Kapitel 7

7.5K 415 88
                                    

Ich lag sehr lange einfach nur da. Ich dachte an ihn, dachte an uns.

Irgendwann knurrte mein Magen und ich stand auf und ging in die Küche. Ich öffnete den Kühlschrank und musste feststellen, dass er beinahe leer war. Wir mussten unbedingt wieder einkaufen gehen.

Mit der Milch in der Hand kramte ich noch Cornflakes und eine Schüssel aus dem Regal.

Lustlos stocherte ich letztendlich in den Cornflakes herum.

Ich schleppte die Schüssel rüber zur Couch und schaltete den Fernseher ein. Ich zappte durch die Programme, aber es lief einfach nichts Ordentliches.

Ich schaltete den Fernseher wieder aus und brachte die jetzt leere Schüssel zurück in die Küche.

Gedankenverloren schlenderte ich zurück ins Schlafzimmer und warf mich wieder aufs Bett.

Mittlerweile wurde es draußen dunkel. Das Gewitter hatte sich verzogen - zum Glück. 

Ich vermisste ihn schon schrecklich.

Ich zog einen seiner Pullis aus dem Schrank und zog ihn mir über den Kopf, nachdem ich meinen auf den Boden geworfen hatte. Ich legte mich zurück aufs Bett und sog seinen Geruch ein. Zwar war der Pulli frisch gewaschen und roch hauptsächlich nach dem Waschmittel - dennoch haftete noch immer Lous Geruch daran. Ich genoss ihn und kuschelte mich in den Pulli.

Mittlerweile erhellte das strahlende Mondlicht das ganze Zimmer.

"Hi Mum", Ich lächelte. "Du siehst toll aus."

Ich zögerte. "Hast du uns gesehen?"

Nach einer kurzen Pause fuhr ich fort. "Es war toll... Er hat mich geküsst und mich gehalten und wir hätten fast-... Sowas möchtest du wahrscheinlich nicht von deinem Sohn hören, hm?"

Ich grinste, wurde aber schnell wieder ernst.

"Er war immer für mich da, seit du... weg bist...

Liam, Niall und Zayn natürlich auch. Ich bin unheimlich froh sie zu haben - sie sind die besten Freunde die ich mir je hätte wünsche können. Wir sind wie Brüder.

Aber Lou... Lou ist einfach mehr für mich... Ach was rede ich da. Das weißt du ja alles." Ich lachte und blickte direkt zum hellen Mond. Ich sah wieder ihr Gesicht vor Augen... Wie sie da lag... Ich hatte  damals ununterbrochen geweint. Sie hatte meine Hand fest gegriffen und mir nur gesagt "Kämpf um ihn." Ich hatte sie fassungslos angestarrt. Damals war selbst ich mir noch nicht klar darüber gewesen, was ich fühlte.

"Ich sehe es dir doch an", hatte sie unter schwachem Lächeln gesagt, "wie du strahlst, wenn du ihn ansiehst. Wie glücklich du lachst, wenn ihr wieder mit einander rangelt. Ich kenne doch meinen Jungen."

"Aber ich... ich bin doch nicht schwul... Das ist doch..."

"Schön.", lächelte sie, "Ich stehe immer hinter dir, Harry. Egal, wen du liebst."

Erneut stiegen Tränen in meine Augen. "Aber du bist bald nicht mehr da."

Sie war so stark gewesen. Sie hatte durch die Schmerzen gelächelt, nur um mich zu stützen.

"Ich werde immer da sein, Harry. Wann auch immer du mich brauchst, sieh zum Mond. Dort bin ich. Du kannst mich vielleicht nicht immer sehen, aber ich bin da. Ich bin nur grade auf der anderen Seite der Welt", sagte sie mit beruhigendem Lächeln.

"Das wolltest du schon immer", hatte ich geschluchzt.

"Genau. Ich werde endlich die Welt sehen. Die ganze Welt. Und trotzdem bin ich immer bei dir."

The Moon's blessingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt