[dancing queen – ABBA]
AN MEINEM GEBURTSTAG zwei Wochen später, bin ich so gut gelaunt wie schon lange nicht mehr. Marissa und Talia haben mich mit einem brennendem Kuchen geweckt, auf dem riesige Kerzen in der Form 17 prangen.
Stolz puste ich sie aus und drücke meine Mitbewohnerinnen fest an mich.
In der Schule überrascht mich Clary mit einem blauen Umschlag, den ich neugierig öffne. Darin ist ein Gutschein, dass wir einmal nur zu zweit essen gehen, sie alles bezahlt und wir einfach sorglos reden, wie früher. Sie umarmt mich lange und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. »Ich hab dich so lieb, Syd.«
Am Abend planen Owen, Talia, Marissa, Lou, Clary und Mason eine Party für mich, bei uns zuhause. Sie fragen mich extra, ob es okay ist, oder ob ich im kleinen Kreis feiern will. Aber ich habe ehrlich gesagt wirklich Lust auf eine große Party und all ihre Freunde mal wieder zu sehen.
Wirklich aufmerksam fragt mich Talia, ob es mich stört, wenn sie Modelkolleginnen einlädt, aber es macht mir nichts aus, solange es nicht Pinky ist.
Bevor die große Party beginnt, drehen wir alle die Musik auf und feiern schon mal alleine. Wir tanzen auf den Tischen, schütten uns gegenseitig Sekt in den Mund und drehen uns im Kreis. Ich erlaube mir selbst zu trinken, da ich diesmal sicher weiß, dass ich es unter Kontrolle habe.
Owen gibt seine eigene Version von Set Fire To The Rain zum Besten und wir applaudieren ihm lautstark.
Dann kommen Geschenke an die Reihe. Marissa und Talia schenken mir eine feine, goldene Kette, welche die zwei ebenfalls besitzen. »Unsere Wohngruppenfreundschaftskette«, erklärt Marissa und umarmt mich. »Ich bin froh, dass du eingezogen bist, Sydney!«
Ich bin zutiefst gerührt von der Kettenidee und bedanke mich tausendmal. Andächtig streiche ich über sie und ziehe sie sofort an.
»Leute, ich habe jetzt keine Geldquelle mehr«, sage ich leise. »Ich suche mir auf jeden Fall einen Job und ich hab auch noch jede Menge Geld auf dem Konto, aber ich weiß nicht, wie lange ich die Miete noch zahlen kann.«
»Mach dir keinen Stress. Vor dir haben wir es auch geschafft, wir haben genug Geld«, meint Talia sofort.
»Ich will euch aber nicht auf den Kosten sitzen lassen.« Unsicher schaue ich sie an.
»Wirklich, Syndey, alles okay. Gib uns eben soviel, wie du grad kannst.«
Etwas erleichtert nicke ich.
Dann gibt mir Owen sein Geschenk. Es ist sein Lieblingsbuch und er hat jede Menge Nachrichten an den Rand gekritzelt und Seiten markiert. »Du wirst es lieben, Schätzchen«, versichert er mir.
Ich umarme ihn erfreut. »Danke! Ich sage dir bescheid, wenn ich es fertig gelesen habe.«
»Dann reden wir drüber!«
»Ja.« Ich nicke eifrig.
Lou schenkt mir eine selbstgetöpferte Tasse mit grünen Punkten. »Meine Therapeutin hat mich in eine Töpfergruppe gesteckt und es tut wirklich gut. Ich dachte, sie würde dir gefallen und dass du vielleicht mal mitkommen willst.« Unbehaglich rutscht sie auf dem Sofa hin und her.
Aber ich finde es wirklich eine gute und aufmerksame Idee von ihr. »Ja, gerne. Sag mir einfach, wann und ich bin dabei.«
Zum Schluss ist Mason dran. Er schenkt mir eine kleine, silberne Kamera. »Mach ganz viele Fotos von deinen schönen Erinnerungen und dann kannst du dich an ihnen festhalten, wenn es dir gerade wieder nicht so gut geht.«
Ich lächle leise und küsse ihn. »Danke.«
Eine Stunde später trudeln die Partygäste ein und wir tanzen, lachen und singen die ganze Nacht. Ich habe einfach Spaß und vergesse alles um mich herum.
Gegen zwei Uhr morgens setzte ich mich aufs Sofa und schaue auf mein Handy. Zu meiner Verblüffung poppt eine Nachricht meines Vaters auf, die er gegen 22:00 Uhr abgeschickt hat.
Alles gute, meine Große. Ich hoffe, du bist an einem Ort, an dem du dich wohlfühlst.
Ich weiß, ich habe versagt. In allen Dingen. Aber vielleicht willst du irgendwann wieder Kontakt mit mir aufbauen. Ich werde warten. Und wenn du es nicht willst, ist es so und ich akzeptiere es.
In Liebe,
dein Vater.
Tränen laufen über meine Wangen und die Nachricht verschwimmt. Jetzt weiß ich noch nicht, ob ich je wieder eine Beziehung zu ihm aufbauen will, aber ich glaube, es ist gut für mein Heilungsprozess, wenn ich wenigstens die Möglichkeit dazu habe.
Mein Blick fällt auf meine Freunde, die alle im Kreis stehen und sich ausgelassen zur Musik bewegen.
Und in diesem Augenblick wird mir klar, dass ich bereit dafür bin, mir selbst endlich Glück zu erlauben. Ich bin gut genug, geliebt zu werden. Ich bin gut genug, dass es mir gut geht.
Und auch wenn es so nicht an allen Tagen sein wird, so weiß ich doch, wie sich dieses Gefühl anfühlt.
Ich bin noch längst nicht im Reinen mit mir selbst und vielleicht werde ich mich immer ein Stück weit hassen. Aber ich gebe mir selbst die Chance, gut zu mir zu sein.
Ich habe Menschen, die mich lieben um mich herum und ich versuche meine Wunden zu schließen, Tag für Tag. Irgendwann werde ich es schaffen.
Ich habe das Gefühl, angekommen zu sein.
Du kannst endlich aufhören, zu kämpfen, Sydney.
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the society
Teen Fiction»Es ist nicht so wie es scheint.« »Wie ist es dann?« »Beschissen.« In einer Welt voller Druck und Schönheitsidealen fühlt man sich schnell übersehen und verloren. So auch die 16 jährige Sydney. Bis sie von einem Arzt hört, der Genveränderung als n...