[home - Tom Rosenthal]
DAFÜR NIMMT CLARY ab. Und zwar nach dem ersten Freizeichen.
Keine zehn Minuten später sitze ich in ihrem Auto und erzähle ihr die ganze Geschichte, auch wenn ich es immer noch nicht richtig fassen kann.
Sie hört mir stumm zu, streichelt mir hin und wieder unterstützend über den Rücken und gibt mir genau den Rückhalt, den ich brauche. Sie ist da für mich und das bedeutet mir die Welt.
Auch sie ist schockiert und braucht einen Moment, um das Ganze zu realisieren. Aber sie hat sich schnell wieder im Griff und redet beruhigend auf mich ein, als ich eine Heulattacke nach der anderen bekomme.
Ich habe nicht bemerkt, wo wir hinfahren, bis sie auf den Parkplatz einer High-School parkt und den Motor abwürgt.
Durch meine Tränen blinzle ich sie fragend an. »Was tun wir hier?«
Sie deutet auf das Gebäude. »Das ist Masons Schule. Er hat heute ein wichtiges Football-Spiel und wollte erst nicht gehen, um für dich da zu sein, wenn du von deinem Vater wiederkommst. Aber wir alle haben ihn gezwungen, zu spielen und er hat erst eingeknickt, als wir gesagt haben, dass du es aber so wollen würdest.«
Ich lächle dankbar. »Ja, tatsächlich hätte ich das. Er liebt das Spielen.«
Clary nickt und eine Weile bleiben wir stumm im Auto sitzen. »Ich dachte, du willst vielleicht bei ihm sein«, erklärt sie dann und dreht den Kopf zu mir.
»Ja, das wäre schön.« Ich wische mir mit dem Handrücken über die Augen. Als ich mich im Rückspiegel betrachte, stelle ich befriedigend fest, dass sie doch tatsächlich rot und geschwollen sind. Immerhin etwas. Ich greife nach der Türklinke, doch bevor ich aussteigen kann, hält mich Clary am Ärmel fest.
»Was willst du jetzt tun, Syd?«
Ich weiß sofort, dass sie nicht genau diesen Moment gerade meint, sondern wie es generell weitergehen wird. Schluckend zucke ich mit den Achseln. »Ich weiß es nicht«, wispere ich.
Clary nickt verständnisvoll und auch in ihren Augen schimmern Tränen. Dann lässt sie mich los und richtet sich nach vorne. »Mason kann dich ja nach dem Spiel mitnehmen. Ich muss etwas erledigen.«
»Okay.« Ich zögere. Bevor ich aussteige, muss ich noch dringend etwas los werden. »Clary ... es tut mir leid, dass es momentan so viel um mich geht.«
Sofort schnellt ihr Kopf herum. »Syd, wehe du entschuldigst dich noch einmal dafür! Ich bin immer für dich da, hörst du? Und wenn gerade alles für dich schwierig ist, dann bist du Priorität. Du würdest doch genauso handeln, wenn ich an deiner Stelle wäre.«
Ja, das würde ich. Ich würde wahrscheinlich alles auf dieser Welt für sie tun.
Gerührt erwidere ich ihren Blick, dann verlasse ich das Auto und schaue ihr nach, bis sie davon gefahren ist.
Schwer seufzend drehe ich mich um und gehe auf das Gebäude zu. Es ist nicht schwer zu erahnen, wo das Spielfeld liegt, denn der Jubel schallt bis zu mir hier herüber. Ich umrunde die Schule und erblicke den frischen, grünen Rasen, auf denen die zwei Mannschaften wortwörtlich aufeinander losgehen.
Schnell husche ich auf die Tribüne, lasse mich auf einem freien Platz ganz an den Rand nieder und sehe mich um.
Das Spiel ist gut besucht, jede Menge Schüler und Schülerinnen sitzen hier oben und starren mit gespannten Mienen auf das Feld hinab. Manche von ihnen tragen Klamotten mit Schullogo und jubeln durchgehend, andere schauen eher still zu. Ein paar Mädchen, die eine Reihe schräg hinter mir sitzen, mustern mich bei meiner Ankunft und tuscheln dann kurz.
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the society
Teen Fiction»Es ist nicht so wie es scheint.« »Wie ist es dann?« »Beschissen.« In einer Welt voller Druck und Schönheitsidealen fühlt man sich schnell übersehen und verloren. So auch die 16 jährige Sydney. Bis sie von einem Arzt hört, der Genveränderung als n...