Die Wärme wurde langsam unerträglich und allmählich kam es Harry so vor, als hätte er eine dieser Saunas betreten, von denen seine Tante Petunia immer gegenüber ihrer Freundin am Telefon geschwärmt hatte. Beiläufig fragte sich Harry, ob es das eigentlich in der Zaubererwelt auch gab, ohne allerdings die Absicht zu verspüren, eine zu besuchen. Er war ungemein froh, als sie mit Getränken beladen an den Tisch zurückkehren konnten und er sich auf den letzten freien Platz setzen konnte, der so lag, dass er dem Eingang den Rücken zukehrte.
Zwar widerstrebte es Harrys Sicherheitsbedürfnis, nicht die Eingangstür einsehen zu können, doch anderseits bot dieser Platz den unbestreitbaren Vorteil von Anonymität. Denn überzeugt davon, dass ihn von hinten niemand erkennen würde, setzte Harry schließlich seine Mütze ab. Es war eine Wohltat, endlich wieder Luft an seinen mittlerweile feucht geworden Haaren spüren zu können und in einer längst automatisch gewordenen Geste zupfte sich Harry mit den Fingern ein paar Haarsträhnen in die Stirn. Amber schenkte ihm ein verständnisvolles Lächeln und berührte ihn sachte mit ihren Füßen.
„Ich warne dich, wenn etwas Unerwartetes passiert", versprach sie augenzwinkernd. Wie gut sie ihn kannte!
Er beugte sich zu Amber hinüber und gab ihr einen spielerischen Kuss auf die Lippen, dann wandte er scherzhaft ein:
„Das sollte ich vielleicht lieber lassen, sonst hast auch du die Tür nicht im Blick."
„Ich kann es spüren, wenn Gefahr droht", versicherte Amber leichthin und Harry suchte vergeblich in ihren Augen das Flackern eines Scherzes. Doch bevor er noch beginnen konnte, sich über Ambers so sicher vorgetragene Aussage zu wundern, begann sich ein heiteres Lächeln auf ihrem Gesicht auszubreiten.
„Hm, vielleicht war das etwas zu optimistisch gedacht. Manchmal ist der Wunsch Vater des Gedanken..."
Amber zwinkerte ihm zu und lehnte sich wieder zurück. Harry bedachte sie mit einem belustigten Lächeln und stellte verwundert fest, dass er trotz der Niederlage überraschend guter Laune war. Er warf seinen Freunden einen Blick zu und zu seiner Erleichterung saßen die beiden mit allem Anschein von Harmonie aneinandergeschmiegt auf der Bank. Ron hatte sein Gesicht in Hermines Haare vergraben und hielt sie zärtlich umfasst, als befürchte er, sie könnte ihm davonfliegen. Hermine lehnte entspannt an seiner Brust, den Blick gedankenverloren auf das Glas mit der goldenen Flüssigkeit vor sich gerichtet, das schon halb leer war.
Für ein Weilchen war lediglich der Lärmpegel eines zum Bersten gefüllten Pubs zu hören, während es alle vier genossen, entspannt miteinander zu schweigen. Harry nahm einen langen Schluck von dem Butterbier, das er weise für sich geordert hatte – denn Ron und er hatten vor langer Zeit einmal versucht, betrunken zu fliegen und waren kläglich gescheitert, eine Erfahrung, auf deren Wiederholung er dieses Mal verzichten wollte.
Bedeutungsvoll schaute er zu Ron hinüber, der aus seiner Reverie erwacht war, und mit einem Grinsen zu verstehen gab, dass er wusste, woran Harry dachte.
„Du bist vorhin appariert, Hermine, oder?", fragte Harry, denn er kannte Hermines Zurückhaltung beim Fliegen von langen Distanzen. Seit ihrer Schulzeit war der Besen etwas gewesen, das sie weit weniger beherrschen konnte als all die unzähligen Unterrichtsfächer. Hermine nickte nur.
„Solange du dich festhalten kannst, ist alles gut", verkündete Ron gutgelaunt und Harry gewahrte ein leichtes Lächeln auf Hermines Lippen, denn wie Harry von Ron wusste, war meist Ron derjenige, der in den letzen beiden Jahren nach ihren Kneipenbesuchen bei Hermine mitgeflogen war. Amber warf Ron einen amüsierten Blick zu und gestand dann, dass sie zwar nicht beim Fliegen, aber beim Apparieren unter Alkoholeinfluss schon ihre Erfahrungen gemacht hatte. Belustigt berichtete sie von einer Begebenheit aus ihrer Studienzeit.
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Harry Potter und das süße Gift der Hoffnung
FanfictionDrei Jahre nach dem Sieg über Lord Voldemort hat sich Harry Potter vor der Welt zurückgezogen. Während seine Freunde Hermine, Ron und Ginny neue Kapitel in ihrem Leben aufgeschlagen haben, versucht Harry seine schrecklichen Erlebnisse zu verarbeiten...