Teil 5

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Er hatte keine Lust auf diesen heutigen Abend gehabt und dennoch war er hergekommen, weil sein Vater darauf bestand. Eine Frau zu suchen. Als hätte er nicht schon genug Probleme.
Avel hatte sich aus diesem Grund nicht rausgeputzt und stand hier mit zerzaustem Haar und einer zerknitterten Tunika, nur dass er es in dem Moment bereute, als er diese Frau ansprach, die sich irgendwie in diesen Garten verwirrt hatte. Zuerst wollte er sie dafür zurechtweisen und seine angestaute Wut hinauslassen, doch als er sie zu sich drehte, löste sich ein Knoten.
Er musste nur in diese tiefschwarzen Augen sehen, die ihn mit einem mal faszinierten. Sie sah aus wie eine Göttin in diesem Kleid und den dunklen Locken. Avel musste sich zusammenreißen, um sich nicht die Locke um den Finger zu wickeln, die ihr ins Gesicht fiel.
>>Das ist wirklich unglaublich hier.<< kommentierte sie den Anblick des Gartens und um des Himmels willen. Er schmolz dahin. Er sollte sie hinausschicken, denn dieser Garten war das Herz seiner Mutter, doch er konnte nicht.
Sein Herz pochte unaufhörlich gegen seine Brust, schlug zu in dem Versuch seinen Verstand dazu zu bringen sie an sich zu ziehen.
>>Wie lange werdet ihr bleiben?<< zwang er sich zu fragen und holte erleichtert Luft, als sie mit den Schultern zuckte.
>>Ich habe keinen Zeitplan festgelegt.<<
Das war großartig.
Er sah ihr dabei zu, wie elegant sie durch den Garten schlängelte, folgte ihr dabei wie ein Wachhund, doch nicht um des Gartens Willen. Dieses Gefühl tief in seiner Brust erinnerte ihn an die eine Droge, die er im Sommer fast täglich genommen hatte, als er sich raus geschlichen hatte um zu feiern. Dieses Gefühl, als würde etwas sanft über sein Herz streicheln und eine Gänsehaut an seinem ganzen Körper auslösen. Dieses Gefühl, welches dafür sorgte, dass er endlich Farben sehen, sie fühlen und gar schmecken konnte. Er wusste, dass diese Leere von ihm Besitz nehmen würde, sobald er einen Fuß in die entgegengesetzte Richtung machte. >>Ihr seht furchtbar es, wenn ich das sagen darf. Als wärt ihr gerade aus dem Bett geschlüpft.<< drang ihre melodische Stimme durch den Garten. Er lachte auf.
>>Ich gebe mir ungern Mühe für etwas, auf das ich keinen Wert lege.<< erwiderte er und strich beim Vorbeigehen über die roten Rosen, den Dornen dabei ausweichend. >>Ist das Fest denn so schlimm? Man könnte meinen, dass das doch eine nette Abwechslung ist.<< Sie sah ihn nicht an, während sie die Worte an ihn richtete, obwohl er sich innerlich wünschte, dass sie es tun würde. Er wollte in ihre Augen sehen. In diese dunklen Abgründe, die ihn auf eine unnatürliche Weise anzogen. >>Gefällt es euch denn Atarah? Immerhin seid ihr diejenige, die hierher kam. Warum seid ihr nicht tanzen und zieht die Ruhe dieses Gartens vor? Warum seid ihr nicht drin, wie die anderen Frauen und wartet, bis der Prinz auftaucht. Immerhin müsstet ihr von dem Gerücht gehört haben.<< bohrte er nach und blieb hinter ihr stehen, als sie eine Rose zwischen ihre Finger nahm. Er war ihr nah, so nah, dass er die Wärme ihres Körpers spürte. >>Ich kann nicht Tanzen.<< begann sie, bevor sie sich endlich zu ihm drehte und ihren Kopf anwinkelte, um ihn anzusehen. >>Und wenn der Kronprinz sich eine Frau sucht, bezweifle ich, dass eine der Anwesenden etwas zu sagen hat. Ich bezweifle, dass sie ihn überhaupt zu Gesicht bekommen. Ich glaube, dass er wie ein Räuber seine Beute im Stillen beobachtet. Ich glaube.<< hauchte sie und sah schräg zu ihm hoch, als würde sie ihn studieren. >>Ich glaube, dass er zuschlagen würde, bevor jemand realisieren würde, was geschieht.<< wisperte sie und sah ihn nun fragend an. >>Denkt ihr ich habe unrecht Fremder?<<
Sein Atem stockte. >>Klingt, als würdet ihr ihn bereits kennen.<< stutzte er, woraufhin sie lächelte. >>Es war nur geraten. Das wäre zumindest das, was ich an seiner Stelle tun würde.<< Wenn sie wüsste, wie sehr sie ins Schwarze traf. Verdammt er war hin und weg.
>>Ich möchte euch wiedersehen Atarah.<< beichtete er, woraufhin sie ihn aus großen Augen ansah.
>>Ich bin ohne Erlaubnis hier rein und dachte eigentlich, das würde mir meinen Kopf kosten. Doch stattdessen wollt ihr mich wiedersehen?<< hörte er sie ungläubig fragen.
Ein schiefes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.
>>Ja. Tatsächlich möchte ich euch wiedersehen.<< Er ging mit langsamen Schritten auf sie zu, stellte sich neben sie und sah zu dem kleinen Teich inmitten des Gartens.
>>Und wie heißt ihr Fremder? Ich sollte doch zumindest euren Namen kennen, bevor ihr mich ein weiteres mal sehen wollt.<< grinste sie in Richtung des Teiches.
>>Avel. Nennt mich Avel.<<
>>Avel.<< wiederholte sie seinen Namen und er hatte noch nie etwas schöneres gehört.

The Broken Love-Du gehörst Mir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt