Teil 4

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Die zwei Tage waren um, sodass Atarah nun gemeinsam mit dem alten Ehepaar in der Kutsche saß. Sie sprachen nicht viel, was vor allem an ihr lag. Sie mochte die Stille, war lieber in ihren eigenen Gedanken, als sie mit anderen zu teilen. Sie waren zu düster und nicht wirklich Gesprächstauglich. Aus diesem Grund war sie dem alten Ehepaar auch dankbar, dass die diesen Charakterzug stumm akzeptierten.
>>Wir sind da.<< stellte der alte Mann fest und tatsächlich. Der Rest der Stadt war ziemlich heruntergekommen und es war recht dunkel und düster. Pflanzen waren selten und jene, die hier waren, schienen gerade so erhalten zu bleiben. Aber was das ganze so fürchterlich machte war, dass die Häuser tief schwarz und an spitz geschliffene Edelsteine erinnerten.
Doch dieses Schloss übertraf dennoch so einiges. Es war, als würde der Großteil aus Adamant bestehen, sodass der Sandstein überschattet wurde. Atarah konnte erkennen, dass das Adamant später beigefügt worden war, denn das passte nicht zusammen. Es war ein so erheblicher Kontrast, dass es daran liegen musste. Der obere Teil des Turmes war komplett in Adamant und zwei andere Türme ragten ebenfalls daneben schwarz aus dem Boden. Das musste neu beigefügt worden sein. Es abschreckend, wie eine Warnung an alle, die es betreten sollten.
Sie griff nach den vielen Lagen ihres roten Satinkleides und stieg aus der Kutsche. Ein letztes mal strich sie über ihre hochsteckfrisur, die mit kleinen roten Rosen zusammengehalten wurde und nur hier und da paar Locken hinunterfielen, auf ihre nackte Schulter.
>>Die Handschuhe jucken.<< beschwerte sie sich, woraufhin die alte Frau Oizys sie sanft anlächelte. >>Du gewöhnst dich daran.<<
Atarah nickte und folgte dem Paar in die große Eingangshalle, die schon völlig überfüllt war. Es war als wäre keine Farbe erlaubt, denn selbst sie stach fürchterlich heraus in dem roten Kleid. Sie sah überall matte, dunkle Töne und die Menschen hier wirkten, als würden sie nach nichts streben. >>Ich hätte nicht gedacht, dass es hier auch so düster ist.<< schluckte Atarah schwer.
>>Die schwarze Magie des Königs hat sich in jeden Winkel gefressen Kind. Creisseida hatte einst hell geleuchtet, wie die Sterne am Himmel, doch als der Krieg beendet war, hat sich alles mit einem Schlag geändert.<< flüsterte Mr.Oizys.
>>Wie dem auch sei. Wir sollten das nicht hier besprechen.<< warnte sie Mrs Oizys, bevor sie auf ein anderes Paar zusteuerte und sie begrüßte.
>>Lander. Wie schön euch hier zu sehen.<<
Das Paar fixierte Atarah, woraufhin Mrs. Oizys Blick ebenfalls auf sie fiel und sie an der Hand zu sich zog. >>Das ist Atarah Sheridan. Sie war eine große Hilfe, als wir in den abgelegenen Dörfern gelebt haben. Sie ist zu Besuch hier, um die Stadt etwas zu sehen.<< stellte man sie vor.
>>Freut mich euch kennenzulernen.<< setzte Atarah an und zwang sich ein zuckersüßes Lächeln auf die Lippen.

Es fühlte sich wie eine halbe Ewigkeit an, bis man sie entließ und sie sich endlich frei bewegen konnte. Doch mit der Zeit wuchs ihr Unmut an, als ihr Blick immer wieder auf den leeren Thron fiel.
Und als sie das Gespräch zweier Mädchen auffing, war ihre Laune mit einem mal hinüber.
>>Dass das Königspaar wieder nicht auftaucht war anzunehmen, aber der Sohn? Ich dachte er sucht eine Frau.<< stöhnte das Mädchen mit dem aschblonden Haar.
>>Ich habe ein Vermögen für dieses Kleid ausgegeben.<< fluchte die andere mit den dunklen Locken und glättete theatralisch ihr Kleid.
Ja und ich habe mein Leben dafür aufs Spiel gesetzt. Fluchte Atarah innerlich und verließ den Saal, um in den nahegelegenen Garten zu laufen.
Wäre sie nicht so wütend gewesen, dann hätte sie tatsächlich erstaunt sein können, über den Unterschied des Gartens. Sanftes Licht durchflutete diesen und es war so grün hier, wie sonst nirgendwo auf der Welt.
>>Ihr dürft hier nicht sein.<< hörte sie eine tiefe Männerstimme. >>Die Tür war offen und hier hängt kein Schild mit einem Verbot.<< gab sie abfälliger von sich, als beabsichtigt und spürte im nächsten Moment, wie sich die Hand des Mannes um ihren Oberarm schlang. Er zog sie grob zu sich und zwang sie ihn anzusehen.
Das was ihr auf der Zunge lag, schluckte sie herunter, als sie in seine Augen sah. Es war, als würde sie in kaltes Eis blicken, der ihr innerstes mit einem mal gefror.
>>Dich kenne ich nicht und dabei kenne ich jeden hier in dieser Stadt. Wer bist du?<< fragte er sie, als würde er sie verhören. Sie zwang ihren Blick von diesen Augen, die leicht überschattet wurden von seinen dunklen Haaren, die ihm in die Stirn fielen. Ebenfalls zwang sie sich ein Lächeln um ihre Mundwinkel, weil ihr mit einem mal bewusst wurde, dass sie ihre Rolle aufrechterhalten musste.
>>Tut mir Leid. Mein Name ist Atarah Sheridan. Ich brauchte nur etwas Ruhe von der Musik und die Tür stand offen.<< erklärte sie sich und schluckte schwer, als er sich weiter hinab beugte.
>>Und? Gefällt es euch?<< fragte er sie und nickte in Richtung des Gartens.
Sie nickte zaghaft und unterdrückte den Drang, seinen Arm von ihr loszureißen. Er schien ihr Unbehagen zu spüren und ließ sie langsam los.
>>Ich gehe dann wieder rein.<< ließ sie ihn wissen, doch er stellte sich vor sie und hätte nicht ein sanftes Lächeln seine Lippen umspielt, dann hätte sie ihm vermutlich spätestens jetzt eine reingehauen.
>>Bleibt etwas. Ihr könnt euch den Garten ansehen, solange ich hier bin.<< schlug er ihr vor. Eine leise Vorahnung schlich sich langsam in Atarahs Kopf, als sie den Mann vor sich betrachtete. Eine Vorahnung, die ihre letzte Option sein sollte, sich nun aber als sehr Hilfreich erwies. Die Chance schien ihr zu Füßen zu liegen, denn wenn dieser Mann Zugang zu dem königlichen Garten hatte, dann musste dieser Mann der Krone nahe stehen.
Es gab mehrere Optionen und alle waren hervorragend, sofern sie ihr weiter halfen bei ihrem Vorhaben das Königspaar zu vernichten.
Also nickte sie lächelnd und lief an ihm vorbei, tiefer in den königlichen Garten.

The Broken Love-Du gehörst Mir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt