Kapitel 1

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"Louis? Können wir reden?"

Mit diesen Worten fing alles an.

Mir war es schon seit einer Weile klar. Viele Monate waren seit den VMAs vergangen, viele Monate in denen ich es für mich behalten hatte. Damals erlebten wir einen Abend wie keinen anderen.

Ich lächelte bei dem Gedanken daran. Leise drehte ich mich auf meine rechte Seite, um den schlafenden Engel neben mir zu betrachten. Er sieht immer so friedlich aus. So glücklich. So ruhig.

Damals, als wir den Moonman entgegen nehmen durften, hatte er auch so glücklich ausgesehen. Nur nicht so ruhig, sondern euphorisch. Aufbrausend. Er hatte überglücklich das Mikrophon an sich gerissen und seine Dankesrede aus tiefstem Herzen kommen lassen. Seine tiefblauen Augen strahlten.

Er war so wunderschön. Ich hatte ihn angestarrt, und das nicht gerade unauffällig. Nur war mir das in dem Moment völlig egal. Das war der Moment in dem mir alles klar wurde. Aber die Angst war verflogen, die Angst davor, zu sein was ich bin. Ich hatte keine Befürchtungen mehr im Kopf, keine Szenarien, wie ich von "Fans" angegriffen wurde, keine Gedanken mehr an Alpträume über Reaktionen - nur noch ihn. Ich hatte nur noch Louis vor Augen. Er war wunderschön.

Und das war er immernoch. Er hatte noch immer das Strahlen in seinen Augen, wenn er einen seiner verrückten Pläne im Kopf hatte. Er hatte noch immer das freche und herausfordernde Grinsen, wenn er mich von diesen Plänen überzeugen wollte. Er hatte noch immer das schallende und ansteckende Lachen, wenn der Plan gelang und wieder in irgendeine Misslage für Paul ausartete.

Er hatte immernoch das kleine Bäuchlein, das er trotz härtestem Training nicht wegbekam. Noch immer schoss ihm die Röte ins Gesicht, wenn man ihn darauf ansprach.

Er hatte einfach nichts von seiner Schönheit verloren.

Und ich nichts von meiner Liebe für ihn.

Vorsichtig hob ich meine linke Hand und strich Lou vorsichtig eine Haarsträhne von der Wange. Seine Haut war samtig weich und ich legte meine Hand darauf. Nachts war die einzige Zeit, in der ich Lou nah sein konnte. Mein Daumen strich sanft über seine Schläfe und ein leichtes Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus.

So friedlich.

Mein Finger zeichnete langsam die feinen Konturen seines Gesichts nach. Ich stoppte bei seinen Lippen. Noch immer war ein Lächeln darauf zu erkennen.

Mein Finger strich vorsichtig über seine Unterlippe. Sie pulsierte leicht. Fast unspürbar.

Ich näherte mich seinem Gesicht.

"Ich liebe dich.", hauchte ich fast lautlos gegen seine Lippen.

Ich betrachtete ihn noch wenige Sekunden bevor ich mich umdrehte. Ich sah aus dem Fenster in die sternenklare Nacht.

"Ich werde es ihm sagen. Schon bald", versprach ich dem strahlenden Mond. "Du siehst toll aus", flüsterte ich. "Gute Nacht, Mum."

The Moon's blessingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt