, warum sie nicht schlafen konnte.

»Es ist alles gut. Wir sind in Sicherheit.«

»Vollkommen in Sicherheit«, fügte John hinzu, doch die Unterlippe von Ms Hudson bebte.

»Liebes bisschen«, stöhnte sie wieder und bedeckte ihr kleines Gesicht mit einer schwieligen Hand. Ihr silbergraues, zu wirren Löckchen aufgetürmtes Haar neigte sich zur Seite wie der obere Teil eines Soufflés.

»Es ist alles in Ordnung, Mrs Hudson«, sagte John und tätschelte die Hand der älteren Dame.

»Uns allen geht es gut. Wir haben doch einen Detective dabei, der uns beschützt.«

Sherlock funkelte Greg vielsagend an. »Vielleicht möchten Sie noch etwas hinzufügen, Detective.«

John lachte. »Genau, Greg, erklären Sie Mrs Hudson, warum wir in Ihrer Obhut alle sicher sind.«

»Ja, also ...Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen, Ms Hudson. Ich habe eine Pistole.«

»Eine Pistole? Himmel, lasst mir meine Wände ganz!«, heulte die Frau auf, bis sie sich an die Vorstellung einer Waffe in einem Haus mit fünfundzwanzig Kruzifixen, zwei Marienstatuen und einer Kerze für dringende Fürbitten gewohnt hatte.

»Möchte jemand Tee oder Kaffee?«, fragte John betont munter, drängte sich zum Herd und nahm die Espressokanne herunter. Er wollte gerade Tassen heraussuchen, als Harper den Hängeschrank öffnete, einen Stapel herausnahm und ihn mit fröhlichem Klappern auf dem Tisch verteilte. Wie konnte sie nur irgendjemand für einen Mörder halten? Sie lächelte, während John immer noch damit beschäftigt war, Ms Hudson zu beruhigen, während diese zum dritten Akt von La Traviata überging.

»Ms Hudson, wie wäre es, wenn Sie schlafen gehen?« Ehe Ihre Arie das Porzellan zerspringen lässt. »Wir müssen etwas Berufliches besprechen, und ich möchte nicht, dass Sie sich aufregen.« Als ob noch eine Steigerung möglich wäre.

»Ja, ich denke, das wäre das Beste. Gute Nacht«

Die anderen verabschiedeten sich im Chor. John ging mit ihr die Treppe zu ihrer Wohnung hinunter, was kaum weniger mühsam war als der Kreuzweg Christi durch die Straßen von Jerusalem.

Nachdem Ms Hudson sorgsam ins Bett gepackt worden war, holte John sich seinen Tee. Als er wieder nach oben kam, hatte Harper ihre Arme um Kate geschlungen und ihr Gesicht in ihren schimmernden Haaren vergraben.

sherlock holmes und die verschwörung um harper adamsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt