Kapitel 16

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Weich, wie Samt fühlte sich mein Bettlaken an. Ich liebte den Geruch von frisch gewaschener Wäsche. Da ich es erst bezog, vermischte sich der Geruch dennoch mit etwas anderem, was ich erst einmal verdrängte. Automatisch fuhr ich nach oben. Daryl. Sofort schoss mir sein Name in den Kopf und umgehend suchte ich ihn. Allerdings war er nicht mehr in meinem Bett. Auch nicht hörbar in der Wohnung. Er war verschwunden. Zu welcher Uhrzeit er genau das Weite suchte, wusste ich nicht. Trotzdem war ich nicht dumm und dachte geradewegs an unsere Begegnung im Diner. Nicht, als er einen Aufstand machte, sondern wir gemeinsam in der Umkleide waren.

»Warum ist er weg? Was veranstaltet er für einen Scheiß?« Aber was hatte ich mir denn erhofft? »Was dachtest du denn, June? Das er da bleibt und dann? Ein Schwätzchen vielleicht noch hält und mit dir über alte Zeiten quatscht? Niemals.« Es war doch schon vorauszusehen, dass er verschwand und eben nicht bei mir blieb. Schon als wir gemeinsam im Bett lagen, war da etwas in seinem Blick. Er musste mich haben, in seinen Augen die Sehnsucht mich zu besitzen konnte ich regelrecht spüren, doch gleichzeitig war da die Flucht in ihm, weil er selbst nicht wusste mit diesen Gefühlen umzugehen.

Frustriert ließ ich meinen Kopf in meine Handflächen gleiten. »Warum kann ich nicht Abstand zu ihm nehmen?« Er machte etwas mit meinem Körper. Da war ein Geruch, eine Intensität, die mich regelrecht einlullte. So sehr ich auch versuchte diese Empfindungen nicht an mich heranzulassen, umso mehr zog es mich zu ihm. Ich konnte mich dann nicht mehr fangen, keinen klaren Gedanken fassen. »Wenn ich das jemanden erzähle, glaubt mir eh keiner!«, seufzte ich. Wie auch? Ich konnte es selbst nicht verstehen. Allerdings frustrierte mich dennoch, dass es mir nicht möglich war mich zu wehren. Natürlich wollte ich es in dem Moment nicht. Trotzdem kam ich mir schon irgendwo benutzt vor.

Diesen Gedanken hegte ich auch noch nach dem Duschen und ebenso noch, als mich der Toaster aus meinen Grübeleien riss. Indessen fiel mir zugleich etwas anderes ein. »Ethan!«, brummte ich und auf der Stelle schob ich Daryl weg. Dieses Mal empfand ich jedoch keine Reue. Er verheimlichte mir auch irgendwas, was er mir nicht sagen wolle oder konnte. »Verdammt, ich will eine Erklärung«, fluchte ich, sprang nach oben und hetzte zu meiner Wohnungstür. Ich musste zu ihm. Er musste mir sagen, was er über die ganze Sache wusste. Immerhin war er nicht wie ich, komplett ahnungslos. Unverzüglich vergaß ich mein Essen und schnappte mir meinen Schlüssel. Als ich jedoch die Tür öffnete, sah ich Finger vor meinem Gesicht, die gerade in diesem Moment klopfen wollten. Ethan.

»Zu dir wollte ich gerade.« Augenblicklich schnappte ich mir sein rotes Shirt und zog ihn nach drinnen. Im Anschluss machte ich die Tür wieder zu. Gerade wollte ich etwas sagen, da machte er sich auch schon auf den Weg in meinem Schlafzimmer. Da die Tür offenstand, sah er mein zerwühltes Bett natürlich. Ich fand noch nicht die Lust es zu machen. Außerdem wollte ich den Geruch nicht von Daryl gegenübertreten. Das machte mich nur noch verwirrter und somit zweifelte ich erst recht an meinem Verstand. Im Gegensatz dazu fiel mein Blick von meiner Bettwäsche erneut zu Ethan, der sich vor mir aufplusterte. Sein Rücken wurde breiter und als er sich zu mir drehte, sah ich etwas in seinem Gesicht aufblitzen. Enttäuschung. Seine Stirn lag außerdem in Falten. Die Augen waren nach unten gezogen.

»Du hast ihn echt in dein Bett gelassen.« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Automatisch verschränkte ich die Arme vor der Brust und schob das aufkeimende schlechte Gewissen schnell weg. »Bist du hier um über Nolan zu reden oder mir zu sagen, was ich wissen muss?« Natürlich war es gemein ihm das an den Kopf zu knallen. Immerhin verletzte ihn das alles. Des Weiteren hätte es auch jemand anders sein können, oder ich nur, oder... Ach was weiß ich. Ethan war doch nicht blöd. »Weißt du June...«, begann er nun traurig und wandte sich von mir ab. »Frage doch ihn. Er kann dir auch sagen, was du wissen willst.« Zugleich schüttelte ich mit dem Kopf und stellte mich vor ihn, sodass er mich direkt anschauen musste. Leider wich er meinem Blick komplett aus. »Er spricht nicht Klartest, also musst du es mir sagen«, doch Ethan unterbrach mich gleich wütend: »Du vögelst mit ihm, dann frage ihn auch. Wenn du keine Antworten bekommst, kann ich dir auch nicht weiterhelfen.«

Midnight - Ruf der WölfeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt