» Zwei Dumme, ein Gedanke «

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D I S T R I K T ~ V I E R

Mein Bleistift wanderte geschmeidig über das weisse Papier, welches vor mir auf dem Tisch lag.


Ich seufzte leise, als eine Linie nicht so kam, wie ich es mir gewünscht hatte. Verdammt, was war heute bloss wieder los mit mir?


Augen verdrehend legte ich den Bleistift weg und zerknüllte das Papier in meinen Händen, bevor ich es in den Mülleimer warf – zu den anderen fünfzehn missglückten Versuchen ihn zu zeichnen.


Weshalb ich meine Zeit überhaupt damit verschwendete, ihn zu zeichnen, wusste ich selbst nicht. Vielleicht wollte ich einfach etwas haben, dass mich an ihn erinnerte. Schliesslich würde ich ihn wohl nie wieder sehen.


»Und darüber solltest du froh sein«, murmelte ich leise vor mich hin.


Obwohl ich gar nicht wollte, griff ich automatisch zu einem frischen Blatt Papier, welche alle auf einem ordentlichen Stapel neben mir auf dem Tisch lagen.


Wahrscheinlich konnte ich mein Unterbewusstsein von diesem Zeichen-Drang nicht stoppen, bevor ich ein annehmbares Bild von ihm hatte.


Du bist ganz schön krank im Kopf, lachte mich mein Unterbewusstsein aus.


Besser gesagt, ich lachte mich innerlich selber aus. Ich wurde also doch verrückt. Es ging sicherlich nicht mehr lange und meine Mutter würde mir einen Psychiater suchen.


Mal ehrlich. Ich versuchte jemanden zu vergessen und doch dachte ich ständig an ihn. Den ganzen Tag galten meine Gedanken ihm und unserem Kuss, selbst in meinen Träumen verfolgte er mich. Da brachte er mich aber eher zum Lachen, als zum weinen.


Aber ich musste der Realität ins Auge sehen. Er würde niemals etwas mit mir anfangen. Er hatte ja seine Freundin. Wie hiess sie nochmal? Alishyta, genau. Sie war unglaublich hübsch, sicher sehr Intelligent und nervte ihn bestimmt nicht so sehr, wie ich es tat.


Ein perfektes Traumpaar, nicht wahr?


Bloss bei dem Gedanken an das Bild, welches er mir damals im Kapitol gezeigt hatte, wurde mir Übel. Vielleicht konnte ich mich einfach auf der Zeichnung, welche vor mir lag, übergeben.


Schön mitten ins sein gezeichnetes Gesicht.


Ich schüttelte den Kopf, um diesen Gedanken aus meinem Gehirn zu verbannen. Ich sollte es im gönnen, dass er jemand wie Alishyta hatte. Er hatte es verdient glücklich zu sein, nach all' dem, was er erlebt hatte.


Aber hatte ich nicht auch das Recht auf ein wenig Glück? In meinem Leben schien ich immer nach dem Glück zu jagen, nur war es etwa zehn mal so schnell wie ich.


Wenigstens hatte ich es wieder einigermassen gut mit meiner Mutter, seit unserem Gespräch. Ich hatte mich bei ihr Entschuldigt und sie hatte mir mit einem breiten Lächeln verziehen.

Revenge ~ Der Tod kommt immer Näher [#2] ON HOLDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt