•BRIELLE•
»Kann ich dir noch etwas bringen?«, erkundigte sich Martino, woraufhin ich den Kopf schüttelte. Seine Augen sahen mich bemitleidend an und das konnte ich nicht ausstehen.
Die letzte Zeit wurde ich fast nur bemitleidet und frage mich mittlerweile wirklich, womit ich das alles verdient hatte.
Alles lief gut, bis wir auf diese verdammte Klassenfahrt fuhren. Alles lief gut, bis ich herausfand, dass mich mein Freund mit meiner besten Freundin betrog. Ich hatte doch nichts Böses getan, dass ich es so heimgezahlte bekommen musste.Dann würde ich nächste Woche den Mann heiraten, der mich erstmals als Stripperin in einem Club haben wollte und in den ich mich mittlerweile verliebte, was für mich total absurd war.
»Danke Martino«, hauchte ich, denn meine Stimme brach bei jedem Wort, weil meine Tränen diese erstickten. »Dafür nicht, Kleine. Aber ich glaube, dass sich Nata große Sorgen macht«
Ach, tat er das?
Wenn ich ihn so interessieren würde, hätte er nicht auf unserer Verlobungsfeier und meinem Geburtstag wie ein bescheuerter auf Felipe eingeschlagen. Wobei ich mir vorstellen konnte, dass er es dennoch aus Schutz zu mir tat. Denn Felipe hatte es in sich mich zu belästigen, egal wie oft man ihm sagte, er solle es lassen.»Ich glaube er ist damit beschäftigt seinen Bruder zu verprügeln«, konterte ich fast geflüstert, er schien es dennoch zu hören, denn er begann laut zu lachen. »Du hast Humor, das gefällt mir. Meine Schwester bringt dir gleich frische Kleidung, dann musst du nicht in dem Kleid bleiben«
Genau in dieser Sekunde spazierte Luisa die Treppen runter mit einem Lächeln auf den Lippen. »Hier, das ist eine Jogginghose und ein T-Shirt. Das sollte passen«
»Vielen Dank Luisa. Wirklich. Und dir auch Martino«, beide nickten nur, als sei es selbstverständlich. Luisas Arme breiteten sich aus und zogen mich zu sich. Ihre Wärme hüllte mich ein, dabei sollte ich nicht so traurig sein, aber ich war es. Traurig über die ganzen Tatsachen, dass ich hier war. Dass ich nun wirklich alleine war. Mit neunzehn heiraten würde, was ich definitiv nicht so geplant hatte. Ich wollte studieren, leben und das tun, was ich wollte.
Zitternd lag ich in Luisas Armen und begann innig an zu weinen. Mein Herz brannte und meine Lunge füllte sich mir so viel Luft, als würde ich in Kürze ersticken.
»Wo ist meine Verlobte?« Es hämmerte in der nächsten Sekunde so stark an die Tür, dass ich vor Schreck zusammen zuckte. Ich riss meinen Kopf hoch und beobachtete weiter die Tür. Martino lehnte entspannt am Türrahmen und amüsierte sich mehr als er sollte. »Mach auf verdammt! Ich trete sonst die Tür ein!«
»Beruhige dich, aber sie will alleine sein«
»Alleine mit dir, du Idiot? Mach auf!«, brüllte Nata noch lauter, was mich erneut zusammen zucken ließ. Er war wütend. Unglaublich wütend, dass ich es mir gar nicht ausmalen wollte. »Ich trete dir verdammte für ein«, dann herrschte kurz Stille, ehe die Tür wirklich aufflog.
Nata hatte die Tür, wie er es gesagt hatte, eingetreten und hielt seine Waffe auf Martino gerichtet.
Ich hatte ihn noch nie so wütend erlebt, aber es ließ mich wissen, dass ich ihm nicht egal war.»Brielle!«, als er mich sah, steckte er die Waffe weg und lief auf mich zu. Ich richtete mich etwas auf und dann setzte er sich vor mich auf den Boden und nahm meine Hände. »Ich habe mir Sorgen gemacht, verdammt. Geht es dir gut?«, seine Augen suchten meine und direkt zog er mich in den Bann. Diese kühlen Augen strahlten solch eine Wärme in dem Moment aus, dass ich einfach nur meine Arme um ihn schlang und seinen Duft einsog.
»Mi linda«, hauchte er gegen meine Haare und zog mich noch fester an sich. Tausende Schmetterlinge begannen in meinem Bauch zu flattern und ich realisierte mit jedem Tag mehr, dass ich mich in ihn verliebte. Und dagegen konnte ich absolut nichts machen, dabei wollte ich gehen...Innerlich wollte ich dennoch weg...weg von dem ganzen Stress, der Gefahr. Aber ich war noch immer hier und vielleicht sollte ich auch bleiben.»Komm mit nachhause«, flüsterte er, hob mich hoch und trug mich wie eine Braut hinaus, aber dann hielt ich ihn kurz auf. »Warte«
Ich ging dann schnell rein und wollte mich bei Luisa und Martino bedanken. »Danke, dass ihr mich mitgenommen habt«»Immer wieder. Ruf an, wenn du etwas brauchst, die Türen sind für dich immer geöffnet«, ließ mich Luisa wissen, woraufhin Martino nickte und mir beide ein Lächeln schenkten.
Dann huschte ich wieder raus und betrachtete die demolierte Tür, dadurch dass Martino daraufhin dennoch nichts sagte, schien es nicht das erste Mal gewesen zu sein. »Nachhause?«Ich schüttelte meinen Kopf. Ich wollte irgendwo hin, wo wir nicht zuhause waren. »Wo willst du hin, mi linda?«
»Ich möchte noch an der frischen Luft bleiben«
Mehr musste ich nicht sagen, dass mich Nata ins Auto setzte und los fuhr.
Nach einer Stunde Fahrt hielt er den Wagen auf einem Gebirge, vor der Klippe, aber nicht so weit vorne, dass etwas passieren könnte. Er half mir raus und setzte sich mit mir gemeinsam auf die Motorhaube. Meine Schuhe hatte ich schon längst im Auto ausgezogen und hob meinen Blick hoch in den Sternenhimmel.So lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter und genoss den Moment der Stille.
Der Stille, nach der ich mich schon länger sehnte.
Es war so schwerelos, so einfach. Unkompliziert.Aus dem Augenwinkel erkannte ich eine Sternschnuppe, die gerade vorbeiflog. »Nata! Eine Sternschnuppe«, ich klang bestimmt, wie ein kleines Kind, aber ich hatte noch nie in meinem Leben eine gesehen.
Umso glücklicher war ich gerade, dass auch nach so einem schrecklichen Tag, etwas schönes geschah.
»Wünsch dir etwas, mi linda«
Er hauchte mir einen Kuss auf die Wange und ich schloss meine Augen. Dabei wünschte ich mir innerlich das, was niemals verwirklicht werden könnte.
Meine Eltern.
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WICKED GAME | BAND 1✔️
RomanceDie 18-jährige Brielle Esher befindet sich mit ihrer Abschlussklasse in Dubai, bereit, ihr Abitur abzuschließen und ihren Traum vom Studium und einer eigenen Familie zu verwirklichen. Doch in einer schicksalhaften Nacht nimmt ihr Leben eine unvorher...