Kapitel 19.

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Jungkook

Der Filmabend mit Taehyung endete unschuldiger als ich erwartete. Zum Großteil blieben seine Hände bei ihm selbst, obwohl wir im Gegensatz dazu eng aneinander saßen. Körper an Körper, während er mich meinen Kopf an seiner Schulter ruhen ließ. Eigentlich erwartete ich förmlich, vielleicht aufgrund der Vorurteile die ich schwer leugnen konnte, dass der Abend anders endete. Der Ältere versuchte, mich ins Bett zu bekommen, oder zumindest herum zu machen. Aber er machte keinerlei solche Anzeichen.

Im Gegenteil. Selbst der kurze Moment in seiner Küche, in dem wir ein wenig miteinander tanzten, obwohl es eher hin und her schwingen zu der romantischen Musik gewesen war. Und selbst dort fand ich seine beiden großen Hände bloß sanft und vorsichtig an mir, spürte sein Zögern, weil er darauf wartete, dass ich ihm eine Antwort gab. Meine Antwort war mein Erwidern gewesen. Ich ließ mich leiten von dem faszinierenden Kerl hinter mir und der Musik, die durch meinen gesamten Körper strömte.

Ein wirklich intensives Gefühl, passend zu dem überwältigenden Moment, dabei war er so zurückhaltend und liebevoll. Doch gerade diese Mischung aus den Dingen, die ich empfand und denen, die ich spürte, in Form seines muskulösen Adoniskörpers, fühlte sich so unglaublich intensiv an. Fast zu intensiv, als platzte diese Spannung zwischen uns jede Sekunde und fand ihren Höhepunkt. Und ich wünschte mir diesen Höhepunkt, verdammt und wie sehr sogar. Jedoch wusste ich auch, dass ich dafür erst einmal vollkommen ehrlich mit ihm sein musste.

Diesen Moment zögerte ich absichtlich immer weiter heraus. Dumm, aber ich denke verständlich wenn man an die Reaktionen dachte, die ich sonst so bekam. Nicht umsonst hatte nur Jimin eine Ahnung von meiner Transsexualität. Weil ich keine Ahnung besaß, wie die Studenten hier reagierten. Und um ehrlich zu sein wollte ich das auch garnicht erst herausfinden.

Tja, alles Dinge, worüber ich mir später noch Gedanken machen könnte. Gerade musste ich mich erst einmal bei meinem besten Freund beschweren, der natürlich eine weitere Party, dieses Mal eine große besuchte. Da er nicht alleine gehen wollte, schleppte er also mich mit. Obwohl ich nicht unbedingt der größte Fan von Parties war, vorallem von solchen, wo viele Menschen um einen herum standen. Man teilweise kaum genug Luft zum Atmen besaß und ich deswegen die meiste Zeit alleine herum stand.

Entweder ich verbarrikarierte mich in einem Schlafzimmer oder Badezimmer, je nachdem wo ich die Musik weniger laut wahrnahm und sie nicht in meinen Ohren dröhnte. Und sich ein Fenster befand, das ich öffnen und so frische Luft atmen könnte.

"Na komm schonnn, komm mit und hab Spaß" jammerte Jimin und zog leicht an meinem Arm. Ich verstand ihn durchaus. Die letzten paar Tage taten wir kaum etwas anderes, als zu lernen. Im Gegenteil sogar. Entweder wir saßen in der großen Bibliothek der Uni, oder lernten gemeinsam in unserem mickrigen Zimmer. Die freie Zeit die wir bekamen, verbrachten wir meistens mit anderen. Ich hatte mein Date mit Taehyung und Jimin ließ sich von Yoongi flachlegen.

So würde es auch heute enden. Weswegen ich eher weniger Lust auf diese Party hatte, dabei brauchte ich diese Ablenkung ziemlich dringend.

"Ich hab schon meinen Spaß, mach dir keine Sorgen um mich, Minnie. Und lass deinen 'Crush' nicht so lange warten" lachte ich, denn Yoongi stand schon etwas weiter weg von uns, inmitten der tanzenden Menschenmenge und starrte meinen besten Freund abwartend an. Natürlich konnte ich es auch nicht lassen, wegen diesem Fakt meinen besten Freund aufzuziehen, so, wie er mich aufgezogen hatte. Yoongi war ganz sicher kein Crush. Die beiden führten eine rein sexuelle Beziehung.

Anders als bei Taehyung und mir. Es ging definitiv um das sexuelle, jedoch lud mich der Ältere auf Dates ein, wo es offensichtlich nicht bloß um das eine ging. Außerdem gab es bei uns die Regel, dass es zwischen uns blieb. Keine anderen Sexparnter oder wildes herum-geflirte mit potenziellen Bettnachbarn. Yoongi und Jimin dagegen einigten sich auf eine rein offene Beziehung, ohne Regeln und ohne irgendeine Form von Bindung.

Deswegen wurde ich an diesem Abend sehr schnell versetzt. Jimin ließ sich, mit einem Augenzwinkern, welches eindeutig aussagte, was die beiden planten zu tun, von Yoongi mitziehen. Und so verschwand er letztendlich in der riesigen, tanzenden Menschenmenge, sodass ich alleine in der Küche zurück blieb. Mit einem alkohfreien Getränk neben mir, da ich zuvor schon zwei seltsame Gemische herunter gewürgt hatte.

Und mehr tat ich mir heute sicher nicht an. Ich hatte meine Grenze schon einmal überschritten und mich selbst überschätzt, also tat ich dies ganz bestimmt kein zweites Mal. Zwar wachte ich deswegen in Taehyungs riesigem Studentenzimmer auf, trotzdem spürte ich die Nebenwirkungen meines hohen Alkoholkonsums in der ersten Nacht hier viel zu lange und intensiv, um es ein weiteres Mal zu tun. Alkohol war sowieso scheisse.

Nur war man ein wenig der Außenseiter als Person, die selbst nicht gerne und viel trank. Eine einigermaßen nüchterne Person zwischen vielen Menschen mit einem gewissen Pegel, der sie freier machte, ein wenig seltsam sogar, war nicht das spaßigste. Also stand ich hier. Alleine und zum Großteil nüchtern, mit einem Pegel, mit dem ich sogar noch Auto fahren dürfte.

Definitiv nicht genug, um mich alleine in die Menschenmenge zu quetschen und zu tanzen. Alkohol war scheisse. Der einzig nüchterne zu sein genauso.

Jedoch, gerade als ich von der Party verschwinden wollte, bevor sie so richtig begann, wurde ich von einer ganz besonderen Person aufgehalten. Eigentlich hätte ich es ja erwarten können, denn diesen Kerl fand man auf so gut wie jeder Party wieder. So auch heute. Und da er gerade auf mich zukam hielt er mich davon ab, mit seinem breiten und großen Körper, dass ich aus der Tür gehen und zurück zur Uni laufen konnte.

Alles was er tat war sich lässig gegen die Küchentheke zu lehnen und vor mir stehen blieb. Und anstatt einfach an ihm vorbei zu gehen stand ich wie angewurzelt da und schluckte schwer. Sein Auftreten fühlte sich auf eine heiße Art und Weise einschüchternd an.

"Ich hatte eher weniger mit dir hier gerechnet, Pretty. Immerhin dachte ich... Stehst du nicht so auf Partys und die vielen Menschen, mh?" Jap, da hatte er definitiv Recht. Ich fühlte mich deutlich unwohl, oder zumindest tat ich das, weil ich bis jetzt alleine gewesen war. Mit Taehyung an meiner Seite gefiel es mir um einiges besser. Und vielleicht schaffte er es sogar, dass ich tatsächlich hier blieb und ein wenig Zeit mit ihm verbrachte.

"Jimin hat mich hier hin mit geschleppt, nur um am Ende mit Yoongi abzuhauen. Aber um ehrlich zu sein... Fange ich fast schon an, es zu genießen. Ist irgendwie interessant, das ganze mit anzusehen. Die betrunkenen Pärchen, die sich fast auffressen, anstatt zu tanzen" erklärte ich und starrte dabei weiter in die Menschenmenge voller tanzenden jungen Erwachsenen.

Manche mehr, manche weniger betrunken. Einige erinnerten mich an meinen Zustand auf der ersten Party, die ich jemals besucht hatte. Die am Ende nicht nur schlechtes bot. Immerhin wachte ich in Taehyungs Bett auf, der mir dieses zur Verfügung stellte und wegen mir sein Sofa einweihte. Sonderlich bequem sah es nicht aus, zumindest wenn man darin schlafen musste. Dankbar war ich ihm trotzdem gewesen, dass mir nach einem Morgen, an dem ich alles, was sich noch in meinem Körper befand auskotzte, nicht noch unter schmerzenden Knochen zu leiden.

Womöglich endete der Abend heute ja ähnlich. Mit dem Unterschied, dass dieses Mal zwei in Taehyungs Bett schliefen, statt bloß ich selbst.

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Tjaaaa hehe, who knows ;)

I mean, apart from me

Pretty Boy // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt