Kapitel 9

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Er war wunderschön. Langes braunes Haar fiel ihm in Kaskaden über die Schultern - ein Teil davon war geflochten. Teile davon fielen in sein perfekt geformtes Gesicht. Perfekt geformte Züge, die sich harmonisch in seinem eleganten ausgeformtes Gesichtsrand verfügten.
Seine Haut war so hell und sah Porzellan gleich. Seine dichten langen Wimpern und sein drei Tage Bart haben ihn nur noch schöner aussehen lassen.
Er war zwar kein Mensch, er war ein Vampir, eine sündhafte Gestalt, aber alles an ihm war engelsgleich. Als hätte Gott ihn gezeichnet.

Er lächelte und seine grünen Augen erleuchteten meine ganze Welt.

Ich sah in seine leuchtenden grünen Augen, die wie ein Fenster zur Seele schienen. Es war, als würde er alles sehen - sowohl die Guten als auch die Bösen, sowohl die Schönheit als auch die Grausamkeit.
Ich fühlte mich zu seinen grünen Augen hingezogen, die so tiefgreifend in meine Seele schienen. Sie standen nicht nur für die ganze Schönheit dieser Welt, sondern auch für ihren dunklen Aspekt.
Ich spürte, wie mein Herz anfing zu schlagen, und ich war bereit, mich mit meinem ganzen Körper in den Armen dieses Mannes zu stürzen, damit es mir endlich besser geht.
Ich griff nach ihm, aber jedes Mal, wenn ich meine Hände hob, wurde das Brennen schlimmer, so dass ich lernte, sie hinter mir zu halten.
Ethan bewegte sich zu einem Steinfeld und stand regungslos da.
In seiner rechten Hand hielt er ein Schwert.
Er ließ die Klinge über seine linke Hand gleiten und hielt sie in die Luft, während Blut in Zeitlupe auf den Boden tropfte.
Es war rot, bis es den Boden berührte, und verwandelte sich dann in das gleiche Grün, dass ich in seinen Augen sah.
Die grüne Flüssigkeit sickerte in den Boden und nährte ihn, sodass Gras und Blumen Wurzeln schlugen.
Es leuchtete immer leicht wenn es den Boden berührte und Wurzel fingen an zu wachsen in ihrer ganzen Pracht.
Ich keuchte und wollte ihn das Messer abnehmen, aber ich könnte es nicht. Der Schmerz war zu groß. Es brannte so sehr als würde jemand heißes Lava über mich schütten.
Er schloss die Augen und schnitt erneut zu.
"Nein!"
Ich versuchte zu schreien, aber meine Stimme war einfach nicht vorhanden.
Meine Kehle war wie zugeschnürt. Als wäre in meinem Mund heiße Kohle, dampfte es Rauch raus, wenn ich versuchte was zu sagen.
Er machte weiter und ließ sein Blut auf seine Füße tropfen. Er schnitt immer wieder seine Handfläche auf und auch die andere Hand.
Stunden vergingen, oder vielleicht waren es auch nur Minuten. Bald wuchs ein ganzer Wald um uns herum.
Überall wuchsen die schönsten Blumen. Selbst Kirschblüten Bäume wuchsen in ihrer schönsten Pracht auf.
Ich seufzte erleichtert auf, als der Schild der Bäume mich vor der Sonne schützte.
Die Hitze verflüchtigte sich. Auch Ethan hatte aufgehört sich zu schneiden.
Doch sie kehrte zurück, als Ethan mich wieder ansah. Es brennte wieder in meinem ganzen Körper.
Er drehte sich um und stand im Nu vor mir, sein weißes Hemd bis zur Mitte seiner muskulösen Brust geöffnet.

Wir waren in unserem eigenen Wald. Nur wir zwei.

