[go away - Tate McRae]
ALS ICH AUFWACHE fühle ich mich seltsam. Total benebelt und irgendwie so, als hätte ich gestern zu tief ins Glas geschaut. Aber eigentlich bin ich mir relativ sicher, dass ich nichts getrunken habe.
Doch, einen einzigen Drink, wenn ich mich richtig erinnere. Aber nicht mal den habe ich ausgetrunken. Er war nur eine Zeitvertreibung, bis ich Lou fand.
Fand ich Lou überhaupt? Ich habe keine Ahnung. Irgendetwas ist passiert, irgendetwas ...
Plötzlich schnellt die Erinnerung in einem rasenden Tempo durch mein Gehirn und erschrocken reiße ich die Augen auf.
Meine Gedanken wandern zu Cade. Zu Cades Händen. Seinen Berührungen.
Ruckartig setze ich mich auf. Mein Herz rast und kalter Schweiß bildet sich in meinem Nacken.
»Sie ist wach«, höre ich eine mir vertrauter Stimme neben meinem Kopf und wende mich zu ihr um.
Sofort eilt Mason zu mir und hockt sich neben mich. Behutsam nimmt er meine Hände in seine und wärmt sie.
Dankbar versuche ich zu lächeln, scheitere aber daran. Es ist alles viel zu schlimm.
Mein Kopf wandert im Raum umher, um
mich zu orientieren, und ich merke, dass ich auf Talias Sofa liege.Sie selbst sitzt am Fußende. Besorgt mustert sie mich, aber das ist sie nicht die einzige. Lou, Marissa, Clary und Owen schauen alle mit vor Sorge verzogenen Gesichtern auf mich hinab.
Und bei diesem Anblick wird mir fast warm. Aber nur fast, denn die von innen kommende Kälte überwiegt das Gefühl.
»Sie zittert«, sagt Mason in diesem Moment und sofort springt Talia auf. Sie nimmt eine Decke und breitet sie sorgfältig über mir aus.
»Dan- ... Danke«, wispere ich bibbernd. Dann suche ich mit meinem Blick nach Clary, die sofort aufsteht und bei mir ist. Ihre Körperwärme tut mir gut. »Was ...?« Ich lasse den Satz in der Schwebe hängen und alle im Raum sehen sich ernst an. Doch gerade, als Mason anfangen will, zu sprechen, überlege ich es mir anders und hebe dir Hand. »Stopp. Ich ... ich will es nicht hören. Ich kann mich erinnern. An alles.«
Bedrückendes Schweigen legt sich über uns. Aber nicht nur das. Auch in mir drin bildet sich ein Schweigen, das ich nicht ganz erklären kann.
»Wie habt ihr mich gefunden?«, will ich nach einer Weile leise wissen.
Mason lacht trocken auf. »Das ist eine verrückte Geschichte.«
Ich ziehe die Brauen hoch. Dann schiebe ich entschieden die Decke von mir und erhebe mich. Alle gucken mich erschrocken an, aber ich winke schnell ab. »Ich muss nur aufs Klo. Danach will ich die Geschichte wissen.«
Ihre Blicke folgen mir bis ich die Badezimmertüre hinter mir schließe. Mir ist schwindlig und kotzübel. Als ich in den Spiegel sehe, erschrecke ich vor mir selbst. Nicht, dass ich total zerstört aussähe. Nein, gerade im Gegenteil. Ich sehe perfekt aus. Als wäre nie irgendetwas passiert. Als wäre ich gestern nicht kurz davor gewesen ...
Ich schüttle schnell den Kopf und gehe auf die Toilette. Als ich fertig bin, schaue ich wieder in den Spiegel. Eine ganze Weile stehe ich da und starre mich an, ohne jegliche Regung. Irgendwann laufen mir Tränen aus den Augenwinkeln, aber sogar diese sehen makellos aus. Früher wollte ich immer perfekt aussehen beim Weinen, aber jetzt finde ich es mehr als ätzend.
Seufzend kehre ich ins Wohnzimmer zurück, wo mich alle bereits erwarten. Und jeder von ihnen bemerkt meine Tränen, doch ich bin ihnen so dankbar, dass sie den Mund halten.
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the society
Fiksi Remaja»Es ist nicht so wie es scheint.« »Wie ist es dann?« »Beschissen.« In einer Welt voller Druck und Schönheitsidealen fühlt man sich schnell übersehen und verloren. So auch die 16 jährige Sydney. Bis sie von einem Arzt hört, der Genveränderung als n...