» Kleiner Versuch «

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»Was soll das werden?«

Ich blieb abrupt stehen und sah verständnislos zu Thélmo hoch.

Er schenkte mir ein schwaches Lächeln, doch ausnahmsweise konnte er mich damit nicht anstecken.

»Beantworte meine Frage!«, befahl ich ihm barsch.

Ein weiteres mal blickte ich zu dem Ort, der vor uns lag.

Der Friedhof von Distrikt Zwei, um genau zu sein.

»Komm einfach mit«, erwiderte er ruhig.

Ich wollte bereits protestieren und ihm sagen, dass er mich mal konnte, doch da fügte er das niedlichste und gleichzeitig das traurigste »Bitte«, hinzu, welches ich je gehört hatte.

Genervt seufzte ich auf und machte eine theatralische Geste: »Na gut.«

Er schenkte mir ein kleines, dankbares Lächeln, bevor er mich am Arm packte und mich mit sich zog.

Widerwillig liess ich mich von ihm mitziehen. Da er sowieso stärker als ich war, hätte es sich nicht gelohnt, wenn ich mich gewehrt hätte.

Zusammen stolperten wir also an unzähligen Gräbern vorbei. Einige waren wunderschön mit Kerzen und Blumen dekoriert, andere dagegen hatten höchstens ein wenig Unkraut drauf.

Schliesslich blieb Thélmo bei einem Grab stehen und liess mich endlich los.

Ich rieb mir die Stelle am Arm, an der er mich gehalten hatte - sie war warm und kribbelte leicht.

Mit einem tiefen Atemzug blickte ich auf den Grabstein vor mir.


Flake Alexandré Daroon

Tapferer Tribut der 23. Hungerspiele

"Wir haben Wunden die nicht heilen,

und Narben die uns bleiben.

Ein Herz in tiefer Trauer,

doch die Liebe bleibt bestehen."


Ich schnappte nach Atem, ich hatte ihn zu lange angehalten.

Tränen stiegen mir in die Augen, ich zitterte am ganzen Körper.

Die Schwestern von Thélmo hatten mir vorgeworfen, ich sei Schuld, dass Flake gestorben war. Doch vorher war ich einfach zu überrumpelt, um dies zu realisieren.

War ich wirklich Schuld an seinem Tod?

Ich hatte ihn ja nicht umgebracht, oder?

Die Schuldgefühle schienen das Innere meiner Brust aufzufressen.

Ich war Schuld!

Thélmo stand stumm neben mir. Seine Hände vergrub er lässig in seiner Jackentasche, sich Blick war auf seine Schuhe gerichtet.

Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch ich wusste nicht genau was.

»Warum?«, sagte ich schliesslich, meine Stimme war brüchig, die Tränen liefen mir bereits die Wangen hinab.

Ich war Schuld! Ich hatte seine Familie zerstört. Ich, ich, ich!

Der Blonde blickte auf, nur um mir darauf ungewohnt lange in die Augen zu schauen.

Es war nicht wirklich angenehm. Mein Bauch kribbelte und deshalb unterbrach in den Augenkontakt schnell, indem ich meinem Blick in der Gegend herum schweifen liess.

Revenge ~ Der Tod kommt immer Näher [#2] ON HOLDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt