Teil 7

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>>Tut mir Leid, das war jetzt alles einfach überraschend.<< Er verstand es. Wirklich. Und dennoch fühlte er sich elend, als er sie nach Hause gebracht hatte, denn er konnte ihren Blick nicht mehr aus seinem Kopf bekommen. Es war kein Geheimnis, wie die Welt auf ihn sah, kein Geheimnis, dass sein Vater über die Ängste der Menschen hinweg regierte und im Grunde war es ihm immer egal gewesen. Warum war es ihm nun nicht egal, was sie von ihm dachte?
Ja, sie hatten sich für ein weiteres Treffen verabredet und ja, sie war zum Ende hin sehr freundlich, doch dieser Blick. Dieser Blick wollte nicht hineinpassen.

Frustriert über seine innere Aufruhr ging Avel in das Speisezimmer und sah gerade noch, wie sein Vater einige Tropfen einer Flüssigkeit in eines der Gläser tropfte. In jenes, das am Platz seiner Mutter stand und von ihr war keine Spur.
>>Was tust du da?<< fragte er noch immer geladen und ging auf den Mann zu, der ihn ansah, als hätte er ein Verbrechen begangen. Er riss ihm das Fläschchen aus der Hand, doch bevor er die Aufschrift sehen konnte, schlug ihm sein Vater mitten ins Gesicht und riss es abermals an sich.
>>Kümmer dich um deine eigenen Angelegenheiten.<< knurrte er. >>Und solltest du ein Wort darüber verlieren, dann wird dieser Schlag dein geringstes Problem sein.<<
Avel schluckte die Wut hinunter und versuchte krampfhaft das Zittern seines Körpers unter Kontrolle zu bringen, als er in die todbringenden Augen dieses Mannes sah.
Ohne ihn ein weiteres mal anzusehen, ging sein Vater an seinen Platz und setzte sich hin. Avel schwieg. Selbst dann, als seine Mutter fröhlich ihr Getränk an ihre Lippen hielt. Unwissend darüber, was darin war. Er ballte seine Hände zu Fäusten und da er es keine Sekunde mehr hier aushielt, stand er auf, entschuldigte sich und verließ das Speisezimmer.
Dass ihm Lee folgte, blendete er dabei aus.
>>Was willst du verdammt?<< drehte sich Avel wütend um, als Lee noch immer an seinen Fersen klebte. >>Darauf achten, dass du keine Scheiße baust.<< erwiderte er gelassen. Avel lachte. >>Ich bin nicht derjenige, der Schuldbewusst etwas in das Getränk der Frau tut, die ich liebe.<< spuckte er die Worte aus. >>Du hast keine Ahnung Avel. Von nichts und das ist auch besser so. Lass die Beziehung der beiden ihre sein und halte dich raus.<<
>>Bau keinen Unsinn.<< warnte Lee ihn, bevor er endlich im Dunkeln der Nacht verschwand.
Sein nächster Schritt war falsch. Ungemein falsch und dennoch machte er sich nun auf den Weg dorthin.

~~~

Er kletterte hinauf auf die Terrasse. Still und heimlich. Benutzte seine Magie dabei, sich zu tarnen und es dauerte zwei Versuche, bis er das richtige Zimmer erwischte. Zu seinem Glück lag sie schon schlafend im Bett, sodass er ohne Probleme in das Zimmer treten konnte. Es war falsch, so falsch und dennoch konnte er nicht umhin an ihr Bett zu treten, sich langsam vor diesem hinunter zu knien und sie zu betrachten. Die Ruhe, die sie ausstrahlte, begann ihn einzunehmen und vergessen zu lassen, was vor zwei Stunden geschehen war.
Avel wollte sie berühren und hielt sich gerade so zurück. Zum einen, weil das was er hier tat schon nicht in Ordnung war und zum anderen, weil er nicht wusste, ob sie davon wach werden würde.
Also saß er dort einfach still, betrachtete ihre weichen Gesichtszüge und ihr langes Haar, welches über den Bettrand hinweg hinunter floss. Doch das, was er am liebsten sehen wollte, ging nicht. Ihre Augen waren verschlossen, zuckten hin und her als beweis dafür, dass sie gerade träumte und er wollte wissen worüber. Sah sie ihn vielleicht schon in ihren Träumen? Hatte er irgendeinen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen?
Er hoffte es. Gott, er hoffte es so sehr denn verdammt er fühlte sich lebendig. Seid so langer Zeit fühlte er sich endlich wieder Lebendig und er wollte dieses Gefühl nicht verlieren. Niemals wollte er nochmal in diesen Abgrund fallen, in dem er nichts fühlte außer Verbitterung, Trauer, Verwirrung und diesem unbändigen Hass, welche jedes mal darin mündete die Liebe von Eltern zu erfahren. Eines Vaters, einer Mutter.
Denn er war nichts als ein Produkt. Nichts als eine Versicherung für das Vermächtnis dieses Mannes, nach dessen Anerkennung Avel so lange gestrebt hatte.
>>Atarah<< hauchte er ihren Namen sanft und schmunzelte leicht, als sie zu lächeln begann.
Irgendwann, als ihr Schlaf immer unruhiger wurde und ihre Lider gefährlich zu flattern begannen, zwang er sich aufzustehen und ihr Zimmer zu verlassen.
Es fühlte sich an, als würde ein wichtiger Teil dort bleiben. So, als würde sich seine Seele teilen. Und auch wenn dieser Schmerz unermesslich war, fand er sich dennoch in den Gassen dieser Hölle wieder.

The Broken Love-Du gehörst Mir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt