Teil 22

78 7 0
                                    

1 Monat später

Sollte sich das so anfühlen? Zu gewinnen? Die Welt von dem schlechten zu befreien?
Immerhin war der König fort, die Königin eingesperrt in ihrem Zimmer und Atarah. Atarah hatte Avel geheiratet, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen und weil sie ihr Leben mit ihm verbringen wollte.
Und doch zogen sie ihre Füße gerade zu dem Zimmer, welches sie meiden wollte.
Die Wachen öffneten ihr ohne zu Zögern die Tür.
Machte es sie zu einem schlechten Menschen, keinen Mitleid mit der Frau zu empfinden, die im völligen Dunkeln auf dem Boden kauerte?
Mit zerzaustem Haar und der gleichen Kleidung wie vor einem Monat? Mit dem Blut ihres Mannes, der noch immer das einst so strahlende Blau ihres Gewandes beschmutzte?
Machte es Atarah zu einem schlechten Menschen nichts zu empfinden, als die verquollenen Augen der gebrochenen Frau, die ihre trafen?
>>Ich kenne deinen Vorwurf.<< begann die Frau, bevor Atarah den Mut aufbringen konnte etwas zu sagen.
>>Ich kann dir keinen Grund dafür nennen, warum ich das nie beendet habe. Warum ich zugelassen habe, dass es soweit kommt. Keinen außer jenen, dass ich diesen Mann geliebt habe und noch immer tue. Selbst nach der Wahrheit, dass seine Grausamkeit auch mich getroffen hatte. Selbst nach der Wahrheit, dass all die Kinder in meinem Leib, durch seinen Einfluss gestorben waren. Selbst dann, als ich erfahren habe, was er mit Avel getan hat.<<
Schockiert setzte ich mich auf den Sessel und starrte ihr fassungslos dabei zu, wie die Tränen über ihre Wangen liefen.
>>Ich habe versagt. So oft habe ich versagt. Und so oft war mein Versagen darin begründet, dass ich ihn Liebe. Ich war selbstsüchtig an jedem Tag und ich wusste es.<<
>>Fühlt ihr keine Reue?<< warf Atarah ein.
Die Frau sah sie an und blieb schließlich an der Krone auf Atarahs Kopf hängen.
>>Sollte ich das nicht euch fragen Atarah?<<
Sie schüttelte den Kopf, bevor sie lachend die Tränen aus ihrem Gesicht wischte.
>>Mir war immer bewusst, wer Cailan war und ich habe es nie geleugnet. Doch ihr. Du. Du verschließt deine Augen vor der Wahrheit.<< warf sie Atarah vor.
Wütend erhob sich Atarah und baute sich vor ihr auf. >>Was wollt ihr damit sagen?<< Etwas in Atarah zog sich zusammen, als die Augen dieser gebrochenen Frau plötzlich warm wurden. Wie die einer liebenden Mutter, die ihr Kind schützen wollte.
>>Avel ist zu viel schlimmerem fähig Atarah. Du weißt das. Andernfalls hätte Cailan ihn nicht so lange geduldet. Wir wissen beide, warum Cailan ihn wirklich gehasst hat und doch auf dem Thron sehen wollte.<<
Die Frau löste ihren Blick von ihr und sah hinaus aus dem Fenster.
>>Cailan hatte Angst vor Avel. Denn er wusste, dass Avel mächtiger war, als dass Cailan jemals sein könnte. Und jetzt, wo Cailan fort ist und Avel die Krone auf seinem Haupt trägt, wird nicht einmal deine Liebe zu ihm ihn davon abhalten können.<<
Schmerz. Purer Schmerz durchströmte Atarah, als sie dieses Zimmer verließ und in ihre eigenen Gemächer eilte. Schmerz durchflutete sie, als sie zum Bad eilte und ihren gesamten Mageninhalt leerte. Schmerz betäubte sie, als sie auf den Fliesen zusammenbrach und realisierte, dass sich in diesem einen Monat nichts verändert hatte. Alle Ideen, die sie einbrachte, tat Avel damit ab, dass es bald soweit sein würde. All ihre Proteste erstickte er damit, sie in ihrem Ehebett zu lieben. Und doch wusste sie, dass sie ihn liebte. So sehr, dass ihr der Gedanke er könnte fort sein, ihr Herz zertrümmern ließ.
Noch nie in in ihrem Leben hatte sie sich so zerschunden gefühlt und geglaubt, sie könnte die Königin jemals verstehen.
Die Liebe konnte so unglaublich grausam sein. Die Liebe konnte so zerstörerisch sein.
Die Liebe war es, die ihre Moral untergraben und ihre Selbstsucht hervorgeholt hatte.
Die Liebe zu Avel war es, die ihre gesamte Welt auf den Kopf gestellt hatte.
Machte es sie zu einem schlechten Menschen, sich dieser Liebe hinzugeben? Wohl bewusst darüber, was für ein Opfer sie damit bringen musste?

The Broken Love-Du gehörst Mir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt