"Komm schon, Ren, das wird lustig!" Kentaro stand vor dem Gestaltwandler und hatte die Hände vor dem Gesicht zusammengefaltet, als würde er beten. "Du kennst den Fotografen doch schon und es ist wirklich ein tolles Projekt." Gerade versuchte er, seinen Freund davon zu überzeugen, an einem Fotoshooting teilzunehmen. "Und du bist doch nicht allein. Ich bin doch auch dabei", argumentierte Kentaro und sah Ren mit großen Hundeaugen an. "Du hast doch schon als Model gearbeitet", versuchte es der silberhaarige Dämon weiter.
"Schon, aber da war ich nie nackt." Und genau das war der Punkt, warum Ren abgelehnt hatte. Er wollte nicht nackt vor der Kamera stehen. Da konnte das Projekt noch so gemeinnützig für die magische Gesellschaft sein.
"Du bist doch gar nicht nackt!" Kentaro blies die Backen auf. "Du wirst ein Höschen tragen und deine Haut ist mit Farbe bepinselt und besprüht. Die Künstlerin hat irre was drauf, wenn es um Bodypainting geht." Ren knabberte an seiner Unterlippe herum. Er wusste, dass Kentaro weniger ein Problem damit hatte, sich leicht bekleidet in der Öffentlichkeit zu zeigen. Er hatte Ren von den Parties erzählt, die er und sein Partner Aki von Zeit zu Zeit besuchten.
"Aber mir war das Fotoshooting vor einer Weile schon etwas unangenehm", protestierte Ren schwach, denn die Bilder waren wirklich großartig geworden, was nicht zuletzt an Kentaros Bekannten Zael lag.
"Zael wird tolle Fotos machen und wir werden eine Menge Spaß haben! Bitte Ren."
Dem Gestaltwandler wurde klar, dass Kentaro nicht locker lassen würde, bis er "ja" gesagt hatte, so knabberte er noch einen Moment an seiner Unterlippe herum und seufzte dann. "Meinetwegen", war alles, was er sagte und Kentaro fiel ihm jubelnd um den Hals.
*
Drei Tage später war es dann soweit. Sie fanden sich im Atelier des Fotografen ein und die Künstlerin, die ihre Körper bemalen würde, war auch schon bei ihren Vorbereitungen. "Hallo. Mein Name ist Hina. Vielen Dank, dass ihr euch als meine Leinwände zur Verfügung stellt", sagte sie und verbeugte sich tief. Dann hielt sie den beiden zwei hautfarbenen String-Tangas hin. "Uhm ... die müsstet ihr anziehen."
Ren warf Kentaro einen kurzen, finsteren Blick zu und dieser steckte ihm nur leicht die Zunge heraus. Der Dämon hatte zwar davon geredet, dass jeder ein Höschen tragen würde, dass es sich dabei aber um so wenig Stoff handelte, hatte Kentaro wohl absichtlich verschwiegen. Ren nahm sich seinen Tanga und verschwand hinter dem Raumteiler, um sich umzuziehen. Als er wieder hinter dem Sichtschutz hervor trat, war ihm das recht peinlich. Kentaro hingegen marschierte an ihm vorbei direkt zu Hina und war absolut selbstbewusst.
"Also ich werde euch jetzt erstmal grundieren und dann trage ich die Details auf", fing sie an zu erklären. "Eure Gesichter werde ich nicht bemalen, da sie nicht auf den Bildern zu sehen sein werden - Anonymität und so." Dieses Detail hätte Kentaro Ren ruhig früher sagen können, dann wäre er eher gewillt gewesen zu zusagen. In der Tat entspannte ihn diese Tatsache jetzt.
Hina's Assistentin begann mit der Grundierung, die mit einem Airbrush-Verfahren auf die Haut der beiden aufgetragen wurde. Sie hielt sich dabei an die Entwürfe der Künstlerin. Anschließend wurden die Bilder grob auf die Haut gemalt, bevor Hina dann direkt los legte, um alles auszuarbeiten. Die Pinselstriche kitzelten Ren und aus irgendeinem Grund jagten sie immer mal wieder kleine Schauer zwischen seine Beine, wenn die Künstlerin besonders sensible Stellen bemalte. Kentaro hingegen wirkte völlig cool und entspannt.
"Fertig!", sagte Hina nach einigen Stunden und strich sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, während sie immer noch den Pinsel in der Hand hielt. Ren, der selbst nicht das Gesamtbild seines Bodypaintings sehen konnte, sah zu Kentaro, der wirklich fantastisch aussah. Eine lebende Leinwand, auf der verschiedene Motive in allen vier Jahreszeiten zu sehen waren.
Nun war es Zeit für die Fotos und Zael wies Ren und Kentaro zusammen mit der Künstlerin diese oder jene Pose einzunehmen. Die Ausschnitte auf ihren Körpern waren so angeordnet, dass sie in verschiedenen Posen völlig neue Gesamtbilder ergaben. So umarmten und schmiegten sich die beiden aneinander und Zael schoss die Nahaufnahmen. Nach etwa zwei Stunden waren alle Fotos im Kasten. Kentaro und Ren sahen sich einige der Fotos an, während sie mit einem Handtuch die Kunst grob von ihren Körpern rubbelten.
"Hat doch Spaß gemacht!", grinste Kentaro und fing an, sich wieder anzuziehen. Er freute sich darauf, mit Aki bald in die Ausstellung zu gehen. Von den Fotos würden später nur bestimmte Ausschnitte zu sehen sein. Vielleicht sah man gar nicht mehr, dass es sich um Bodypainting handelte.
*
Ren betrat das Penthouse und zog sich die Schuhe aus, als er schon hörte, wie Seth aus dem Arbeitszimmer kam.
"Wieder da? Wie war es?", fragte der Vampir, da Ren bis zum Schluss einige Bedenken hatte.
"Oh das Malen hat total gekitzelt, aber die Bilder sahen absolut toll aus. Lass uns bitte zu der Ausstellung gehen." Ren war am Ende doch begeistert gewesen und froh, dass Kentaro ihn überredet hatte. "Ich geh aber jetzt ins Bett, war alles doch recht anstrengend." Ren zog sich den Kapuzenpulli über den Kopf und dabei rutschte das Shirt, das er darunter trug, nach oben und gab einen Blick auf seinen Bauch frei. Seth hielt das Shirt fest, damit es nicht wieder runter rutschen konnte. Er strich über die Haut, auf der noch etwas Farbe klebte.
"Mh~ ..." Mit seinem Finger strich er über den blass gewordenen Baum mit rosa Blüten. "Ja ... lass uns da hin gehen."
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Kinktober
FantastikIn dieser Sammlung werden kleine Kurzgeschichten veröffentlicht, die verschiedene Kinks enthalten. Sie folgen einer Promtliste, die Ursprünglich von ED (instagram: eddiedwart) aus dem Jahr 2021 stammt. Dieser werde ich auch zu großen Teilen folgen...