"Es tut mir leid, aber seit sie da ist... Habe ich das Gefühl, dass wir als Paar nicht mehr funktionieren."
"Also war's das?"
"Ja. Es tut mir leid."
Sechs Monate war dieses Gespräch zwischen Jadon und Riley nun her. Sechs lange Monate, die wohl die schwierigsten ihres Lebens gewesen waren. Nicht nur, dass die Trennung von Jadon nach fast sechs gemeinsamen Jahren ihr weh getan hatte, sie hatte nichtmal ordentlich trauern können, denn erstens sah sie ihn so häufig, wenn er Charlie abholte und zweitens hatte sie mit ihrer Tochter alle Hände voll zu tun. Aber dass sie die Trennung nicht verarbeiten konnte, machte es natürlich nicht einfacher, dass die beiden für ihre Tochter eng zusammen arbeiteten. Klar, sie wollten natürlich, dass ihre Tochter trotz der Trennung gut aufwuchs, aber einfach war es nicht. Wenn Jadon sie nur abholte oder wieder brachte, ging es, aber zu besonderen Anlässen war es schwieriger, da sie da mehr Zeit miteinander verbrachten. Wie auch jetzt.
Heute war es soweit, Charlie wurde ein Jahr alt. Dafür hatten Jadon und Riley ein schönes Fest geplant. Da Rileys Eltern in Deutschland waren und arbeiten mussten, konnten sie nicht kommen, aber Jadons Eltern und einige Freunde von ihm und Riley würden kommen. Natürlich dürften auch Lucia und Marcus, welche die Paten der kleinen waren, nicht fehlen. Da es dann doch einige Gäste waren, gab es neben Charlie's Lieblingsessen, Kartoffelpüree mit gekochtem Gemüse, auch ein kleines Buffet. Dafür würde jeder etwas mitbringen und auch Riley und Jadon hatten jeweils etwas gemacht. Nur eine Sache noch nicht: die Torte. Die wollten sie zusammen machen und so kam es, dass sie gemeinsam in der Küche standen, während Marcus und Lucia Charlie beschäftigten.
"Wie viel Mehl brauchen wir nochmal?", fragte Jadon Riley, während sie gerade die Schokolade in das Wasserbad gab. Sie sah kurz in Rezept nach und sagte dann: "300 Gramm.", woraufhin er das Mehl in die Schüssel schüttete. "Hast du noch ein Paket? Das host reicht nicht.", merkte er an, als die Waage nur 190 Gramm anzeigte. "Ja, hier oben.", antwortete Riley und öffnete den Schrank über ihren Kopf. Darin stand das Mehl ganz oben und da sie selber ziemlich klein war, musste Jadon es selber holen.
Als er so nah an sie heran trat, stockte Riley der Atem. Allein ihn zu treffen war schon immer wieder extrem aufregend für sie, aber als er nach dem Mehl griff und ihre Körper sich dabei leicht berührten, war es anders. Intensiver. Sie hielt die Luft an und ihre Knie wurden zu Pudding. Auch Jadon fühlte so, er versuchte jedoch es nichr zu zeigen. Und doch schaffte er das nicht wirklich. Zu viele Erinnerungen an vergangene Zeiten füllten seinen Kopf. Daran, wie sie gemeinsam gekocht hatten. Wie daraus manchmal mehr wurde. Wie Jadon ihren Bauch geküsst hatte, während das Essen im Ofen war, als sie schwanger war. Ja, sogar an ihr erstes Date erinnerte er sich. Damals waren sie 17 gewesen und sie hatten sie zum Kochen und Essen verabredet. Und dabei war nicht alles perfekt gelaufen.
"Weißt du noch, bei unsrem ersten Date? Wie ich dir aus Versehen die Eier auf den Kopf fallen lassen habe?", sagte Jadon und schmunzelte beim Gedanken an die Erinnerung. "Warum Jay?", flüsterte Riley nach einer kurzen Pause, "Warum holst du das jetzt wieder hoch?""Naja, es ist eine schöne Erinnerung.", sagte Jadon leise und fügte dann ein leises: "oder?" hinzu, wobei er sich nicht von Riley entfernte. Sie seufzte, drehte sich um und als sie sein Gesicht plötzlich so nahe vor sich sah, stockte ihr erneut der Atem.
"Jadon...", flüsterte sie und in ihren Augen blitzten Liebe und Schmerz. "Was?", fragte er leise und etwas verwirrt. "Hör damit auf.", hauchte sie und er flüsterte: "Womit?", während sein Gesicht sich ihrem näherte. "Du hast Schluss gemacht, Jadon. Es ist schon so so kompliziert.", antwortete Riley und ehe sie es sich versah, lagen seine Lippen auf ihren. Und das fühlte sich verboten gut an.
Der Kuss begann vorsichtig, wurde aber immer intensiver. Riley schlang ihre Arme um Jadon und vergrub ihre Hände in seinen Haaren, während er sie an der Taille ganz nah an sich heran zog. "Ist doch gar nicht kompliziert.", flüsterte Jadon. Er hauchte einen weiteren Kuss auf ihre Lippen und fuhr dann fort: "Oder? Ist doch ganz einfach."
Ja, auf gewisse Art und Weise war es das. Sie küssten sich, weil es sich gut anfühlte. Das war ganz einfach. Und doch war alles kompliziert. "Jadon... Wir können nicht... Charlie... Das verwirrt sie doch.", flüsterte Riley und sah ihn traurig an. Er nahm ihre Hände in seine und sah sie eindringlich an. "Doch Riley.", murmelte er,"Wir können. Mit dir Schluss zu machen war die dümmste Entscheidung meines Lebens und ich... Ich wünsche mir eine zweite Chance. Bitte gib mir eine zweite Chance. Gib uns eine zweite Chance. Bitte. Ich... Ich liebe dich, Riley."
Riley überlegte einen Moment lang. Sie wollte ihm eine zweite Chance geben, wirklich. Aber sie hatte auch solche Angst. Was, wenn er sie wieder verlassen würde? Was würde Charlie sagen? Ihre Freunde? Ihre Eltern? Und doch... Sie liebte Jadon. Und sie wünschte sich für Charlie eine heile Familie. Und genau deshalb flüsterte sie: "Ich dich doch auch. Okay, Jadon, lass es uns noch einmal versuchen." Dann presste sie ihre Lippen erneut auf seine und er zog sie erneut zu sich ran. Es war richtig. Die zweite Chance war richtig. Und das spürten sie alle beide.
