» Fühl dich frei «

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 Tage später, Die Nacht vor den 24. Hungerspielen

»Danke«, murmelte ich leise und nahm die heisse Milch mit Honig von dem Avox Mädchen entgegen. Diese nickte nur kurz mit dem Kopf, ehe sie wieder aus dem Raum eilte. Seufzend liess ich mich gegen die Couch fallen und wärmte meine zitternden Hände an der heissen Tasse. Mein Puls raste, als ich daran dachte, was morgen für ein Tag sein würde. Der Beginn der 24. Hungerspiele, mit Anna und Elvion. Auch wenn beide nicht gerade einfach waren, besonders erstere, habe ich sie lieb gewonnen. Zwar verging kein Frühstück oder Abendessen, an denen die beiden sich nicht mit Teller oder Löffeln bewarfen. Auch noch spät Abends hörte man die beiden streiten und am Morgen musste ich sie immer in den Fahrstuhl begleiten, das sie sich auf dem Weg nicht gegenseitig umbrachten. Ich drehte die Tasse in meinen Fingern und legte meine Lippen an den Rand. Als die heisse Flüssigkeit meine Lippen berührten, zuckte ich augenblicklich zusammen und stellte das Getränk auf den kleinen Tisch vor mir. Mit meinen Fingern fuhr ich mir über meine verbrannten Lippen und rümpfte die Nase. »Ist wohl noch etwas heiss, nicht wahr?« Schon wieder zuckte ich so zusammen, das ich fast die Tasse vom Tisch schüttete.

Ich fuhr herum und erblickte Elvion der mich angrinste. Seine blonden Haare hingen im ins Gesicht und er trug eine weite Jogginghose und dazu einen schwarzen Pullover, auf dem das Wappen von Distrikt 4 abgebildet war. »Noch wach?«, erwiderte ich trocken, ein wenig traurig. »Du solltest schlafen, morgen musst du fit sein.« Elvion liess sich neben mir auf die Couch fallen und legte seine warme Hand unter mein Kinn. Ich zuckte zurück, doch Elvion hielt mein Kinn so fest, das ich es nicht bewegen konnte. »Lass mal schauen«, murmelte er ruhig und blickte dabei nachdenklich auf meine Lippen. »Es ist schon okay, mir geht es gut«, sagte ich unruhig und drehte meinen Kopf dabei. Mir war es ehrlich gesagt unangenehm, wer er mich so anfasste. »Tut mir Leid«, Elvion rieb seine Hände aneinander. »Ich wollte dich nicht nervös machen.« »Das hat nicht damit zu tun«, sagte ich schnell und spannte meinen Körper an. Das letzte mal, wo mich jemand so angefasst hatte, war es Flake. Ich presste meine Lippen aufeinander und schloss die Augen. Ich wollte doch nicht mehr an ihn denken. »Felicia, alles okay?« Ich öffnete die Augen und lehnte mich zurück in die Couch. »Ja«, antwortete ich knapp. Ich merkte, wie Elvion zu mir rutschte und augenblicklich spannte sich meinen Körper wieder an. Warum verhielt er sich so komisch? Er war doch sonst auch nicht so anhänglich. Angespannt drehte ich meinen Kopf herum und zuckte wieder zusammen, als ich merkte, das sich unser Gesicht kaum noch ein Zentimeter trennte. »Was ist mit dir los?«, flüsterte ich. Ich hatte Angst, laut zu sprechen. Doch Elvion antwortete nicht. Sein Blick wanderte runter zu meinen Lippen und ich hatte einen bösen Verdacht was nun passieren würde.

Seine Lippen berührten meine, zuerst fast unbemerkbar und vorsichtig, dann aber etwas fester und intensiver. Ich schloss die Augen. Mein Bauch kribbelte und mein Puls schlug schneller. Nun erwiderte ich den Kuss ebenfalls intensiver. Seine Hand zog mich näher an sich heran, so das ich auf seinem Schoss sass. Mein Herz raste und ich fühlte mich frei. Frei von allen bedenken und Sorgen. Aufdringlich, schon fast gierig presste ich meine Lippen auf seine, er erwiderte sie. Seine einte Hand fuhr langsam unter mein T-Shirt und fuhr immer weiter nach oben. Seine Haare kitzelten mich an meinen Wangen und sofort riss ich die Augen auf und zuckte zurück. Starr blickte ich in Elvions blaue Augen, welche mich fragend anblickten. »Das ist falsch«, flüsterte ich und löste meine Arme aus seinem Nacken. Ich strich mir nervös eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht und wollte von seinem Schoss runter, doch er hielt mich fest. »Warte«, sagte er ruhig. »Bleib hier.« »Nein, Elvion«, sagte ich streng. »Wir dürfen das nicht, das ist falsch.« Ich versuchte meine Handgelenke aus seinem festen Griff zu lösen, doch er liess nicht los. »Es ist falsch, ich weiss«, hauchte er mir ins Ohr. »Aber wunderschön, nicht wahr?« Gänsehaut breitete sich auf mir aus und ich nickte leicht. Ja, das Gefühl von Freiheit war wunderschön. »Na also«, er drückte mir einen Kuss auf den Hals. »Wenn es wunderschön ist, ist es bestimmt auch nicht so schlimm.«

Revenge ~ Der Tod kommt immer Näher [#2] ON HOLDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt