» Angriff der Beisser «

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Meine Augen brannten fürchterlich. Das ich nun den ganzen Tag damit verbringen musste, auf diesen nervigen Bildschirm zu starren, war wirklich nicht besonders angenehm für meine armen Augen. Seufzend liess ich mich zurück in den Sessel fallen. Mit dem Daumen und dem Mittelfinger rieb ich mir die Schläfe, welche gefährlich laut pochte. »Tut es fest weh?« Ich schloss die Augen und liess die Hand senken. Ich spürte Thélmos Hand auf meiner Schulter. Ein kurzer Schlag durchfuhr mich und es löste ein komisches Gefühl in meinem Bauch aus. Wahrscheinlich wieder Bauchschmerzen, oder Hunger. Schliesslich hatte ich den ganzen Tag nichts gegessen und dann diese Aufregung in der Arena erst. Da kam man schon leicht an seine Grenzen. »Bist du eingeschlafen?«, der Druck auf meiner Schulter verstärkte sich und ich zuckte vor Schmerz zusammen. »Willst du mich umbringen?«, schnauzte ich den Blonden an und öffnete leicht die Augen. Die Helligkeit des Raumes war gewaltig und am liebsten hätte ich die Augenlider wieder gesenkt und die Dunkelheit genossen. »Nein, heute ausnahmsweise nicht«, erwiderte er, dabei hatte er ein merkwürdiges Grinsen auf dem Gesicht. »Sieh mich nicht so an«, schnaubte ich und tätschelte meine eigene Wange kurz, »Ich weiss, das ich heute nicht gerade eine Augenweide bin.« Wenigstens hatte ich die letzte Nacht in meinem Bett verbracht und nicht auf diesem, zugegeben, unbequemen Schreibtisch. Aber geschlafen hatte ich trotzdem nicht besonders gut. Na ja, geschlafen? So konnte man das auch nicht bezeichnen. Ich lag die ganze Nacht wach und hörte mir das gejubel der Kapitolsleuten draussen an. Der erste Karrerio war gefallen – was für ein Ereignis. Natürlich mussten sie deshalb die ganze Nacht herumschreien wie die Verrückten und mich somit wach halten, danke, ehrlich. Thélmo reichte mir eine Tasse aus der ziemlich viel Dampf stieg. »Kaffee?«, fragte er. Ich nahm die Tasse an mich und nahm einen Schluck des heissen Getränks. Schnell kniff ich die Augen zusammen und gab die Tasse zurück. Bah, war das Zeug bitter. »Trinkst du deinen Kaffee immer so hässlich?«, murmelte ich und streckte ihm die Zunge angewidert heraus. »So oft ich kann. Meine ganze Familie macht das so, ausser meine Schwestern natürlich.« Er zwinkerte mir lachend zu. Ja, seine Schwestern waren ja auch noch ziemlich jung, weshalb sollten sie da auch schon Kaffee trinken? Hoffentlich kamen sie nie auf den Geschmack, den das Zeug war wirklich eklig. »Wenn wir schon bei Familie sind«, er nahm einen weiteren Schluck und fuhr mir grinsend durch die Haare, »Ich sollte noch meine Freundin anrufen. Wir sehen uns nachher. Und besorg' dir einen.. guten Kaffee.« Mit diesen Worten verliess er in schnellen Schritten den Mentorenraum.

Ich presste meine Lippen aufeinander. Etwas machte mich an seinen letzten Worten ziemlich wütend. Ich fuhr mir kurz durch meine dunklen Locken, was er soeben auch getan hatte. War es etwa wegen seine Bemerkung mit seiner Freundin? So etwas sollte mich doch nicht kümmern, oder? Ich rückte kopfschüttelnd näher zu meinem Display auf meinem Tisch. Ich beobachtete die blonde Anna, welche sich gerade an einem Feuer versuchte, was ihr selbstverständlich auch gelang. Auf der grossen Leinwand, wurde nun der Moderator gezeigt, welcher auch schon letztes Jahr hier war. Ich erinnerte mich schwach an seinen Namen. Elias.. Talimosamdingsda? Wie auch immer. Dieses Jahr hatte er aber seine goldenen Strähne gegen dunkelblaue eingetauscht, aber seine Haare waren so noch immer unnatürlich schwarz wie letztes Jahr. »Hallöchen liebes Publikum!«, jubelte er in die Kamera und setzte ein gespieltes Lächeln auf. »Hier ist wieder euer toller Elias Talimos!« Ah, ja. Hatte ich natürlich auf den ersten Anhieb gewusst. »Es ist zwar erst der dritte Tag der Arena, aber gestern ist was total unvorhersehbares geschehen!«, sagte er und nickte dabei heftig, »Ein Karrerio ist gefallen, einer der Favoriten der gesamten Spiele. Wie tragisch, wie tragisch. Viele Leute haben bereits jetzt die Wetten verloren.« War das etwa das einzigste Problem? Das die kranken Leuten ihr verdammtes Geld verloren, während sie wetten machten, wer am längsten überlebt? »Aber wir wollen es uns nochmal ansehen, was ist genau passiert? Wir zeigen es ihnen heute nochmal und zwar genau jetzt! Halten sie sich gut fest, denn es ist wirklich unfassbar.« Ich verdrehte die Augen. Seine Moderation war unfassbar unnötig. Die Kapitolshymne erklang und das Ereignis von gestern wurde eingeblendet.

Revenge ~ Der Tod kommt immer Näher [#2] ON HOLDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt