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[Girl - SYML]

REGEN PEITSCHT GEGEN das Fenster und ich bin froh, im Trockenen und Warmen zu sitzen, statt dort draußen durch die riesigen Pfützen zu laufen und Leute mit nassen Regenjacken und tropfenden Schirmen anzurempeln, weil man fast gar nichts sieht.

Vor mir ist ein riesiger Spiegel angebracht, der mit Lichtern versehen ist, damit man sich gut darin sehen und sich in einer perfekten Beleuchtung schminken kann.

Auf dem dazugehörigem Tisch sind allerlei Dosen, Tuben, Pinsel, Cremes, Schwämme und andere Make-Up Utensilien verteilt, hinter mir steht eine Frau, die mich jetzt breit anlächelt.

»Okay, also ich werde dich jetzt für den ersten Look schminken und dann gehst du in die Umkleide und bekommst das erste Outfit.«

Ich nicke und lächle sie an. Nach der Schule bin ich direkt hier her gekommen, gerade noch vor dem Regen geflohen, und nun sitze ich hier, werde für mein allererstes Shooting geschminkt. Wahnsinn. Ich kann es noch gar nicht richtig fassen.

Trotzdem hindert mich eine sehr entscheidende Sache an vollkommener Freude.

Der Streit mit Clary.

Ich hole, mindestens zum zehnten Mal seit ich hier bin, mein Handy heraus und schaue, ob sie mir zurück geschrieben hat.

Nichts.

Nur meine eigene, einsame Nachricht, die sie gelesen aber ignoriert hat, schwebt im sonst leeren Chat.

Am liebsten würde ich ihr noch so viel mehr sagen, als diese vier Worte, aber ich möchte es persönlich tun und nicht übers Handy

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Am liebsten würde ich ihr noch so viel mehr sagen, als diese vier Worte, aber ich möchte es persönlich tun und nicht übers Handy. Ich war noch nie ein Fan davon, ernsthaftere Dinge über Nachrichten zu klären. Lieber sitze ich der Person gegenüber und schaue ihr in die Augen.

Die Emotionen sind dann echt und nicht nur durch alberne Smilies ausgedrückt, man kann mehr auf sein Gegenüber eingehen und es versuchen zu verstehen, anstatt eine ausdruckslose Nachricht zu lesen.

Ich will sie nicht verlieren. Ich will Clary nicht verlieren, aber ich weiß, dass sie mir immer mehr aus den Händen gleitet, bis ich sie gar nicht mehr halten kann. Bis sie nur noch ein blasser Schatten in meiner Erinnerung ist, ich nichts mehr mit ihr verbinden kann, außer schöne Momente und ein abrupter Schluss, der allein mir zu verdanken ist. An dem allein ich Schuld habe.

Das Problem ist, das ich zwar das Alles mit ihr unglaublich bereue, aber die Genveränderung bereue ich keineswegs. Natürlich hätte ich alles besser machen können, ich hätte mehr auf sie hören sollen, sie nicht die ganze Zeit versetzen sollen, ich hätte sie verdammt noch mal einfach nicht gehen lassen sollen. Sie war das Beste, was mir je passiert ist, das ist mir klar.

Aber ich hätte mir von ihr auch gewünscht, dass sie wenigstens versucht hätte mich zu verstehen, dass sie auf mich zugegangen wäre und sie meine Entscheidung akzeptiert hätte.

the societyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt