06

11.3K 286 73
                                    



Sofía

Ein Mädchen betrat den Raum, die ungefähr in meinem Altern sein müsste. Sie war groß, hatte wunderschönes blondes Haar und die selben grünen Augen, wie der Rest ihrer Geschwister. Sie hat einen Stapel Kleidung in der Hand und sah mich mit geweiteten Augen. ,,Cosa le hai fatto?", zischte sie und blickte zu Salvatore. Dieser blickte sie nur kühl an und antwortete nicht. Kann dieser Mann auch was anderes außer Wut und Hass verspüren?

Sie fluchte etwas auf italienisch und kam dann auf mich zu. ,,Es tut mir so leid, was Salvatore dir angetan hat. Dieser Idiot zieht immer zu voreilige Schlüssel. Ich bin Mariella, aber du kannst mir ruhig Ella nennen. Wow, ich habe noch nie einen Menschen mit zwei verschiedenen Augenfarben gesehen. Du bist so—", fing sie drauf an zu reden, bis Salvatore sie stoppte. ,,Ella!"

Sie verdrehte nur die Augen und lächelte mich an. ,,Bitte entschuldige meinen Bruder, er mag es nicht zu reden."

Das war also die ältere Schwester. Sie hatte die selben Gesichtszüge wie ihre Brüder. Doch ihre Haarfarbe unterschied sie komplett von ihnen.
Ob ihre Mutter blonde Haare hatte?

,,Hier hast du eine Jogginghose und einen Pullover. Du kannst dich bei mir umziehen.", sagte sie und übergab mir den Stapel.

Salvatores Blick war immer noch stur auf mir gerichtet, genauso wie der Blick von dem anderen Mann, der neben Salvatore saß. Ich war mir sicher, dass das Dante neben ihm war und der, der neben mir stand, Carlo war. ,,Carlo, begleite sie zu dem Zimmer.", sprach Salvatore an den Mann, der neben mir stand. Wusstes ich es doch.

Er nickte und ich erhob mich. Während ich aufstand, zeigte sich das Ziehen in meinen Oberschenkel wieder, weshalb ich meine Augen schloss.

Ich durfte keine Schwäche zeigen. Nicht jetzt.

Anscheinend hatte Ella mein verzogenes Gesicht gesehen, denn sie sah mich bemitleidend an. ,,Sei uno stronzo, Salvatore!", hörte ich Ella wütend sagen. Das hatte ich verstanden und sie hatte recht. Er war ein Arschloch.

Ella zeigte mit einer Handbewegung, ihr zu folgen. Wir liefen durch das Foyer, bis wir dann vor einer Tür ankamen. Hinter uns lief Carlo  hinterher. Dachten die ernsthaft, dass ich ihr etwas antun würde? Sie öffnete die Tür und zum Vorschau kam ein großes Zimmer. Am Fenster stand ein großes King-Size Bett, ebenso erblickte ich zwei Türen. ,,Du kannst dich im Bad umziehen.", sprach sie und zeigte auf die
rechte Tür.

Ich nickte und nahm die Kleidung und verschwand auch schon hinter der Tür. Als ich  die Tür schloss, lehnte ich mich erschöpft gegen die sie.

In was hatte ich mich hier hinein geraten?

Alle waren krank vor Sorge und ich war bei unserem Feind, der mich noch vor ein einigen Stunden gefoltert hatte, weil er dachte, ich hätte seine Tochter entführen wollen. Was für ein Klischee.

Ich durfte nie wieder mehr das Grundstück verlassen.

Ich ging von der Tür wieder weg und sah in den Spiegel. Erschrocken von mir selbst sah ich den Spiegel. Mein Gesicht war blass, tiefe Augenringe zierten mein Gesicht, meine Lippe war aufgeplatzt und meine Haare standen in alle Richtungen.

Ich entkleidete mich vom Tshirt und zog mir den Pullover so wie die Jogginghose an. Mein Arm tat immer noch höllisch weh.

Als ich fertig war, blickte ich in den Spiegel und versuchte mir meine Haare einigermaßen zurichten. Ich sah wieder halbwegs normal aus.

Sobald ich fertig war, öffnete ich die Tür und erblickte Ella und Carlo, die auf den Bett saßen und in einer Konversation verwickeltet waren.

,,Sie wollte nur helfen.", zischte Ella. ,,Was, wenn sie noch etwas anderes plant?", zischte Carlo zurück. Sie zweifelten also immer noch. Ich könnte niemals einem kleinem Kind etwas antun, selbst wenn es mein Feind war.

