Am nächsten Morgen wache ich hibbelig auf. Gehe duschen, schaue wieder auf die Uhr. Zwölf Uhr. Ich werde immer nervöser, kann aber alleine zu Hause nicht viel machen. Ich putze das Bad, die Küche, mache dann in meinem Zimmer weiter. Ich packe meine Sachen für Köln. Sachen für zwei Übernachtungen. Lese mir zum zehntausendsten Mal meinen Text durch. Creme meine Haut ein. Tigere durch das Haus. Zwei Uhr. In anderthalb kommt Julie. Gehe wieder meinen Text durch. Wieder und wieder. Renne wiederholt die Treppe hoch und runter. Um drei Uhr mittags hupt es vor der Tür. Ich stürze mit meinem Gepäck ans Fenster, sehe, dass es Julie ist, und sitze keine 10 Sekunden später in ihrem Auto.
"Fahr los", befehle ich ihr schnell. "Wir haben nicht viel Zeit." Julie gibt Vollgas.
"Ich hab unsren Eltern Bescheid gesagt. Und ich habe sie ein bisschen über dich und Carlo aufgeklärt."
Ich nicke. "Gut."
"Kannst du deinen Text?"
"Ja. Glaub ich. Ich hoffs. Fahr schneller!" Meine Schwester tritt das Gaspedal durch. Zum Glück ist ihr Mercedes ziemlich schnell. Julie fädelt sich über die Autobahn, wir sind gut in der Zeit. Während wir über die Autobahn brettern, hüpfe ich auf meinem Sitz fast auf und ab. Ich hoffe darauf, dass Carlo die Geste zu schätzen weiß und dass wir wieder Freunde werden. Denn ich möchte auf keinen Fall ein neues Kapitel. Ich möchte ihn nicht wieder verlieren, nachdem ich in gerade wieder für mich gewonnen habe. Er bedeutet mir zu viel.
"Julie, fahr schneller", flehe ich, als ich merke, dass es schon halb sieben ist.
"Jaja, ich kann ja auch nicht mehr machen, als zu fahren", sagt sie geduldig. "Und hör auf, so auf deinem Sitz zu hüpfen. Das macht mich ganz krank."
Ich versuche stillzuhalten. Aber nach wenigen Minuten fang ich wieder an. "Julie", quengle ich und versetze heimlich dem blöden Mercedes einen Tritt.
"Ja, Summer", sagt meine Schwester energisch und versucht, noch schneller zu fahren. "Lass meinen Mercedes bitte in Frieden." Mist. Sie hat es gesehen. Ich tue auf unschuldig, zum Glück klingelt da mein Handy.
"Ja?", melde ich mich.
"Wo bleibst du?", faucht die Stimme am anderen Ende. Ich muss ein Grinsen unterdrücken.
"Dir auch einen schönen guten Abend, Elena."
"Ich habe keine Zeit für deine Spielchen! Wo bleibst du?!"
"Wir fahren gerade in Köln rein", teilt meine Schwester mit.
"Wir sind gleich da", sage ich zu Elena.
"Wird auch Zeit. Es ist viertel vor sieben."
"Wir biegen um die Ecke", sage ich. "Wir sind gut in der Zeit."
"Gut in der Zeit?", braust Elena auf. "Ich habe nur eine Stunde und eine Viertel Zeit, um dich zum schönsten Mädchen Kölns zu machen! Wie soll ich das anstellen?"
"Zeig's mir", grinse ich. Denn ich sehe sie vor mir, bei einem kleinen Kirschbaum, rot im Gesicht und keifend. Die gute, alte Elena. Ich habe sie gern, trotz ihrer schroffen Art. Ich weiß, dass sie es nicht so meint. Julie hält neben ihr an und sagt schnell: "Wir sehen uns nachher Backstage. Ich such ein Parkplatz."
"Ja", sage ich noch, da werde ich schon von Elena aus dem Auto gezerrt und jogge hinter ihr her zum Backstagebereich. Da gehen wir durch einen langen Gang, an jeder Tür hängt ein Zettel mit Namen. Tim, Kody, Flo, Markus und Carlo... Ich höre hinter der Tür nichts, und ich habe nicht vor, mich ihm zu zeigen, bis nicht völlig klar ist, ob ich es schaffe. Und wie cool ist das denn? Ich habe auch einen eigenen Raum, wo ich reingeschoben werde. Ich brauche nicht einmal aufgefordert werden, mich auf den Stuhl vor dem Schminktisch zu setzen.
"Ich fang mit den Haaren an", sagt Elena. Sie beginnt, sie energisch durchzukämmen und flicht sie mir dann auf einer Seite in kleinen Zöpfchen zurück. Sie befestigt sie und macht dann wieder meine Haare auf eine Seite. Dann dreht sie mir Locken rein. Es ist die schönste Frisur, die sie mir je gemacht hat.
"Zieh dich bis auf die Unterwäsche aus." Ich runzle die Stirn, weil ich nicht weiß, was das soll, aber ich machs trotzdem. Sie beginnt mich mit irgendeinem Spray einzusprühen, bis ich natürlich bräunlich strahle. Es sieht gut aus. Da bringt sie mir schon mein Kleid. Es ist der Hammer.
"Wo findest du immer solche tollen Kleider?", frage ich fast ehrfürchtig.
"Sie werden neu designt. Carlo und ich machen sie."
Das Kleid ist der Wahnsinn. Es ist tiefschwarz und hat einen breiten Träger über der rechten Schulter. Der komplette Träger ist mit schwarzen Edelsteinen besetzt. Der Stoff sitzt hauteng und ist ziemlich kurz. Hinten hat es eine schmale, geraffte Schleppe, die einfach nur super modisch ist. An den Seiten hat es freie Stellen, wo kein Stoff ist.
"Wie findest du es?"
"Perfekt." Sie lächelt, während ich es anziehe. Es passt wie angegossen.
"Du siehst superscharf drin aus", sagt Elena grinsend.
Ich grinse zurück. "Danke." Dann schaue ich auf die Uhr. Scheiße, schon halb acht. Deshalb beginnt Elena auch sofort, mich zu schminken. Lange Wimpern, Lidschatten mit etwas Glitzer und als Abschluss dunkelroter Lippenstift. Ich schau auf die Uhr, fünf vor acht. Ich schlüpfe so schnell ich kann in die unglaublich hohen schwarzen, ebenfalls mit Edelsteinen besetzten Highheels.
"Danke, Elena", sage ich, drücke ihr schnell einen Kuss auf die Wange, da laufe ich schon Richtung Bühne. Ich breche mir fast die Hachsen, als ich die Stufen zur Hinterbühne hocheile. Da wartet Kody schon und drückt mir ein Mikro in die Hand.
"Du schaffst das", sagt er leise. Vor mir sehe ich den Weg, den ich gleich auf die Bühne laufen muss. Ich sehe Carlo und die anderen von hinten. Dahinter Unmengen von Menschen. Ich pfeife und Psaiko wendet sich kurz erleichert mir zu, hebt den Daumen. Ich höre den Schlussrefrain von Bye bye. Mein Herz klopft mir bis zum Hals. Ich kann das. Ich muss.
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Cro-You make my life complete
FanfictionCro - jeder kennt den Mann mit der Pandamaske. Er ist berühmt, beliebt, geliebt. Doch was passiert, wenn du ihn triffst, aber nicht erkennst? Was passiert, wenn du in ihm deinen besten Freund findest? Was passiert, wenn du nur eine Seite dieser Pers...