Hier gilt Kraft und Konzentration

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Seit dem Vorfall gestern früh war mein Kopf ziemlich unnachsichtig, was Gedanken betraf, da ich mir einfach keinen Reim draus bilden konnte. Es hatte zur Folge, dass ich aus Versehen ein paar Köpfe durchblickte und Gedanken anhörte, die nicht für mich bestimmt waren, zumindestens gehe ich davon aus, weil ich eigentlich, tatsächlich nicht wissen wollte, dass Ajax pinke Unterwäsche trägt, Enid zuliebe.

Es war irritierend, soviel kann ich sagen. Was aber noch verstörender war, war wie ich frühs versehentlich Xavier im Bad erwischt habe. Ich hätte mir gewünscht er wäre nur nackt gewesen, aber nein. Er stand unter der Dusche und hatte sich gerade einen runtergeholt. Weiterhin war es nicht hilfreicht, dass ich meine Kräfte dabei nicht unter Kontrolle hatte. Alles in einem:

Ich liebe mein Leben in Nevermore.

Nicht. Zumindestens heute.

Unterricht war genauso eine Katastrophe, wegen der mangelnden Konzentration und der Beherrschung. Als diese Sache vom Tisch war, freute ich mich kurz, dass Wochenende war. Nachfolgend fiel mir auf, dass ich doch mit Xavier zum Bogen schießen verabredet war. Und wie ich so daran dachte, tauchte er aus dem Nichts auf.

"Können wir los?"

Ich gab ein kurzes Nicken von mir. Wir flanierten erneut zum Schießplatz und holten unsere Ausrüstung. Abermals begannen wir damit einfach ein paar Pfeile zu schießen, doch heute war ich anscheinend nicht die Einzigste, die keine Konzentration besaß.

"Ok stopp!", hielt ich Xavier auf, "Weißt du noch, was wir letztes Mal hatten?" Geplättet sah er mich an und ich stieß innerlich einen Seufzer aus, bevor ich hinüber ging und ihm die Sehne samt Pfeil aus der Hand nahm. Sobald ich den Griff umfasste, war Xavier aus seiner Achtsamkeit gerissen und fokusierte sich wieder nur auf mich.

Da lag aber das Problem der Sache. Durch diese gezielte Fokussierung auf mich wurde ich nervös und das nicht im positiven Sinne. Mir war bewusst, umso länger ich zielen würde, umso näher rutschte ich einer weiteren Attacke entgegen. Meine Finger fingen schon an zu zittern, also schoss ich den Pfeil, welcher nicht einmal ansatzweise die Zielscheibe traf. Im Inneren verfluchte ich mich selbst.

"Der ging wohl daneben.", stellte er fest.

Ich wich von ihm weg. "Ich weiß-...", setzte ich an, doch meine Stimme brach. "Weißt du, du erinnerst mich an jemanden. So wie du mit dem Bogen umgehst.", er blickte in die Ferne, "Kennst du Wednesday Addams? Sie hat noch nie ihr Ziel verfehlt."

Meine Handinnenflächen wurden schwitzig und eiskalt.

Scheiße, Scheiße, Scheiße!

Xavier hatte bis jetzt noch nichts bemerkt, also nutzte ich diese Gelegenheit und versuchte mein unkontroliertes Zittern in den Griff zu bekommen, doch es gelang mir nicht, so versuchte ich es zu verstecken. Tränen brannten in meinen Augen und ich wusste, dass es schon zu spät war. Ich senkte den Kopf, um meinen Blick samt meiner Panik zu verstecken.

"Hey Orélie, alles okey?", Xavier trat einen Schritt an mich heran, doch instinktiv drehte ich mich um und rannte los.

Ja, rennen... Rennen und weglaufen konnte ich schon immer, doch vor diesen Situationen gab es kein Entkommen. Das merkte ich auch spätestens, als ich mitbekam, dass Xavier mir hinterher sprintete.

By A Siren's Killing Game // Xavier Thorpe x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt