Kapitel 69

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„Ginny!"

Ron hatte sie entdeckt und winkte sie mit energischer Miene zu seinem Tisch herüber. Hermine stand auf und umarmte ihre Freundin so überschwänglich, dass Ginny nicht umhin kam, die darunterliegende Nervosität zu spüren. Schließlich blieb Ginnys Blick an Harry hängen, der eine angespannte Entschlossenheit ausstrahlte. Er wechselte mit Ron noch ein paar kurze Worte, bevor er zu ihr herübersah und sie mit einem leicht verlegenen „Hi Ginny" begrüßte.

Und da war es, dieses vertraute Lächeln, das bis auf den Grund ihrer Seele zu blicken schien und das Ginny in den letzten Jahren so schmerzlich vermisst hatte. Genauso wie Harrys zugewandter, interessierter Blick, der viel zu lange hinter seiner Teilnahmslosigkeit verschwunden gewesen war. Ein Gefühl von Wärme breitete sich unversehens in Ginny aus und ließ sie seinen Blick länger als nötig erwidern, während sie darauf wartete, dass Harry als erstes den Blick abwandte.

Sein Lächeln wich plötzlich einem leicht überraschten Gesichtsausdruck, mit dem er Ginny sekundenlang anstarrte, bis sie schließlich diejenige war, die den Blickkontakt unterbrach. Warum, bei Merlin, hatte Harry sie auf diese Weise angesehen? Um sich von der merkwürdigen Beobachtung abzulenken, wandte sich Ginny ihrem Bruder zu und fragte ein wenig brüsk:

„Also, Ron, was ist so dringend, dass ich mir Ärger mit meinem Ausbilder einhandeln muss?"

„Hast du was über Bellatrix in Erfahrung bringen können?"

Drei Augenpaare fixierten Ginny voller Anspannung, als sie wiedergab, was sie von Marc erfahren hatte. Als Ginny geendet hatte, wechselten Hermine und die Männer wortlos einen Blick miteinander. Dann pfiff Ron leise durch die Zähne. Hermine ließ sich wieder zurück in den Stuhl fallen, nachdem sie vorher kerzengerade dagesessen hatte, und starrte hinauf in den makellosen Himmel. In Harrys Wange zuckte ein Muskel und er schaute ausgesprochen verbittert drein, als er mitteilte:

„Amber kommt aus Texas."

„Amber?!", entfuhr es Ginny. Da sie nicht viel davon hielt, im Dunkeln gelassen zu werden, fragte sie energisch nach:

„Was ist eigentlich los? Warum habt ihr euch hier versammelt wie zu einem...", sie zog die Augenbrauen hoch, „...konspirativen Treffen?"

Ihr Blick wanderte von einem zum anderen und es war schließlich Harry, der ihr antwortete, den Blick grimmig auf seine Hände gerichtet, die sich permanent öffneten und schlossen.

„Amber hat heute Morgen versucht, meine Gedanken zu beherrschen. So wie es Voldemort damals im Ministerium getan hatte", erklärte er knapp mit einer Miene, die nichts davon preisgab, wie es in ihm drin aussah.

„Merlins Bart!", rief Ginny erschüttert aus und sah Harry entsetzt an. Sie ahnte, was für ein Gefühl das für Harry gewesen sein musste und ohne sich dessen bewusst zu sein, glitt ihre Hand hinüber zu seiner und drückte sie leicht. Sofort verschränkte Harry seine Finger mit den ihren.

„Aber warum sollte Amber den Tod von Bellatrix Lestrange verursacht haben? Und warum sollte sie versuchen, deine Gedanken...?", machte sich Ginny auf die Suche nach einem logischen Zusammenhang.

Sie unterbrach sich. Wie Voldemort, hatte Harry gesagt... Voldemort und Bellatrix...
„Ihr wollt jetzt nicht sagen, dass ihr glaubt, dass..."

„...Amber Voldemorts Tochter sein könnte?", vervollständigte Hermine Ginnys Satz und nickte.

Ginny riss ihre Augen auf und fuhr sich stumm mit der Hand an den Mund.

„Das ist natürlich noch keine hundertprozentige Sicherheit...", ergänzte Hermine entschlossen, woraufhin sie von Ron ungeduldig unterbrochen wurde.

Harry Potter und das süße Gift der HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt