Teil 9

85 11 0
                                    

Er war wieder hier, mitten in der Nacht und beobachtete Atarah dabei, wie sie schlief. Es war noch immer falsch in ihr Zimmer einzubrechen, in dieses fremde Haus und doch hatte er es ein weiteres mal getan.
Überall roch es nach ihr und es zog ihn wie magisch zu ihr herunter, sodass er sich über das Bett beugte, zu ihr herunter. Erst als sie sich unruhig nach rechts wälzte, erhob er sich. Es kostete ihn extreme Mühe ihr Zimmer zu verlassen und noch größere Mühe, die dunkle Gasse hinunterzulaufen.

>>Warum brichst du in dieses Haus ein?<< hörte er Lees Stimme, doch anstatt ihm zu antworten, lief er einfach weiter. Lee aber zog ihn an seinem Kragen nach hinten und donnerte ihn gegen die Wand. >>Sehnst du dich so sehr nach Bestrafung Avel? Du weißt ganz genau, dass nur noch ein falscher Schritt fehlt, damit er dich wieder in dieses Zimmer sperrt.<<
Avel riss sich los. >>Hör zu. Such dir einfach endlich irgendeine Frau und ordne dich unter, bis du gekrönt wirst. Zumindest die eine Sache solltest du doch hinbekommen.<< versuchte es Lee mit mehr Verständnis in seiner Stimme. Vermutlich hatte er recht. Avel hatte es nicht leicht mit seinem Vater, doch wenn er zumindest diese eine Forderung erfüllen könnte, dann wäre er erstmal aus der Schussbahn. >>Dort ist eine Frau, die mir nicht aus dem Kopf geht. Wenn ihr mir etwas Zeit gibt, damit ich sie kennenlerne, dann erfülle ich diese Bedingung.<< teilte Avel ihm emotionslos mit, obwohl sein innerstes Freudensprünge machte bei dem Gedanken, dass Atarah ihm ganz gehören könnte.
>>Wozu mehr Zeit? Sag es deinem Vater und dann hat sich die Sache erledigt.<<
Nun war Avel derjenige, der Lee gegen die Mauer donnerte. >>Ich werde sie nicht gegen ihren Willen heiraten oder sie in diesem Schloss einsperren, wie es mein Vater mit meiner Mutter getan hat.<< knurrte Avel, während Lee ausdruckslos an der Wand lehnte.
>>Deine Mutter war freiwillig dort.<< widersprach er ihm, doch Avel konnte nur darüber lachen. >>Nur weil sie manipuliert wurde. Nur weil sie sonst nichts hatte und angewiesen war auf ihn. Ich frage mich tatsächlich nur, warum du all die Jahre an seiner Seite standest, obwohl er es doch war, der deine Geliebte hinrichten lassen hat.<<
Schmerz huschte über die Züge von Lee, weshalb er ihn nun doch los ließ und seine harschen Worte bereute. >>Er musste es tun.<< erwiderte er nur, bevor sein Blick in die Richtung des Hauses huschte, wo Atarah noch immer tief und fest schlafen musste. Ein Ziehen meldete sich in der Brust von Avel, als er daran dachte, dass sein Vater ihr weh tun könnte.
>>Räum mir wenigstens eine Woche ein Lee. Bitte.<< Lee sah ihn an. Grübelnd und unsicher. >>Ich habe dich noch nie um etwas gebeten. Es ist mir ernst verdammt.<< fügte Avel schon fast verzweifelt hinzu.
Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bevor Lee schwer ausatmete und nickte. >>Eine Woche. Dann wird dein Vater davon erfahren.<<
>>Danke.<< erwiderte Avel nur und sah ein letztes mal zurück über seine Schulter, ehe er mit Lee gemeinsam zurück zum Schloss lief.

~~~

Was auch immer er versuchte, er konnte nicht einschlafen. So zog es ihn hinunter in die Gärten, um etwas Ruhe in sich zu saugen, doch dort angekommen sah er, wie seine Mutter schluchzend auf dem Boden lag.
>>Mutter<< stieß er aus, bevor er zu ihr eilte und als er das Blut an ihrem Nachthemd sah, verwandelte sich seine Sorge in Panik. Ohne groß zu überlegen, hob er sie in seine Arme und brüllte nach den Dienstmädchen. Doch sein Brüllen sorgte nur dafür, dass sein Vater alarmiert wurde und als dieser ebenfalls in den Krankenflügel trat, entfernte er sich von seiner Mutter.
>>Nila, warum hast du mich nicht geweckt?<< warf er ihr verzweifelt vor, bevor sein Blick zu Avel huschte, dessen Hemd mit Blut besudelt war. >>Ich wollte nicht...ich wollte nicht wieder versagen.<< schluchzte sie. >>Cailan, es tust mir so Leid.<< brach ihre Stimme und sorgte dafür, dass Avels Körper sich anspannte. Augenblicklich dachte er an die Flüssigkeit, die sein Vater in ihr Getränk getan hatte. Er musste wissen was los war und die perfekte Gelegenheit kam, als der Arzt sie raus scheuchte.

~~~

>>Warum verdammt tust du ihr das an? Warum muss sie ein ums andere mal ihr Kind verlieren? Sag es!<<forderte Avel ihn auf und sah kurzzeitig Schuld in dem Blick seines Vaters, bevor er sich in seinem Arbeitszimmer hinsetzte. >>Weil sie mir gehört und niemand anderem.<< sprach der Mann vor ihm endlich aus und sorgte dafür, dass Avel verstand.
>>Du willst wirklich nicht, dass ich ihr zu Nahe komme. Nicht die Menschen in diesem Schloss, nicht ihre Zofen und das so stark, dass du nicht mal ein Kind auf diese Welt setzen willst.<< sagte Avel mehr zu sich selbst, als zu ihm.
>>Du weißt was passiert, wenn sie das erfährt Avel. Der einzige Grund, warum du hier bist, ist sie. Ich wollte einen starken Erben. Einen wie mich. Jemanden...<<
>>Jemanden der nur blind tut was du willst Vater? Alle folgen dir doch nur wegen ihrer Angst. Selbst sie!<< warf er ihm vor, woraufhin sein Vater nur lächelte. >>Anders kommt man nicht weit Avel. Angst ist die größte Macht, die du über jemandem haben kannst.<<
Dieses mal war Avel derjenige, der lächelte. >>Warum offenbarst du deine Angst dann so breitwillig? Fast das gesamte Königreich kennt deine Schwäche und du weißt ganz genau was Menschen tun, um deine Angst zu schüren. Immerhin tust du es doch nicht anders.<< Sein Vater erhob sich und sah ihn mit zu schlitzen verengten Augen an, aber das hinderte Avel nicht daran, weiter zu sprechen.
>>Du spürst die Wut in jedem Winkel dieses Landes und irgendwann, wird sie uns treffen. Irgendwann, wird ein Kind in ihrem Bauch das letzte sein, was du zu befürchten hast, wenn sie in die Fänge deines Feindes gerät.<<

The Broken Love-Du gehörst Mir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt