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[Feel something good - Biltmore]

UND WIEDER WACHE ich total verwirrt auf, weiß nicht wo ich bin, bis mir nach einer Weile wieder alles einfällt.

Und wieder.

Wieder.

Tag für Tag.

Sie sind alle gleich. Morgens bin ich zuhause, bekomme einen Privatlehrer für diese Zeit, und habe immer noch kein Kontakt mit Clary. Nachmittags begebe ich mich in die Klinik, lasse die Behandlung über mich ergehen, bis mein Vater mich abholt. Abends, wenn ich alleine in meinem Zimmer bin, stehe ich vor den Spiegel und starre mich an.

Und tatsächlich - ab dem fünften Tag sehe ich richtige Veränderungen. Mein Gesicht sieht anders aus, ist symmetrischer, passt besser zusammen. Die Augen leuchten, haben genau den richtigen Abstand zueinander, die Lippen sind voll und rosig, die Wimpern dicht, die Augenbrauen perfekt geschwungen, die Nase genau richtig gebaut. Und auch meine Haare haben eine schönere Struktur, fallen mir in großen, dunklen, ordentlichen, glänzenden, weichen Wellen auf die Schultern. Mein Körper sieht auch anders aus. Meine Brüste sind schöner geformt als davor, meine Taille ist schmal, meine Hüfte dazu genau in der richtigen Größe und meine Beine sind schlanker und länger als je zuvor. Allerdings habe ich noch überall überfälligen Speck, den ich verstecke. Es kann noch besser werden.

Und das wird es. Tag für Tag.

»Hier, bitte schön«, sagt die gelangweilte Frau hinter dem Tresen und reicht mir meinen Cappuchino. Ich verlasse die Bäckerei und schlürfe den Kaffee, während ich zurück nachause gehe. Sonst habe ich nicht wirklich mehr etwas zu tun. Ich habe Clary gesehen, wie sie mit anderen Mädchen zusammen im Starbucks war, wie sie neue Typen hatte und dann wieder neue. Wie sie sich immer weiter von mir entfernt hat. Und ich bin einsam. Aber das hat jetzt ein Ende, habe ich gestern nacht beschlossen. Ich bin jetzt ein neuer Mensch - zumindest fast und nur, bis jetzt, äußerlich - und kann neu anfangen.

Ich ziehe mich auch anderes an. Ich war shoppen und habe mir neue Teile zugelegt. Engere Oberteile, engere Jeans, Kleider, die meine Figur betonen. Sachen, die ich schon immer tragen wollte, die früher allerdings albern oder einfach nicht gut an mir aussahen.

Heute trage ich eine blaue Skinny Jeans und einen engen schwarzen Rollkragenpullover, darüber einen etwas längeren beigen Mantel, weil es in letzter Zeit ziemlich kalt geworden ist. Dazu schwarze Boots mit etwas Absatz, sehe ich aus, als sei mein Outfit direkt von einer Basic-Modebloggerin gestohlen.

Ich seufze tief und trinke wieder einen Schluck des Cappuccinos, nehme mein iPhone aus der Manteltasche und scrolle durch meinen Instagram Feed. Ich habe alle beständigen Bilder von mir auf meinem Account gelöscht. Irgendwie haben sie sich nicht mehr richtig angefühlt.

Ich schaue Clarys Story an, in der sie sich mit ein paar Mädchen aus unserer Stufe zeigt und breit - und vorallem glücklich - in die Kamera lächelt. Neben ihnen steht eine Flasche billiger Rotwein, der auch in die Gläser, in ihren Händen, gefüllt ist.

Abermals seufze ich und schließe die App wieder. So eine Scheiße. Ich sollte mich aufraffen und mich verdammt noch mal mit ihr vertragen.

»Hey, Sie da!«, ruft eine Stimme von hinten und ich drehe mich unschlüssig um, unsicher, ob sie mich meint.

Eine hübsche Frau mittleren Alters, mit sichtbar blond gefärbten Haaren, kommt auf mich zu geeilt und bleibt kurz vor mir stehen. »Gut, Sie sind stehen geblieben.« Sie lächelt erleichtert und ich schaue sie stirnrunzelnd an.

»Kann ich Ihnen helfen?«, frage ich misstrauisch und sie strahlt mich an.

»Allerdings«, sagt sie fröhlich. »Mein Name ist Lara Smithers und ich arbeite für eine Modelagentur.«

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