Es begann zu regnen. Ich wandte mein Gesicht nach oben und begrüßte die Kälte.
Aber die Regentropfen waren nicht kalt.
Sie waren heiß - brennend heiß.
Die Bäume schützten mich nicht mehr.
Ich griff nach Ethan, aber er wich zurück.
Mein Bedürfnis nach Schutz war größer als mein Bedürfnis nach ihm.
Die Szene veränderte sich.
Plötzlich stand ich an einem Fluss, und er war auf der anderen Seite.

Ich wollte ihn - ich wollte das Wasser mehr.

Ich versuchte, hineinzuspringen, aber jedes Mal, wenn ich eine Bewegung in Richtung Wasser machte, anstatt zu ihm, war der Schmerz unerträglich. Es zerrte an meiner ganzen Kraft.
Mit einem leisen Schluchzen fiel ich auf die Knie.
Als ich aufblickte, stand Ethan über mir; er hatte es irgendwie durch den Fluss geschafft.
„Wenn ich es bin, um den du weinst, hört der Schmerz auf."
Ich schüttelte den Kopf und wehrte mich gegen seine Worte. Denn sie bedeuteten das Ende von mir.

Ich wusste es in meiner Seele.

Wenn ich der Hitze nachgäbe, wenn ich ihm nachgäbe, wenn ich meine menschlichen Grundbedürfnisse ignorierte - dann wäre ich kein Mensch mehr. Ich wäre völlig abhängig von einem fremden Wesen, das mich von Anfang an nicht wollte.
Das mich an sich gebunden hat nur um mich dann abgestoßen. Ich wäre ein Versager wenn ich das zulassen würde.
"Hör auf, dich dagegen zu wehren!", brüllte er.
Ich schüttelte den Kopf, während sich die Hitze in meinem Körper ausbreitete.
Seine Augen waren immer noch strahlend grün doch mit Zorn umhüllt. Er sah mich an und plötzlich waren wir wieder im Thronsaal wo die Zeremonie stattgefunden hatte.
Cassius stand über mir, sein kalter Blick verfolgte mich.
"Und du wählst immer noch ihn? Obwohl ich dir Erleichterung verschaffen könnte?"
"Genesis, NEIN!", brüllte Ethan, aber ich konnte ihn nicht sehen.
Alles, was ich sah, alles, was ich fühlte, war die Erleichterung in Cassius' Gegenwart.
Ich fühlte mich gut bei ihm.
Die Hitze hat endlich nachgelassen und mir wurde immer kälter.
Mein Körper zitterte nach einigen Schritten die er machte. Cassius grinste und rückte immer näher an mich heran.
Das kleinere von zwei Übeln.

Ethan.

Ich bäumte mich auf; die Hitze wurde schlimmer. Ich machte weitere Schritte rückwärts, bis ich fiel.
Ich landete in seinen Armen. Sein Körper war warm, nicht zu heiß, gerade warm genug, damit ich mich wohler fühlte. Ich hörte sein Herz schlagen für mich.
Sein Atem der gegen meinem Nacken schlägt, und seine wunderschöne Stimme die meinen Namen sagt.
"Genesis", flüsterte Ethan, sein Mund war nahe an meinem Ohr, „Kämpf nicht dagegen an... tu es nicht..."
Ich kämpfte, um die Worte herauszubekommen.
„Begehre. Mich.", wies er an.
Seine Augen blitzten grün auf, und dann war sein Mund auf meinem.
Er war wie Eis. Und alles, was ich sah, war er.
Alles, was ich wollte, war er. Alles, woran ich denken konnte, war er.
Alles was ich fühlte, war einzig und allein er.
Unser Herzschlag und unsere Atmung bewegten sich in perfektem Rhythmus zueinander.
Ich zog seinen Kopf fester an meinen - gierig nach seinen Lippen, wollte ihn so verzweifelt schmecken, dass ich dachte, ich würde sterben.
Mit einem Schrei schreckte ich aus dem Traum auf. Ich fand mich nicht in Mason's Armen wieder - sondern in denen von Ethan.

Völlig. Nackt.

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