Genauso wusste ich nicht, dass Salvatore verheiratet war und sogar ein Kind hatte. Mein Papá und meine Brüder haben mir nie etwas davon erzählt. Ich habe aber auch keinen Ring an seinem Finger gesehen. Vielleicht war die Mutter tot?

Zudem ist mir aufgefallen, dass Aurora keine Ähnlichkeit mit Salvatore hielt. Sie hatte helles Haar und blaue Augen, währenddessen er pechschwarzes Haar und grüne Augen hatte.
Vielleicht sah sie ihrer Mutter ähnlich.

Ich räusperte mich und sie verstummten. Beide sahen mich an. ,,Ich bring dich zum Hafen.", sagte Carlo und lief zur Tür.

Ich tat es ihm nach, doch blieb vor Ella stehen. ,,Danke für die neue Kleidung.", Sie lächelte mich an. ,,Nessun problema."

Ich lief ihm nach, bis wir an einen Hinterausgang wieder ankamen. Er öffnete die Tür und steuerte auf einen weißen Sportwagen zu. Vor dem Auto blieb er stehen und öffnete mir die Beifahrertür. Ich stieg ein und er umrundete das Auto, um auf der Faherseite einzusteigen. Carlo startete den Wagen und wir fuhren wieder Richtung Hafen.

Im Auto herrschte eine angenehme Stille. Jeder war in seinem eigenen Gedanken versunken. Als wir ankamen, erblickte ich mein Auto. Ich wollte wortlos die Tür öffnen und verschwinden, aber er hielt mich am Handgelenk fest. ,,Nimm das. Das ist die Nummer. Wie schon gesagt wurde: falls du jemals bei etwas Hilfe brauchst, du in Gefahr bist oder sonst etwas, ruf dort an. Aber nicht vergessen, dolzecca, nur einmal." Ich nahm die Karte entgegen, wo eine Nummer stand.

Ich wusste nicht, ob ich die Nummer jemals verwenden würde. Trotz dessen steckte ich sie ein. Man wusste nie.

,,Gracias.", sagte ich und stieg aus. Sobald ich ausstieg, fuhr er wieder los. Er hatte es aber eilig.

Ich ging auf die andere Seite, wo mein Auto stand, und öffnete dies mit meinen Fingerabdruck. Als ich mich auf die Fahrerseite setzte, bemerkte ich mein Handy, welches dort lag. Ich wollte nicht wissen, wie viele Nachrichten und Anrufe mich gleich erwarteten.

Ich schaltete mein Handy an und sah 180 verpasste Anrufe von meinen Brüder und meinen Schwägerin, genauso hatte ich unzählige Nachrichten von ihnen. Dios.

Ich startete den Motor und fuhr los. Sie hatten sicherlich das ganze Land nach mir abgesucht.

Als ich vor dem Anwesen ankam, wurden mir die Tore geöffnet und ich fuhr die Auffahrt hoch.

Home Sweet Home.

Ich parkte das Auto und stieg mit zittrigen Beinen aus. Meine Beine führten mich ins Anwesen, wo mir die Tür geöffnet wurde. Man hörte durch ganze Anwesen laute Stimmen brüllen. Ich ging den lauten Stimmen nach und hielt vor dem großen Wohnzimmer. ,,Es ist mir egal! Du suchst in jeder Ecke des Landes!", hörte ich Santiago brüllen. Ich ging zögerlich rein und erblickte meine Brüder, die sich gestresst durch die Haare fuhren. Auf der Couch saß Bella, die stur gegen die gegenüberliegende Wand blickte. Sie sahen alle erschöpft aus. Kein Wunder, wenn sie seit Tagen versuchten mich zu finden.

,,Hermano, beruhig dich. So werden wir sie auch nicht schneller finden. Du musst dich—", Alessandro hielt in seinem Satz inne. ,,Sofía!", schrie Bella und sprang schon förmlich von der Couch, um mir in die Arme zufallen. Ich wäre fast umgefallen. Sie drückte mich so fest. ,,Mierda, Sofía. Wir haben im ganzen Land nach dir gesucht.", flüsterte sie mir ins Ohr und drückte mich. Ich musste mein Gesicht verziehen, da sie meinen verletzen Arm gestreift hatte.

Sie hatte es anscheinend bemerkt, weshalb sie sich von mir löste und sie große Augen machte.

,,Was ist mit dir passiert?"

Ob Sofia jemals die Nummer anrufen wird?

Ich liebe die Beziehung zwischen Sofia und Bella!

Wie fandet ihr das Kapitel?

The Lost Enemies-La mia dea della notteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt