Kapitel 2

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Als ich die ersten Sonnenstrahlen in meinem Gesicht spührte, kniff ich die Augen zusammen. Ich wollte nicht aufstehen. Es war so warm. So gemütlich. So perfekt.

Ich rollte mich rüber und wollte mich an Lou kuscheln. Erschrocken musste ich feststellen, dass seine Seite des Bettes leer war.

Wo war er?! Wieso hatte er mich nicht geweckt?! Was war los?

Ich wälzte mich wieder rüber und wollte gerade aufstehen, als ich einen Becher auf meinem Nachtschränkchen bemerkte. Er war gefüllt mit meinem Lieblingstee. Ich nahm den Becher und schnupperte daran. Er roch herrlich. Genau so wie der, den meine Mutter immer gemacht hatte. Ich lächelte.

Gerade wollte ich einen Schluck nehmen, als mir der Zettel auffiel, der am Griff befestigt war. Er baumelte gerade an meinem Handgelenk. Ich runzelte die Stirn und löste den Knoten des Bändchens, wodurch der Zettel mit dem Griff verbunden war.

Den Becher stellte ich wieder auf das Nachtschränkchen und schon verschlangen meine neugierigen Augen die Buchstaben auf dem Zettel.

"Hi Haz,

Bin unterwegs. Ich wollte dich nicht wecken, du sahst so putzig aus. Ich hoffe der Tee ist noch warm :)

Bin bald wieder da.

Kuss, Louis"

Ich grinste. Mission failed, Boo - der Tee war schon kalt.

Ich schnappte den Becher und schlurfte in die Küche, um ihn in der Mikrowelle wieder aufzuwärmen. Als ich die Mikrowelle einschaltete, hörte ich, wie die Tür zum Appartement geöffnet wurde. Ich grinste hämisch und schon raste ich zum Flur. Wie ein Stier in Angriffsposition raste ich gebückt auf Louis zu. Ich knallte mit ihm zusammen und schlang meine Arme um seine Hüfte, in der Hoffnung, ich würde ihn umschmeißen.

"Harry! Pass auf, die Tüten!" Aber es war schon zu spät. Wir fielen schon zu Boden und all die Lebensmittel kullerten um uns herum. "Wie ich sehe warst du einkaufen", grinste ich Lou an.

"Richtig geraten, Sherlock", lachte er und verwüstete meine Locken. Na warte, das bedeutet Krieg. Schon wenige Sekunden später kugelten wir auf dem Boden herum und führten einen unserer legendären Wrestlingkämpfe. Ich saß gerade schadenfreudig auf ihm, seine Hände rechts und links neben seinem Kopf auf den Boden gepresst, bereit seine schon perfekt gestylten Haare zu verwüsten, als ich eine leise Stimme aus der Richtung der Tür hörte.

"Hi Harry"

Mein Kopf schnellte hoch und mein Grinsen verschwand schlagartig. Ich löste mich von Lou und stand auf. "Hi Eleanor."

Lou stand schon neben mir und klopfte seine Jeans ab. "Wie war der Tee?", grinste er mich an.

Ich deutete in Richtung Küche."Steht noch in der Mikrowelle."

Lou schob die Unterlippe vor und sah zu Boden. Oh. "Aber er roch hervorragend!"

Schon war sein strahlendes Grinsen wieder da. So schön.

Ich begann, mich mal wieder in ihnen zu verlieren. Bevor ich aber wirklich abtauchen konnte, wurde ich unterbrochen.

"Äh, Harry?", fragte Eleanor, "kannst du dir bitte etwas anziehen?"

Ich stand noch immer in Boxershorts da. Mein Gott, langsam müsste sie sich doch dran gewöhnt haben.

Ich ignorierte sie und schlurfte in die Küche. Mein Tee war fertig und ich begann ihn vorsichtig zu genießen. Er roch wirklich, als hätte Mum ihn gemacht. Damals hatte sie mir immer einen ans Bett gebracht wenn ich krank war. Oder wenn ich mal keine Schule hatte und mir einen faulen Tag gegönnt hatte. Sie hatte sich häufig zu mir ins Bett gelegt und einfach mit mir gekuschelt. Das waren immer die schönsten Tage. Sie war da, wir haben gekuschelt, uns einfach lieb gehabt. Ich musste sie unbedingt mal wieder besuchen.

Ich wurde von einem Räuspern aus den Erinnerungen gerissen. Lou stand an den Kühlschrank gelehnt und sah mich mit besorgten Augen an. Irgendwie sah er... traurig aus.

"Alles in Ordnung Harry?", fragte er.

"Was sollte nicht stimmen?", gab ich unschuldig zurück.

"Weiß nicht... Liegt es an El? Du bist immer so abweisend zu ihr"

Natürlich lag es an ihr. Aber das kann ich ihm schlecht sagen. Er liebt sie.

"Naja ich lasse mir einfach ungerne in meinem eigenen Appartement vorschreiben, wie ich rumzulaufen habe", antwortete ich mit einem Kloß im Hals. Ich warf ihm ein gekonntes Lächeln zu, um ihn aufzumuntern. Scheinbar wirkte es, denn Lou ließ seine geknickte Haltung verschwinden und baute sich frech vor mir auf, sodass sich unsere Nasenspitzen beinahe berührten.

"Naja, findest du nicht, dass das schon etwas komisch ist?", grinste er. "Schließlich gehört all das-", er strich mit seinem Finger frech über meine Brust bis zu meinem Bauch, bis er kurz vor meiner Boxershorts anhielt und mir wieder in die Augen starrte, "mir."

Diese unwiderstehlichen Augen. Dieses verführerische Grinsen. Ich lächelte ihn an. Kaum spürbar berührten sich jetzt unsere Nasen. Nur noch ein kleines Stück...

"Louis?" Er zuckte zusammen und trat zurück. Warum musste sie ihn gerade jetzt rufen?! Warum?!

"Ich komme gleich Schatz", rief er zurück.

Schatz. Warum konnte er mich nicht so nennen? Plötzlich war der Kloß in meinem Hals wieder da. Nur größer. Eher wie ein Stein. Oder ein Felsen. Ich musste mit jemandem reden.

Ich stotterte irgendwas undeutliches vor mich hin und rannte in unser Zimmer. Ich riss eine Hose und irgendeinen Pulli aus dem Schrank, warf mir beides über und stürmte durch den Flur am verwirrten Lou und an Eleanor vorbei und raus. Einfach raus. Einfach nur weg. Zum Auto und weg.

Ich fuhr nicht lange. Hier und da abbiegen, schon bald war ich da. Ich kannte den Weg auswendig. Die Autotür hinter mir zuschmetternd, lief ich los. Ich öffnete das riesige schwarze Tor mit den goldenen Verziehrungen und es quietschte unüberhörbar. Ich ignorierte es. Die Tränen brannten auf meinem Wangen. Ich rannte über die Wiese und die Wege entlang. Schnell war ich da.

Ich sackte auf meine Knie, direkt in das kalte, nasse Gras. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und die Tränen flossen meine Handflächen hinunter. Ich weiß nicht wie lange ich so saß und einfach weinte. Irgendwann blickte ich hoch und blinzelte die Tränen weg. Es half nicht viel, sie strömten direkt nach. Nur verschwommen konnte ich den großen Stein vor mir erkennen. Ich schluchzte laut.

"Hi Mum."

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Hey Leute :)

Ich bin jetzt auch mal unter die Fanfiction-Schreiber gegangen. (offensichtlich)

Ich hoffe es gefällt euch bisher. :P Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir eure Meinung dazu sagen könntet :)

peace out yo, love ya xx

The Moon's blessingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt