» Blut ist dicker als Wasser «

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Petrus schien sich heute für kein Wetter entscheiden zu können. Am Morgen sah es noch so aus, als würde man heute die Sonne geniessen können, doch nun regnete es draussen in Strömen und Distrikt Vier schien im dichten Nebel ertrunken zu sein.

Ich wusste nicht wie lange ich schon hier auf dem Stuhl sass, denn ich vorhin vor das Fenster geschoben hatte, und in die trostlose Landschaft hinaus blickte. Mehr als den Nebel konnte mal allerdings nicht sehen, bis auf vielleicht den Blitz, der vorhin knapp vor unserem Haus eingeschlagen hatte.

Fast unmerklich zuckte ich zusammen, als ich hörte wie die Haustüre aufgeschlossen wurde und jemand jammernd ins Haus trat.

» Was für ein Mist Wetter!«, beschwerte sich Delphia genervt.

Ich zwang mich, ein Lächeln aufzusetzen und mich zu meiner kleinen Schwester um zu drehen. Sie stand im Flur und quälte sich aus der tropfnassen Regenjacke. Sie fluchte leise vor sich hin, ich hörte bloss heraus, dass ihre Schuhe wohl nicht wasserfest waren.

»Hast du Neuigkeiten von Elvion?«, erkundigte ich mich, bei seinem Namen erlosch mein Lächeln blitzschnell.

Delphia schenkte mir einen genervten Blick: »Es ist auch schön dich zu sehen, Schwesterherz.«

Ein Seufzen verliess meinen Mund, bevor ich die Augen verdrehte. Solche Antworten erhielt ich bereits seit ich aus dem Kapitol zurück war. Sie hatte sich drastisch von mir distanziert und jeder Näherungsversuch meinerseits, blockte sie mit einem bissigen Kommentar ab. Schwesterherz war das netteste, dass ich in letzter Zeit von ihr gehört hatte.

Da ich keine genauere Antwort auf meine Frage von ihr erwartete, erhob ich mich von meinem Stuhl. Dabei gab er ein unangenehmes quietschen von sich.

Inzwischen hatte Delphia sich aus ihren Sachen geschält. Einige nasse, blonde Strähne, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten, hingen ihr ins Gesicht. Sie stand im Wohnzimmer, sie hatte sich gegen die dunkelblaue Couch gelehnt. Ihre Arme wären vor ihrer Brust verschränkt, während sie jede meiner Bewegungen mit ihren Augen verfolgte.

»Ist irgendwas?«, fragte ich etwas schroffer als gewollt.

Früher hätte sie eifrig den Kopf geschüttelt und sich entschuldigt. Sie wusste genau, dass ich eigentlich nur in schlimmen Fällen schroff antwortete. Doch heute verdrehte sie bloss die Augen und stöhnte genervt.

»Nein, tut mir Leid, dass ich dich anschaue, Prinzessin«, fügte ebenso schroff hinzu.

Ich schenkte ihr einen strengen Blick, der soviel heissen sollte wie: Pass auf, was du sagst. Doch der beeindruckte sie überhaupt nicht, nein. Sie starrte bloss wütend zurück, ihr sonst so sanftes Gesicht war angespannt und sie sah plötzlich überraschend erwachsen aus.

»Wenn du ein Problem hast«, knurrte ich, »Kannst du normal mit mir reden, Delphia.«

»Vielleicht würde ich das ja!«, kreischte sie, so dass ich verblüfft einen Schritt zurück machte.

Ihr Gesicht war feuerrot, ihre Augen glänzten und ich wusste, dass sie gleich weinen würde.

»Vielleicht würde ich ja normal mit dir sprechen, Feli«, jedes Wort spuckte sie mir beinahe entgegen. »Aber ich habe nicht das Gefühl, dass dich meine Probleme interessieren!«

Ich schnappte empört nach Luft. Wie konnte sie sowas sagen? Ich war ihre Schwester, natürlich interessierte ich mich für ihre Probleme.

»Was soll das jetzt wieder heissen?«, ich verschränkte ebenfalls die Arme, worauf sie ihre schlaff an ihrem Körper hinab hingen liess.

Revenge ~ Der Tod kommt immer Näher [#2] ON HOLDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt