Amber erhob sich und reckte den Kopf, was Harry aus seinen Gedanken riss. In wenigen Sekunden war sie auf den Beinen und spähte aus dem Fenster.
„Wenn man vom Teufel spricht", sagte sie leise, ohne sich nach Harry umzudrehen.
Nervös stand nun auch Harry auf. War das Hermine? Er zog eine Grimasse, denn ihr Kommen traf ihn gänzlich unvorbereitet. Nun denn, Spontanität war alles. Wenige Sekunden später war das leise Huten einer Eule zu vernehmen, das die Anwesenheit eines Besuchers vor dem Gartentor ankündigte. Mit einem leisen Zauberspruch ließ Amber die Pforte aufschwingen und mit einer Anspannung, die sich rasch seines ganzen Nackens bemächtigte, öffnete Harry die Tür.
„Harry!"
Mit erhitzten Wangen und einem Haar, das aussah, als wäre sie ein paar Mal konfus hindurchgefahren, stand Hermine vor ihm. Sie wirkte niedergeschlagen und aufgebracht zugleich und mit einer ziemlichen Trockenheit im Mund ließ Harry sie wortlos eintreten. Es schien ein absolut unpassender Moment zu sein...
„Es ist unfassbar!", rief Hermine mit einer Stimme, die der Verzweiflung nahe zu sein schien, und warf sich in Harrys Arme, ohne auf Amber zu achten, die ein paar Meter entfernt in der Stube stehengeblieben war.
Ausgesprochen perplex hielt Harry sie einen Moment, bevor er sie sanft von sich schob.
„Geht es um Ron?", wollte er vorsichtig wissen.
Hermine schüttelte heftig den Kopf und sah mit schimmernden Augen zu ihm hoch.
„Nein!", erwiderte sie und fügte bekräftigend erneut hinzu: „Nein. Es ist... Du weißt doch, was ich geschrieben habe."
Harry versteifte sich unversehens. Die perfekte Eröffnungsmöglichkeit.
„Darüber wollte ich noch mit dir reden", murmelte er, aber Hermine hörte seine leisen Worte überhaupt nicht, sondern fuhr ohne zwischendurch Luft zu holen unglücklich fort:
„Ich hab's heute Morgen meinem Chefredakteur gezeigt und er fand's klasse, aber ein paar Stunden später hat er mich ins Büro gerufen und mir ohne weitere Gründe mitgeteilt, dass wir es nicht bringen könnten, weil der Artikel schlecht wäre."
Noch immer fassungslos schüttelte Hermine den Kopf, dann brach es aus ihr heraus:
„Ganz plötzlich legt er eine totale Hundertachtzig-Grad-Wendung hin! Ich verstehe das überhaupt nicht! Er fand es doch anfangs richtig gut."
Hermine hielt einen Moment inne und sah Harry um Verständnis heischend an. Weil er sich jedoch nicht äußerte, fügte sie hastig hinzu:
„Und dann... weil... ich finde es wichtig, dass man aufklärt, was genau hinter diesen Morden steckt... habe ich etwas gekürzt und bin zu anderen Zeitungen, aber... die blocken alle total ab! Und selbst...", sie zögerte kaum merklich. „Also, ich war sogar beim Tagespropheten, denn man kann doch solche Informationen nicht einfach unter den Teppich kehren, aber auch dort..."
Ein tiefer Atemzug war zu hören und obwohl Harry Hermines Verzweiflung zwar nachvollziehen konnte – denn natürlich erschütterte es ihr Selbstwertgefühl bis ins Mark, dass nicht nur Teile, sondern der komplette Artikel abgelehnt wurden – durchfuhr ihn dennoch eine absolute Erleichterung darüber, dass es keine Veröffentlichung geben würde. Dann musste er vielleicht gar nichts mehr dazu sagen...
„Du verstehst es nicht, oder?"
Amber war herangetreten und starrte Hermine fassungslos an. Hatte seine beste Freundin schon aufgewühlt gewirkt, so tat es Amber nun umso mehr. Ihre Lippen bebten, die Augen erschienen auf einmal unwahrscheinlich groß und ihre Haltung vermittelte das Gefühl höchster Bestürzung. Harry begann bei so viel Emotionalität der Kopf zu wirbeln und er wünschte sich am liebsten weit fort. Aber als Amber wortlos die Hand nach ihm ausstreckte, umschloss er sie liebevoll und mit der dadurch vermittelten Unterstützung fuhr Amber erst leise, dann mit zunehmender Vehemenz fort:
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Harry Potter und das süße Gift der Hoffnung
أدب الهواةDrei Jahre nach dem Sieg über Lord Voldemort hat sich Harry Potter vor der Welt zurückgezogen. Während seine Freunde Hermine, Ron und Ginny neue Kapitel in ihrem Leben aufgeschlagen haben, versucht Harry seine schrecklichen Erlebnisse zu verarbeiten...