Teil 18

68 8 0
                                    

Der Kuss war so zaghaft und noch voller unbeantworteter Fragen. Aber als Avel sich vorsichtig von ihr löste, widerstrebte es allem, was sie fühlte. So war nun Atarah diejenige, die ihn am Kragen festhielt und ihre Lippen auf seine drückte. Feuer begann sich in ihrem Herzen zu entzünden, als seine Hand in ihren Nacken fuhr und er sie dabei grob an eines der Tische zog. Er fegte etwas auf den Boden, das zum Glück nur wie ein Stapel Papiere klang. Atarah wurde übermannt von dem Chaos in sich, als Avel sie auf den Tisch legte und wie ein dürstender über ihren Hals und wieder bis zu ihren Lippen fuhr.
Seine Hände waren überall und dich war es ihr nicht genug. Sie sehnte sich nach ihm, so wie er sich nach ihr sehnte und obwohl sie Erfahrungen hatte mit solchen intimen Berührungen, war es bei ihm anders. So hatte sie sich noch nie gefühlt. Es war fast so, als wäre sie ihm ausgeliefert und in ihrer eigenen Sehnsucht gefangen, die alles rationale zur Seite schob, als würde es nicht existieren. Als hätte es erst gar nicht existiert. Und doch gelang es ihr wieder zu denken.
Es war zu schnell und so viel auf einmal. Aus diesem Grund presste sie ihre flache Hand gegen seine Brust und versuchte ihn von sich zu drücken. Für eine Millisekunde war es, als würde Panik nach ihr greifen, als sie ihn noch fester von sich drücken musste. Aber er löste sich von ihr, sah ihr in die Augen und strich nur sanft über ihre Schläfe.
>>Wir sollten es langsam angehen.<< hörte sie ihre eigene verwirrte Stimme und atmete erleichtert aus, als er nickte. >>Ja, das sollten wir.<<

~~~

Atarah trat gefolgt von Avel in das Speisesaal und musste sich zusammenreißen, sich nichts anmerken zu lassen, als sie das Königspaar dort erblickte.
Die Königin lächelte ihr sanft zu und erhob sich von ihrem Stuhl, um zu ihnen zu gelangen. Atarahs Blick huschte zum König, der sie mit mahlendem Kiefer betrachtete. Bevor sie die Umarmung der Königin kommen sah, fand sie sich in ihren Armen wider und verstand plötzlich die Welt nicht mehr. Die Frau, die sie so sanft und ehrlich umarmte, war der blanke Widerspruch zu dem Mann, der dort in seinem Stuhl saß und bissbilligend zusah, wie seine Frau Atarah umarmte. >>Freut mich dich kennenzulernen.<< drang eine melodische Stimme in ihr Ohr, bevor die Königin sich von ihr löste und Atarah in ihre Augen sehen konnte. Ihr Atem stockte, als sie das tiefe Blau sah, welches nicht hätte menschlich sein können. Augenblicklich schien sie das erste mal zu verstehen, warum dieser Mann, dieser Tyrann, so verrückt zu sein schien von ihr. Alles an der Königin war Sanftheit, alles an ihr war das, was Atarah nie sein konnte.
Plötzlich fühlte sie sich unbehaglich in dem Raum. So als würde sie nicht dazugehören, bis die Starre sich in ihr löste und sie sich in Erinnerung rief, wer diese Frau vor ihr war und in wessen Heim sich sich befand. Es war Nervenaufreibend so viele Gefühle in so einer kurzen Zeitspanne zu empfinden. Und es war lästig den bitteren Geschmack von Rachdurst hinunter zu schlucken, um eine Rolle zu spielen, für die sie sich schämte. Worte auszusprechen, die nicht mehr als Lüge wahren.
>>Die Freude ist ganz auf meiner Seite.<< erwiderte Atarah mit einem gezwungenen Lächeln, bevor sie einen leichten Knicks vollführte. >>Kommt, lasst uns gemeinsam Essen.<< unterbrach der König das Schauspiel, sodass sich alle auf ihre Plätze gesellten. Wieder sah Atarah zur Königin und erhaschte einen Augenblick, in dem sie den König das erste mal Sanft sah. Er sah die Königin mit so viel Liebe an, dass Ararah sich augenblicklich fragte, wie so ein Monster dazu fähig war.
Sie löste den Blick von ihnen, als eine warme Hand sich unter dem Tisch in ihre schmiegte und kleine Kreise auf ihrer Haut zog. Dankbar sah sie zu Avel, in dessen Augen Verständnis lag.

The Broken Love-Du gehörst Mir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt