Kapitel 6

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Ich erstarrte in der Tür. Er wollte zu ihr?

Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen. Ich stolperte in Richtung Küche und stützte mich gegen die Ablage. Wieso wollte er zu ihr? Er hatte mich doch grade noch voller Leidenschaft geküsst und jetzt machte er wieder einen Rückzieher? Wieso tat er mir das an?

„Harry? Was ist los?“

Ich zuckte bei diesen Worten zusammen. „Wieso willst du zu ihr?“, antwortete ich.

Ich traute mich nicht mal, ihm in die Augen zu sehen. Auf einmal spürte ich Louis‘ starke Arme um meine Hüfte. Er drehte mich zu sich um und zog meinen Kopf auf seine Schulter. Mit seiner zarten Hand strich er über meinen Kopf und küsste schließlich meine Locken.

„Mach dir keine Sorgen. Du wirst es bald sehen“, flüsterte er in meine Haare.

Ich legte meine Arme um seine Taille und presste ihn an mich. Eine Träne kullerte über meine Wange. Ich durfte ihn nicht verlieren.

Ich genoss jede Sekunde mit ihm. Ich fuhr mit meinen Händen seinen Rücken entlang und nahm jede kleinste Erhebung und Vertiefung wahr. Meine Haut elektrisierte dort, wo Louis‘ Lippen mich berührten. Dort, wo seine Hände mich hielten, bildete sich Gänsehaut. Unsere Seelen verschmelzten förmlich, wo sich unsere Körper an einander pressten. Meine Finger fuhren durch seine federweichen Haare und fühlten seinen muskulösen und doch so zarten Hals.

Er löste sich etwas von mir, um mein Gesicht in seine Hände zu nehmen. Er sah mir tief in die Augen und legte seine Lippen sanft auf meine. Der Kuss war nicht leidenschaftlich, und dennoch unheimlich intensiv. Ich spürte, wie sich eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper ausbreitete und alles kribbelte.

„Ich muss los“, flüsterte er gegen meine Lippen. Ich wollte ihn nicht gehen lassen. Nicht zu ihr.

Er bewegte sich aber auch nicht. Er küsste mich weiter und hielt mich. Es war so schön. Ich griff seinen Kopf und vertiefte den Kuss.

Er lachte leise gegen meinen Mund und löste sich von mir.

Nein nein nein. Ich wollte nicht, dass das endet. Nein! Ich sah ihn mit meinen besten Hundeaugen an. Sie hatten doch immer gewirkt.

Er lachte bei meinem Anblick und küsste mich ein allerletztes Mal. „Ich werd‘ mir mal was anziehen“, zwinkerte er mir zu.

Ich sah ihm nach, wie er in unserem Zimmer verschwand. Immernoch plagte mich die Frage, was er bei Eleanor wollte. Liebte er sie doch noch so? Hatte er sich an mir nur ‘ausprobiert‘? War ich ihm nicht gut genug? Es fühlte sich doch alles so echt an. So richtig. Ich war so verwirrt. Ich konnte einfach keinen klaren Gedanken fassen.

Ich kramte eine Tasse aus dem Regal und goss mir einen Tee auf. Erst mal die Nerven beruhigen.

Schließlich lehnte ich an der Küchentheke, die Tasse fest mit meinen Händen umklammert, und starrte auf den Boden vor mir. Etliche Gedanken schossen durch meinen Kopf, etliche Szenarien. Wie er zu ihr geht. Wie er seine zarten Lippen auf ihre legt. Wie ihr Kopf an seiner Brust liegt.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als er wieder die Küche betrat. Er lehnte am Kühlschrank und musterte mich. Ich hingegen traute mich nicht, ihm in die Augen zu sehen. Was, wenn er uns jetzt wirklich bereute?

Meine Augen wanderten von seinen Toms über seine Skinny Jeans, die seinen starken und doch schlanken Beinen schmeichelten. Sein enges T-Shirt stellte seinen muskulösen Oberkörper zur Schau und ich bewunderte seinen Bizeps. Er sah so unwiderstehlich aus…

„Harry, sag schon. Was ist los?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nichts“, log ich und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.

Er kam zu mir und nahm mich in die Arme. „Du warst schon immer ein schlechter Lügner.“

Ich spürte seine Lippen auf meiner Wange und sah ihm jetzt in die Augen.

„Ich geh dann jetzt los…“, sagte er mit ruhiger Stimme und trat zurück. Auf dem Weg aus der Küche zwinkerte er mir über die Schulter nochmal zu

„Wenn ich in zwei Stunden nicht zurück bin, ruf die Polizei – Dann hat ihr Bruder mich wahrscheinlich getötet“, lachte er laut.

Bei der Vorstellung lief mir sofort ein Schauer über den Rücken. Ich schenkte ihm ein letztes Lächeln und sah, wie er aus der Küche verschwand und kurz darauf die Eingangstür ins Schloss fiel. Und schon war ich allein.

Ich trank meinen Tee aus und stellte die Tasse zurück in die Spüle. Erst mal duschen. Ich ging zum Schlafzimmer und wollte mir frische Kleidung aus dem Schrank ziehen. Als ich das Zimmer betrat fiel mein Blick sofort auf die zerwühlten Bettlaken. Ein Lächeln schlich in mein Gesicht. Ich seufzte.

Verträumt zog ich einen Pulli und eine gemütliche Jogginghose aus dem Schrank und schlurfte ins Bad.

Ich entledigte mich jetzt auch von meiner Boxershort und stieg unter die Dusche. Das heiße Wasser prasselte entspannend auf meinen Körper und ich ließ mich vom aufsteigenden Dampf umhüllen. Meine Gedanken schweiften ab. Ich stellte mir Louis‘ Hände an meinem Rücken vor… Wie er hinter mir steht und seine Arme um mich schlang und er liebevoll meinen Hals neckt… Wie er mit mir unter dem heißen Wasser stand und wir uns vollends hinter dem Schleier des tanzenden Dampfes unseren Gefühlen hingaben…

Ich griff nach der Shampooflasche. Hör auf Harry, sagte eine leise Stimme in meinem Hinterkopf, du verlierst ihn sowieso wieder. Er wird dir nie wirklich gehören.

Tränen stiegen in meine Augen. Ich versuchte mich auf’s duschen zu konzentrieren.

Schließlich stieg ich aus der Dusche und wickelte ein Handtuch um meine Hüfte. Mit dem Föhn trocknete ich meine Haare und schlüpfte in die frischen Sachen.

Ich ging ins Wohnzimmer und betrachtete kurz das Sofa. Sofort kamen die Erinnerungen zurück, wie wir darauf gelegen hatten… Wie seine Lippen fest auf meine gepresst waren…

Ich schüttelte den Kopf und entdeckte unsere Oberteile im Flur. Sie lagen auf dem Boden und waren immer noch klatschnass. Mein – oder besser Louis‘ – Pulli war dank der Pfütze völlig verdreckt. Ich griff danach und mein Blick schweifte zu der Stelle, an der ich Louis an die Wand geprasst habe. Wie seine Beine um meine Hüfte geschlungen waren…

Verdammt Harry!

Ich brachte den Pulli und das T-Shirt in den Abstellraum zur Waschmaschine und schmiss sie rein.

Ich schlenderte zurück ins Schlafzimmer und stand schließlich gedankenverloren vor dem Spiegel. Mein Blick wanderte zu meinem Hals und ich bemerkte einen zarten rötlichen Fleck. Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus und meine Finger fuhren langsam darüber. Ich schloss die Augen und der Moment schoss wieder in meinen Kopf. Wie wir auf dem Boden lagen, der Regen auf uns fiel und uns komplett durchnässte und wir ihn dennoch kaum bemerkten… Wie Louis verführerisch mit seinen Lippen meinen Körper entlang wanderte und den Fleck hinterließ… Unser erster Kuss… Unser erster Kuss… Überraschend und so leidenschaftlich… So richtig. Niemals werde ich den Moment vergessen.

Ich zog den Kragen meines Pullis etwas weiter nach unten und weitere Male erschienen. Ich lächelte.

Ich warf mich auf das Bett und schwelgte weiter in Erinnerungen. Der heutige Tag konnte doch nicht real sein… Aber er war es. Ich hatte tatsächlich Louis geküsst. Ich hatte ihn im Arm gehalten. Wir waren so intensiv gewesen. Ich spürte wieder Louis‘ Wärme. Seinen wunderschönen Körper… Die perfekten Augen, die mich so voller Leidenschaft und… und… Liebe angesehen hatten…

Das war mit Abstand der beste Tag meines Lebens.

…Dachte ich.

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Haaaaaaaaaaaaaay :D

Bevor ihr euren Laptop/euer Handy vor Wut jetzt aus dem Fenster schmeißt - ich weiß, das Kapitel ist nicht so der Hammer. Und ich weiß; der Cliffhanger ist mies. Aber ich muss euch doch ein wenig quälen ♥

Der Großteil ist übrigens wieder heute in Mathe entstanden ((oops)).

Jedenfalls hoffe ich euch hat's trotzdem irgendwie gefallen - ich versuch so schnell wie möglich weiter zu schreiben! :)

peace out yo, love ya xxx 

The Moon's blessingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt