Bravertz

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Tw: Krebs, Tod

julianshavertz
Danke für deine lieben Worte im Wunachkommentar, ich habe mich sehr darüber gefreut 🫶🏻und jetzt viel Spaß beim Lesen!

Wie aus Stein saß Kai auf dem Bett und starrte auf eines der Bilder an der Wand, während er die Hand mit seinem Handy sinken ließ. Es durfte nicht war sein! Das Bild war erst wenige Wochen alt. Er, Julian und Sophia hatten einen großartigen Urlaub gehabt und nach einem schönen Tag am Strand dieses Bild gemacht. Sie waren alle drei so glücklich gewesen an dem Tag, alles war gut gewesen. Und jetzt war Sophia tot? Das konnte einfach nicht wahr sein! Je mehr er über sie nachdachte, desto mehr überkam es Kai und er begann, jämmerlich zu schluchzen. Sophia. Die beste Freundin, die er und Julian jemals gehabt hatten. Acht lange Jahre lang hatte sie die Beziehung der beiden gedeckt und in der Öffentlichkeit Kais Freundin gespielt. Er hatte sie nichtmal darum gebeten, ihr lediglich damals von ihm und Julian und dem Problem mit der Öffentlichkeit erzählt. Und sie hatte es einfach von sich angeboten. Doch nicht nur das, auch sonst war sie einfach die beste Freundin der beiden gewesen. Und Kai vermisste sie jetzt schon. Wie konnte das bloß sein? Sie hatte ihm und Julian im Urlaub von ihrer Krebserkrankung erzählt, aber sie sagte, es sei ein so frühes Stadium, dass sie durchkommen würde. Und jetzt plötzlich hieß es, der Krebs habe sie umgebracht. Kai verstand die Welt nicht mehr. Er zog seine Knie an seinen Oberkörper und legte seinen Kopf auf ihnen ab, bevor sein weinen noch stärker wurde. Sein ganzer Körper zitterte und die Tränen strömte seine Wangen hinab. Innerhalb weniger Minuten war seine Hose an den Knien durchweicht, doch Kai konnte einfach nicht aufhören. Er hatte Sophia so sehr geliebt, sie war seine beste Freundin gewesen und jetzt war sie weg. Einfach so.

Bald, er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, hörte er, wie sich der Schlüssel im Schloss der Haustür drehte. "Du gehst zu Kai. Ich koche etwas für euch und mache euch einen Tee.", hörte er Marius Wolfs Stimme und dann etwas Unverständliches von Julian, der ebenfalls laut schluchzte. Kai hörte erst jemanden am Schlafzimmer vorbei Richtung Küche gehen, dann näherten sich langsam die Schritte, die er immer und überall erkennen würde. Julians Schritte. Die Tür öffnete sich langsam und ein komplett verheulter und verquollener Julian stand da und sah ihn an. Kai löste sich aus seiner Position und ließ die Beine wieder sinken, während Julian auf ihn zukam. Als der ältere seine Arme um ihn schlang, brachen auch die letzten Dämme bei den beiden. Kai legte seine Arme ebenfalls um seinen Freund und krallte sich geradezu an Julian fest. Minutenlang klammerten sie sich so aneinander fest und weinten wortlos. Julians Tränen durchweichten Kais Haare, in denen er seine Nase vergraben hatte, während die Tränen des jüngeren einen großen, nassen Fleck auf Julians Shirt hinterließen. Bis irgendwann keine Tränen mehr bei Kai kamen. Sein Körper bebte und er schluchzte noch immer, doch es kamen keine Tränen mehr. Einerseits, weil Julians Nähe ihm Trost spendete, andererseits aber auch, weil schlichtweg keine Flüssigkeit mehr da war, die sein Körper hätte entbehren können.

Somit kam Marius genau richtig. Der älteste der drei klopfte sanft an den Türrahmen, woraufhin Kai und Julian aufsahen. Er sah sie mit einem mitleidigen Blick an. Mit seiner rechten Hand balancierte er ein Tablett, auf dem zwei dampfende Tassen Tee standen. Kai erkannte den Duft. Einmal Apfel-Zimt, Julians Lieblingstee, einmal Pfirsich, seine eigener aktueller Favorit. Marius war wohl aufmerksam gewesen, so wie eigentlich immer. Auch er war ein enger Freund der beiden und einer der wenigen, der von ihrer Beziehung wusste. Langsam kam er auf sie zu und bedeutete ihnen, sich normal hinzusetzen.

"Es tut mir unglaublich leid, wirklich. Es ist unfair, dass sie weg ist. Sie war ein wundervoller Mensch und weder sie, noch ihr habt das so verdient. Ich bin für euch da, okay? Ich koche gleich etwas, ich weiß, ihr habt keinen Appetit, aber ihr müsst etwas essen. Und trinken. Hier, die sind für euch.", sagte Marius und reichte ihnen dabei jeweils die Tassen, wofür Kai und Julian sich leise bedankten. Marius hatte recht. Appetit hatten sie wirklich nicht, aber sie mussten essen und trinken. Marius sah sie kurz etwas unsicher an. Dann fügte er hinzu: "Und wenn es für euch okay ist, würde ich die nächsten Tage bei euch bleiben. Edin hat dich freigestellt, Julian, und über den Verein haben wir auch deinen Trainer erreicht Kai, du bist auch etwas länger freigestellt, als eigentlich geplant. Ich muss noch zum Training und zum Spiel, aber würde an sonsten gerne hier bleiben und euch helfen, wo ich kann. Wäre das in Ordnung?"

Das rührte Kai und Julian sichtlich. Der ältere Griff nach Kais Hand und nickte schwach. "Das wäre toll. Vielen Dank, Marius. Du bist ein wahrer Freund.", sagte er mit rauer Stimme und sah ihren Kumpel dankbar an. Marius lächelte sie leicht an und kam noch etwas näher, um sie beide sanft zu umarmen. Julian und Kai erwiderten die Umarmung dankbar, dann verließ Marius das Zimmer wieder gen Küche.

Julian und Kai beschlossen derweil, sich gemeinsam ins Bett zu kuscheln. Ganz nah lagen sie aneinander, Kais Kopf auf Julians Brust. Er malte mit seinem Zeigefinger Kreise darauf und Julian spielte sanft mit seinen Haaren. Während sie so dort lagen, erzählten sie sich leise ihre liebsten Momente mit Sophia. Dabei mussten sie teils sogar etwas kichern. Auch wenn es noch immer weh tat, nun gemeinsam zu trauern machte es zumindest etwas besser.

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