ACHTUNDVIERZIG

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Ich sitze auf der Arbeitsplatte, während Carlo gerade irgendeine Soße kreiert. Dann holt er aus dem Kühlschrank ein Hähnchen und schneidet es zurecht. Ich weiß überhaupt nicht, dass wir ein Hähnchen im Kühlschrank hatten.

"Woher hast du das Hähnchen?", frage ich ihn neugierig.

"War doch alles mit deinen Eltern geplant", grinst er.

"Die Verräter!", lache ich.

Er lacht mit. "Sie wussten alle, dass ich komme. Und als du mir am Telefon vorgeworfen hast, ich hätte unser Einmonatiges vergessen, da war ich kurz davor, es dir zu gestehen. Aber dann wäre ja die Überraschung weg gewesen. Wollte ich nicht. Ist das okay für dich gewesen?"

"Ich hab zwar den ganzen Tag wie eine Gestörte rumgeheult, aber sonst alles okay", sage ich ironisch.

Er nimmt meine Hand und drückt einen Kuss darauf. "Es tut mir wirklich leid."

"Ja. Es ist nicht schlimm. Es war halt nur oberpeinlich", sage ich und werde knallrot.

"Das war nicht peinlich", sagt er. "Das war verständlich. Und als ich dich so gesehen hab, war ich kurz davor auch zu heulen. Aber Jungs heulen nicht."

"So ein Blödsinn", lache ich. "Jungs dürfen auch weinen."

"Wenn du meinst."

"Also du darfst, wenn du willst", sage ich prustend.

"Danke, danke", lacht er. Wieso kann ich nur immer mit ihm lachen? Einfach immer? Er ist einfach der einzige, mit dem ich das kann.

"Hast du das eben ernst gemeint?", frage ich ihn leise, während er das Hähnchen mit der Soße in einen großen Topf macht und die Kartoffeln schält.

"Was ernst gemeint?", fragt er nach und schnippelt nun die Kartoffeln klein.

"Na", murmle ich. "Das mit dem... Ach egal."

"Sag doch", bittet er mich lächelnd.

"Naja, das mit dem Urlaub", stammele ich. Es wäre zu schön um wahr zu sein.

"Na klar", sagt er gelassen. Okay, es IST zu schön, um wahr zu sein.

"Du willst wirklich mit mir in Urlaub fahren?", frage ich noch einmal nach.

"Mit wem sonst?", fragt er zurück. Ich zucke die Schultern und er schneidet die Kartoffel weiter. "Summer, du denkst einfach zu wenig von dir. Du bist meine Freundin. Ich werde also wohl kaum mit einem Stripclub wegfahren. Ich brauche Urlaub. Ganz dringend. Nach dem ganzen Cro-Rumtouren. Wir müssen nur schauen, wie es bei dir mit der Schule geht."

"In 2 Wochen habe ich Herbstferien", sage ich. "Da können wir 2 Wochen weg."

"Du und ich. Nur wir zwei. Das ist in letzter Zeit viel zu kurz gekommen." Ich muss lächeln. Ja, das ist eindeutig viel zu kurz gekommen. "Wo möchtest du hin?", fragt er.

"Überrasch mich", lächle ich. Ich kann mich nämlich eh nicht entscheiden. Das wichtigste ist sowieso, dass Carlo bei mir ist. Wir könnten von mir aus auch im Container nebenan Urlaub machen.

Er grinst. "Okay. Dann überrasch ich dich eben." Schweigend kocht er zu Ende und ich decke den Tisch. Als er dann wie der Kellner persönlich serviert, muss ich wieder lachen. Ich schneide das erste Stück vom Fleisch ab und schiebe es mir - immer noch ein bisschen kritisch - in den Mund.

"Das ist ja lecker!", sage ich überrascht.

"Ja, heute vergifte ich dich noch nicht wegen deiner Frechheit", grinst auch er und ich muss lachen.

Cro-You make my life completeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt