Ich zuckte heftig zusammen, als mein Bruder mich feste in den Arm nahm. "Jag mir nie wieder solch einen Schrecken ein!" - auch wenn er versuchte gleichgültig zu klingen, seine Stimme zitterte. In mir kamen Tränen auf. Augenblicklich musste ich laut schlurzen und mein Bruder machte einen Schritt zurück, packte mich an den Schultern und musterte mich besorgt.
"Ist alles in Ordnung Yonaka?" Heftig schüttelte ich den Kopf. Ich ließ den Tränen freien Lauf, während mein großer Bruder mich feste an sich drückte, so als würde sein Leben davon abhängen.
"Ich hab ihn gesehen Giyu....Ich hab ihn gesehen..." murmelte ich mit hoher Stimme und vergrub mein Gesicht noch weiter in seine Schulter. Inosuke blickte uns währenddessen einfach nur verwirrt an. Giyu spannte sich an und ich sah, wie sich etwas in seinem Gesicht regte. Ich spürte etwas nasses. Weinte er etwa? Augenblicklich setzte ich mich auf und schaute ihn direkt an. Giyu weinte. Er weinte!
"Ihm geht es gut." redete ich beruhigend auf Giyu ein. er hatte den Tod meines besten Freundes am allerwenigsten überwunden. Mein Bruder hatte es zwar nie zugegeben, aber ich war mir schon immer sicher gewesen, dass sich die beiden mehr als beste Freunde geliebt hatten. Giyu nickte und wischte sich hastig die Tränen aus seinem Gesicht. Danach setzte er sich ein Lächeln auf und starrte nun Inosuke nieder.
"Wildschweinjunge. Du und meine Schwester ja?" er hob eine Augenbraue und ich stellte mich schnell neben Inosuke. Dieser schnaubte wütend:" Du schuldest mir noch einen Kampf!" Amüsiert schüttelte ich meinen Kopf und war zunehmend überrascht, als Inosuke einen Arm um mich legte. Ein Zeichen dafür, dass ich zu ihm gehörte.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren drehte sich mein Bruder um und ging auf die Tür zu. Als ich dachte, dass er ohne ein Wort gehen würde, blieb er nochmal stehen und wandte sich mir zu. "Komm nach Hause Yonaka. Das Haus ist so leer ohne dich. Und dein Zimmer auch..." Dann ging er schnellen Schrittes seines Weges.
"Ich werde gegen dich Kämpfen Inosuke, sobald ich wieder vollständig genesen bin." versprach ich ihm auf einmal und blickte ernst aus dem Fenster. "Gut. Du hast eh keine Chance gegen mich." stolz reckte er sich und zog mich mit nach Draußen.
"Bring es mir bei." meinte er auf einmal und man sah ihm an, dass ihm das Ganze ziemlich peinlich war. Was sollte ich ihm denn beibringen? Verwirrt über seine Aussage setzte ich mich auf die Verandatreppe und blickte seufzend in den sternenreichen Nachthimmel. Ich spürte wie meine Sternenatmung von Sekunde zu Sekunde an Stärke gewann. Meine Sternenatmung war schon immer nachts stärker.
"Ich rede von der konzentrierten Atmung. Das, was Tanjiro die ganze Zeit über sich an trainiert." erklärte Inosuke brummend und setzte sich neben mich. Nun ging mir ein Licht auf. Er wollte selbstverständlich stärker werden. Mir war schon damals aufgefallen, dass keiner der Dreien die konzentrierte Atmung beherrschte. Dabei war dies die Grundlage aller Dämonenjäger. Zaghaft nickte ich.
"Okay. Ich kann dir die Atmung zwar beibringen, aber du musst auf jeden Fall eine Menge Geduld mitbringen. Ohne Geduld funktioniert das nicht, denn es wird ein langer Weg. Und macht dich auf gewaltige Schmerzen gefasst." warnte ich ihn und stand direkt auf. So wie ich meinen Inosuke kannte, wusste ich, dass er direkt anfangen wollen würde.
"Das bisschen macht mir doch nix aus." lachte Inosuke und ich wusste, dass er gleich seine Meinung ganz schnell ändern würde. Sofort fing ich an, ihm zu erklären was genau er beachten musste und wie er einzuatmen hatte. Im selben Augenblick versuchte sich Inosuke an dem Ganzen und keine Sekunde später fiel er hustend auf den Boden. Er konnte sich gerade noch so mit seinen Händen abstützen.
"Ach du scheiße!" fluchte er und ich musste leicht schadensfroh grinsen. "Daran gewöhnst du dich. Ich beherrsche die konzentrierte Atmung selbst im Schlaf." erzählte ich, immer noch mit einem schiefen Lächeln im Gesicht.
Gerade als ich weiter sprechen wollte, ertönte ein Krächzen hinter mir und meine Krähe setzte sich auf meinen Kopf. Dieses Mistvieh!
"Gehst du wohl runter!" schimpfte ich und versuchte sie von meinem Kopf zu bekommen doch sie ließ sich nicht davon beeindrucken und krächzte einfach weiter.
