27 | s i e b e n u n d z w a n z i g

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[AU/RA - panic room]

NACH DER PARTY blieb ich noch die ganze Nacht bei Mason. Wir waren zu ihm nachhause gefahren, nachdem sein bester Freund alle verbliebenen Gäste um halb vier morgens aus dem Haus geworfen hatte.

Ich lag die ganze Nacht über in Masons Armen und betete meinen Kopf auf seiner Brust. Wir sprachen ziemlich lange miteinander. Bestimmt bis um fünf Uhr morgens. Er riet mir sanft, mir professionelle Hilfe zu suchen, um das Gefühl in mir in den Griff zu bekommen. Ich war zwar nicht völlig abgeneigt, aber erstmal noch nicht bereit dazu. Und das verstand er.

Irgendwann wurden seine Atemzüge ruhiger und tiefer, bis er einschlief. Ich blieb wach, bis die Sonne aufging, und dachte über alles mögliche nach. Ich hatte viel nachzudenken. Von meinen Ängsten gegenüber Mason, die aber langsam verblassten, bis hin zu meinem Vater, den ich irgendwie dazu bringen musste, mich nicht mehr zu zwingen, die Genveränderung fortzuführen.

In dieser Nacht, zwischen sechs und sieben Uhr morgens, entschloss ich mich auch dazu, mich bei Lou zu entschuldigen. Sie hatte mir an dem Tag, an dem ich das erste Mal freiwillig Drogen genommen hatte, nur helfen wollen. Und ich war einfach weggerannt, ohne mich bei ihr zu bedanken. Sie war nett und gut zu mir und ich will sie genau das wissen lassen. Denn so etwas ist nicht selbstverständlich.

Deshalb stehe ich jetzt, ungefähr vierundzwanzig Stunden später, vor den Toren des Clubs und starre zaghaft auf die Tür. Ich bin unsicher, ob ich wirklich hinein gehen soll.

Möglicherweise sollte ich umdrehen und mich bei Lou per Telefon entschuldigen und bedanken.

Aber das käme mir irgendwie falsch vor. Ich will es ihr persönlich sagen. Und da ich keine Ahnung habe, wo sie wohnt oder auf welche Schule sie geht, bleibt mir wohl keine andere Möglichkeit, außer schnurstracks in den Club zu laufen.

Tief atme ich durch, dann gehe ich auf das Gebäude zu. Ich hoffe einfach, dass ich Zara nicht über den Weg laufe, denn ich will nicht der Versuchung gegenüberstehen, einer ihrer verlockenden Pillen zu schlucken.

Nach dem der Türsteher mich hinein gewinkt hat, empfängt mich Dunkelheit im Inneren des Clubs. Vereinzelte Lichter in blau und grün strahlen auf die Tanzfläche hinunter, die voll besetzt ist.

Laute Musik dröhnt an meine Ohren, die mich irgendwie verwirrt, auch wenn ich nicht genau weiß, warum.

Es ist mir viel zu voll hier – Menschen drängen sich dicht an mir vorbei und streifen mich währenddessen, was mich zurück schrecken lässt.

Schnell eile ich auf den VIP-Bereich zu, in dem ich vermute, Lou zu finden.

Hier herrscht ein ganz andere Stimmung. Kreischende Technomusik schwingt durch den Saal und Lichter in rot, blau, grün und gelb leuchten abwechselnd kurz auf. Es ist ziemlich anstrengend fürs Auge, sodass ich einen langen Moment brauche, bis ich mich daran einigermaßen gewöhnt habe.

Es scheint, als wären alle Gäste auf LSD oder so etwas, denn nüchtern kann man diese Stimmung definitiv nicht genießen.

Ich bahne mir meinen Weg zu den Sofalandschaften, auf denen ich Lou möglicherweise vermute. Aber ich kann sie nicht finden.

Haufenweise Mädchen in engen Kleidern und zurechtgemachten Haaren sitzen darauf, aber von Lou keine Spur. Ich seufze tief.

Bin ich wirklich umsonst hergekommen?

Ich hätte sie doch anrufen sollen.

Genervt stöhnend wende ich mich zur Bar, um dort nach ihr zu suchen. Vielleicht hockt sie am Tresen und bestellt ihren heißgeliebten Bacardi.

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