Ich kämpfe mich am nächsten Schultag durch die dummen Sprüche von Hanna, Tamara und Co. Aber manche sind nicht so fies wie die zwei. Manche sind echt nett. So kommt ein Mädchen aus meiner Klasse, Marie, zu mir und sagt: "Die kriegen sich schon wieder ein."
"Ich hoffe es", sage ich und lächle sie an. Das kleine Mädel ist mir bis hierhin noch gar nicht aufgefallen. Aber sie scheint echt nett zu sein.
"Bestimmt", sagt sie noch, dann geht sie weiter. Vielleicht ist ja nicht die ganze Schule gegen mich, sondern nur drei Viertel. Beruhigender Gedanke. Trotzdem fühle ich mich allein, Carlo hat sich heute noch gar nicht gemeldet. Ich vermisse seine Stimme. Ich bin so erbärmlich. Schon ist ein Junge nicht da, hört meine Welt auf zu drehen. Das wollte ich nie. Aber halt, es ist nicht irgendein Junge. Es ist Carlo. Mein Carlo. Aber mein Carlo hat heute unser Monatsjubiläum vergessen. Ich erwarte keinen Heiratsantrag, aber er hat es einfach komplett vergessen...
Als ich zuhause ankomme, gehe ich direkt zu Bella, da ich alleine daheim bin. Meine Eltern sind auf einem dreitägigen Auftrag. Und ich stutze. Sie liegt auf der Koppel, was für sie ganz ungewöhnlich ist. Ich komme näher und anstatt wie gewohnt zu mir zu kommen, bleibt sie liegen. Was ist mit ihr los? Ich sehe, was los ist, als ich neben ihr stehe. Ihr Vorderbein ist sehr dick. Oh nein, sie hat sich vertreten. Ich bekomme sie fast nicht in ihre Box, weil sie humpelt wie verrückt. Ich stöhne genervt, als ich ihr einen Verband anlege. Sowas kann Wochen dauern. Reiten ist erstmal nicht angesagt. Was zum Teufel ist nur los? Es klappt nichts, wirklich nichts! Alles dreht sich gegen mich. Nachdem ich mich fertig um mein Pferd gekümmert habe, gehe ich rein und mache meine Hausaufgaben. Seht ihr? Ich mutiere schon zum Streber. Ich bin unglaublich schlecht gelaunt, ein Dauerzustand mittlerweile. Doch da klingelt mein Handy. Ich schaue aufs Display. Carlo.
"Hi!", sage ich.
"Hallo, Süße!", sagt er und ich höre sein Lächeln. Meine Laune verbessert sich ein klein wenig, verschlechert sich bei der nächsten Frage aber direkt wieder. "Wie läuft es so in der Schule?"
Ich atme tief durch, bevor ich antworte, und rufe mir wieder ins Gedächtnis: Lass dir nichts anmerken. Er soll nicht besorgt sein. Er soll nicht merken, wie schlecht es mir geht. Er soll nicht merken, wie sehr ich ihn vermisse. Er soll denken, dass ich glücklich bin, auch wenn ich weit davon entfernt bin.
Ich zwinge ein Lächeln auf mein Gesicht. "Super. Ich habe bis jetzt sogar alles in Mathe verstanden."
"Cool." Er hört sich interessiert an. Vielleicht schluckt er es. Ich erzähle schnell weiter, bevor er keine Zeit zum Nachdenken hat.
"Und ich habe Tamara getroffen. Wir kommen super klar. Und alle kommen mit dem Musikvideo klar. Ich habe alles gut überstanden."
Kurze Pause am anderen Ende. Dann seufzt er. "Okay, Summer, und jetzt bitte die Wahrheit."
"Was?", frage ich, obwohl ich genau weiß, was er meint.
"Du sollst mir die Wahrheit erzählen."
"Hab ich."
"Ich merke, wenn du lügst, Sunny, das weißt du doch", sagt er.
"Okay. Du willst die Wahrheit." Ich schnaube laut. "Schön. Wie du willst. Ich bin seit über einem Monat alleine und vermisse dich unsagbar. Ich habe das Gefühl, dass du mich vergisst. Meine Schwester ist nicht da, meine Eltern arbeiten rund um die Uhr! Ich bin allein." Die Tränen schleichen sich in meine Stimme, ich ersticke fast an dem Kloß in meinem Hals. "In der Schule, ha! Da werde ich wie eine Aussätzige behandelt. Werde als aufmerksamkeitsgeile Bitch bezeichnet. Tamara, wer war das nochmal?! Ach ja, meine ehemalige beste Freundin, die heute nicht einmal mehr mit mir redet. Im Bus werde ich angestarrt, als würden mir drei Augen wachsen, auf Facebook bekomme ich Hassnachrichten. Und dieser halbstündige Anruf am Abend macht das alles nicht wett. Bella kann wahrscheinlich mehrere Wochen nicht geritten werden, hab ich schon erwähnt, dass ich mich allein fühle?! Ich bin verdammt nochmal das Tschüss-Sagen leid!" Ich werde lauter. "Du bist nicht da! Nicht hier! Bei mir! Aber manchmal denke ich, das lässt dich völlig kalt! Mein Zimmer, mein Bett, alles so leer ohne dich! Ich vermisse unsere Sommertage, scheiße Mann, ich vermisse jeden verfickten Kuss! Ich denke nur an dich! Und weißt du, was heute ist? Na? Oder hast du das vergessen?", schluchze ich. "Wir sind heute einen Monat zusammen, ja. Genau. Aber du hast das ja vergessen. Schön. Okay, halten wir mal fest. Du fehlst, mir ist kalt, ich brauch Liebe, ich will zu dir, neben dir einschlafen, dir endlich einen Kuss geben. Und das alles jetzt sofort, danke!"
Ich weine mittlerweile hemmungslos, ich lege auf. Ich vergabe das Gesicht in den Händen und kann gar nicht aufhören zu weinen. Alles bricht aus mir heraus. Ich schlage mit der Faust auf den Tisch. Mein Gesicht ist ganz rot und verschwollen, aber es kommen immer neue Tränen. Es hört nicht auf. So sitze ich bis abends um sechs Uhr da. Doch da klingelt es. Ich wische mir notgedrungen die Tränen weg, schnäuze mir die Nase. Ich öffne die Tür. Sehe ihn. Und falle ihm schluchzend um den Hals.
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Cro-You make my life complete
FanfictionCro - jeder kennt den Mann mit der Pandamaske. Er ist berühmt, beliebt, geliebt. Doch was passiert, wenn du ihn triffst, aber nicht erkennst? Was passiert, wenn du in ihm deinen besten Freund findest? Was passiert, wenn du nur eine Seite dieser Pers...