"Du musst nach Nord-Ost! Auf nach Nord-Nord-Ost!!!" schrie sie und redete mir ständig rein. "IST JA GUT ICH KOMME JA SCHON!" schrie ich sie an. Endlich schien sie es kapiert zu haben und flatterte, mit einem letzten krächzen davon. "Ich komme mit!" bestimmte Inosuke. Schnell schüttelte ich den Kopf.
"Doch. Du bist noch nicht vollständig genesen und ich mache diese Biester platt!" meinte er energisch und band sich seine Katana um seine Hüfte. Ich tat es ihm gleich. "Mir geht es bestens. Ich kann wieder fast auf volle Stärke kämpfen also brauche ich dich nicht. Du sprintest nicht so schnell wie ich und würdest mich nur aufhalten. Bleibe lieber hier und übe die Übungen welche ich dir gezeigt hab." Ich wollte die Tür raus gehen aber Inosuke haute sie vor meiner Nase zu.
"Ich bin schneller und stärker als du. Wenn, dann würdest du mich aufhalten klar?!" schimpfte er und ich versuchte an ihm vorbei zu kommen. Es nützte jedoch alles nichts. "Ich komme mit!" "Nein!" Und mit diesen Worten sprang ich aus dem Fenster und landete leichtfüßig auf meinen Füßen.
"HEY! ICH BIN NOCH NICHT FERTIG! NAGUT WIE DU WILLST!!" brüllte er und sprang ebenfalls raus. Seufzend setzte ich mich in Bewegung. Es hatte ja doch keinen Zweck. Er würde mir trotzdem Folgen.
Auf dem Weg spazieren wir beide durch den Wald. Mir war komisch zumute, da mein Körper wohl doch noch etwas geschwächt war. Eigentlich sogar mehr, als ich zugeben wollte. Inosuke hatte keinerlei Probleme mir hinterher zu laufen, da ich extra für ihn langsam lief. Auch meine Beine machten langsam schlapp, was ziemlich ungewöhnlich für mich war.
"Wo genau geht's eigentlich hin?" fragte Inosuke und beobachtete mich kritisch. Er schien zu bemerken, dass etwas nicht stimmte.
"Immer der Nase nach. Da vorne liegt ein kleines Dorf." Ich nickte in die Richtung nach vorne. Plötzlich wurde mir der Boden unter den Füßen weg gerissen und ich schrie panisch auf. Bis ich bemerkte, dass Inosuke mich hoch gehoben hatte."Du hast mich erschreckt..." meinte ich tief durchatmend und konnte fühlen wie meine Wangen die Farbe von einem Hauch von rosa annahmen.
"Du läufst mir zu langsam." Inosuke rannte los und ich hatte Mühe mich festzuhalten.
Wenige Minuten später kamen wir an dem kleinen Dorf an.
Ich spürte eine finstere Aura."Lass mich bitte runter." bat ich meinen Freund und machte Schritte auf eine Leiche zu, welche in einer Blutlache auf dem Boden lag. Ihre Augen, weit aufgerissen und voller Furcht. Sie hatte bestimmt panische Angst vor ihrem Tod gehabt. Und ich... Ich war nicht schnell genug da um sie zu retten. Ihr Gesicht war von blutigen Kratzern übersät und eine riesige, tiefe Wunde schmückte ihren Hals. Mit trauriger Miene beugte ich mich zu ihr hinunter und schloss ihre Augen. Sie würde eine angemessene Beerdigung bekommen. Dafür würde ich höchst persönlich sorgen, wenn es sein musste.
"Traurig nicht? Was Dämonen alles mit uns schwächlichen Menschen anstellen können." erwiderte ich zu Inosuke gewandt. Dieser suchte, mit scharfen Blick, die Umgebung ab. Dann traf sein Blick auf mich.
"Da kann man eh nix mehr dran ändern. Tot ist tot." er zuckte mit den Schultern und schnüffelte in der Luft. "Riechst du das auch?"Vorsichtig atmete ich ein. Tatsächlich! Es roch irgendwie... Naja... Vebrannt? Hastig stürzte ich um die Ecke und erblickte Frauen, Kinder und Männer, wie sie schreiend von einem brennendem Haus weg rannten.
"Schnell renn um dein Leben!" rief ein Mann und packte mich am Handgelenk, bevor er mich mitzog.
"Hey! Bitte! Lassen Sie mich los und nachsehen was genau passiert ist!" keuchte ich und versuchte mich aus dem Griff zu befreien. Allerdings wollte ich dem Mann nichts antun weshalb ich mit wenig Kraft versuchte gegen ihn anzukommen.
"Sie hat gesagt du sollst los lassen!" brüllte Inosuke und riss den Mann am Kragen von mir weg. "Ich wollte doch nur helfen!" entgegnete der Mann stocksauer. "Aber wenn ihr sterben wollt bitte sehr!" und er torkelte davon.
"Alles gut?" fragte Inosuke, sichtlich gereizt und ich konnte nur nicken. Ich glaube, wir haben den Dämonen gefunden.
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Blinder Ansturm (Inosuke FF)
FanfictionEine Säule, ausgebildet um die verschiedensten Dämonen abzuschlachten und Menschen vor solchen Monstern zu beschützen. Die Säulen, auch Hashiras genannt, waren die stärksten und seltensten der Dämonenjäger. Yonaka gehörte zu ihnen. Sie sollte genaus...