Teil 8

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Als sie am Morgen erwachte, hatte sie sich unbehaglich gefühlt. Nicht nur wegen dem Traum, den sie hatte, in dem sie Avel vor sich gesehen hatte, wie er sie beobachtete.
Nein, es war irgendwie etwas erdrückendes im Zimmer, wie eine Schicht aus Staub, die den Weg in ihre Lungen fand.
>>Geht es dir nicht gut?<< durchbrach Mrs. Oizys Stimme ihre Gedanken. Atarah blinzelte kurz verwirrt, bevor sie nickte und an ihrem Tee nippte. >>Ja. Ich habe nur etwas schlecht geschlafen.<< Atarah war dankbar, dass sie es dabei beließ und sich ihrem Ehemann zuwandte. Sie war wirklich froh über ihre Gastfreundschaft und dafür, dass sie ihr die Chance gaben ihre Pläne umzusetzen. Doch Atarah war ihr gesamtes Leben auf sich gestellt und hatte tiefere Verbindungen zu anderen immer verhindert. Selbst als sie für einige Monate ein Teil der Rebellenbewegung in Anrika war. Einem kleinen Dorf nicht viel weiter als von jenem, in dem sie ihr ganzes Leben verbracht hatte.
Selbst dort hatte sie sich kaum geöffnet und bis auf die Tatsache, dass sie ihre Jungfräulichkeit an eines der Jungen dort verloren hatte, um zu wissen wie es war und der Tatsache, dass die Rebellengruppe nicht ihre Ziele verfolgte, war da nichts. Sie hatte sich so wenig für sie interessiert und sich abgeschottet, dass sie sich nicht einmal an einen Namen erinnern konnte.
>>Heute findet ein Fest zu ehren des Königs statt.<< durchbrach ein weiteres mal Mrs. Oizys die Stille um Atarah. Sie nickte nur, bevor sie ein weiteres mal an ihrem Tee nippte.
>>Vielleicht die beste Möglichkeit mich etwas umzuhören. Dankeschön für das Frühstück.<<
Mit diesen Worten erhob sich Atarah vom Esstisch, ignorierte die besorgten Blicke des Ehepaares und ging hinauf zu ihr Zimmer. Bereit sich zu rüsten mit hübschen Kleidern und versteckten Dolchen in ihrem Mieder.

~~~

Es war unglaublich, wieviele Menschen es tatsächlich feierten einen Tyrannen als König zu haben. Wieviele nicht die aufgesetzte Maske der Freude trugen, sondern die Fröhlichkeit ausstrahlten, wie eine zweite Haut. Atarah sah Stände mit leckerem Essen und eine Statue eines Mannes, dessen Gesicht nicht zu erkennen war. Wie denn auch, wenn anscheinend niemand wusste, wie ihr Herrscher aussah. Augenblicklich dachte sie an Avel. Sah er seinem Vater ähnlich? Atarah konnte sich nicht einmal daran erinnern, dass die Königin je ein Kind bekommen hatte. Sie nahm sich vor ihn das nächste mal zu Fragen.
Atarah lief weiter die überfüllte Straße entlang und als sie gerade abbiegen wollte, griff jemand nach ihrem Arm und zog sie in eine Gasse. Aus einem Instinkt heraus drehte sie den Arm dieses jemands auf den Rücken, schnappte sich ihren Dolch und hielt es ihm an die Kehle. >>Du kannst kämpfen?<< hörte sie Avels schmerzverzerrte Stimme, bevor sie ihren Fehler erkannte. Sie ließ ihn los, als hätte sie sich an ihm verbrannt und sah zum Boden, den Dolch dabei hinter ihrem Rücken versteckt. >>Ich...<< brach sie ab, woraufhin er ihr Kinn umfasste und sie zwang ihn anzusehen. >>So viele Fragen lauern mir in meinem Mund und dennoch habe ich sie alle vergessen, nur mit einem Blick in deine Augen.<< Sie lächelte sanft. >>Was hast du durchgemacht, dass du gezwungen warst dich zu verteidigen?<< fragte er mehr zu sich selbst, als an sie gerichtet. Für einen Moment war Atarah tatsächlich verblüfft, weil er sie nicht direkt verurteilte, als Frau zu den Waffen zu greifen. Nein, er suchte die Schuld nicht in ihr, sondern bei den Umständen. Die Trauer, die über ihre Züge huschte, konnte sie nicht mehr rechtzeitig verbergen. >>Eines Tages werde ich vielleicht der Freund sein, dem du alles anvertrauen kannst. Ich werde dir zuhören Atarah. Wenn es soweit ist, werde ich dir zuhören.<< hauchte er und strich ihr sanft über ihr Kinn.
>>Du kennst mich kaum. Wie kannst du das sagen?<<
Sie fühlte sich schlecht bei seinen nächsten Worten. Schlecht, weil sie vorhatte diesen Mann zu hassen und doch fühlte sie Wärme in sich.
>>Weil ich in deine Seele blicke und das Gefühl habe einen Spiegel zu sehen.<<
Er stockte, ehe er seine Hand sinken lies.
>>Du bist alles Atarah, aber keine einfache Frau.<<
>>So wie du kein einfacher Mann bist?<< er lachte. >>Mhm. Spiegel Atarah.<<
Nun lächelte sie ebenfalls, bevor sie ihren Arm bei ihm einhakte. Sie hatte die ganze Zeit Angst davor gehabt es zu vermasseln, weil er merken könnte, dass sie eine Rolle spielte. Nun erleichterte es sie zu wissen, dass selbst wenn Züge ihres wahren Ichs hervortraten, der Mann neben ihr dennoch keinen Verdacht schöpfte. Er war schon jetzt hin und weg von ihr und das nahm sie dankend vom Schicksal an. Denn so hatte sie kaum Mühe in sein Herz einzudringen, bis sie bekam was sie wollte.
Den Kopf des Königs und seinen Saphir.
Atarah lächelte und dieses mal war es ein echtes Lächeln.

The Broken Love-Du gehörst Mir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt