Kapitel 70.

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Jungkook

Eigentlich verlief der Abend besser als erwartet. Taehyungs Vater sprach zwar kaum ein Wort mit mir, versuchte aber zumindest in der Nähe seines Sohnes so zu wirken, als könnte er mich einigermaßen leiden. Anscheinend hielt er den tatsächlichen Grund seiner Skepsis mir gegenüber absichtlich von Tae fern. Und bald durfte ich heraus finden, wieso. Zumindest ließ er mir meinen Stolz und stellte mich nicht vor seinem Sohn bloß, sondern tat es in einem Moment, in dem wir beide alleine waren.

Taehyung und seine Mutter verschwanden für kurze Zeit, für was genau wusste ich selbst nicht, während sein Vater und ich den Tisch abräumten. Vielleicht sorgte er absichtlich für diesen Moment. Aber so war es mir um einiges lieber, als vor seiner Mutter, der ich immerhin zu gefallen schien. Anders als Mr. Kim wusste sie wohl nicht, mit wem ihr Sohn sich so traf.

"Ich mache es kurz. Meine Frau findet dich offensichtlich wundervoll, doch mich täuschst du nicht, Jeon Jungkook. Dein Name ist mir nur all zu bekannt. Du bist deiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten" Tja und da war es. Mal wieder zerstörte meine verkorkste Familie und die Umstände, unter denen ich gezeugt wurde dafür, dass mir mein Leben alles kaputt machte. Oder eher die verdienten Vorurteile von diesem Mann hier. Jedoch erkannte ich mehr als bloßen Hass für meines Gleichen. Verständlicherweise, denn meine Mutter war ganz sicher keine respektable Persönlichkeit. Ganz zu schweigen von ihren stetig wechselnden Partnern.

Es galt einem Wunder, dass sie noch nicht erneut schwanger wurde und es bei Seoyon und mir blieb.

"Sir, ich weiß nicht... Worauf sie hinaus wollen." murmelte ich ein wenig unsicher und senkte meinen Blick. Ich hatte ehrlich keine Ahnung. Zwar dachte ich mir schon, dass dieser Mann hinter meine Fassade sah und Dinge erkannte, die er in seiner Familie sicherlich nicht haben wollte, doch ich erwartete keinesfalls, was ich aus seinen Worten heraus hörte. Er kannte anscheinend meine Mutter. Und je mehr ich darüber nachdachte, desto besser verstand ich, warum.

Meine Mutter machte sich an reiche Männer heran. Ganz egal ob verheiratet, verlobt oder Single. Dieser Status spielte keine Rolle, sondern bloß der finanzielle Aspekt. Und Mr. Kim besaß genug davon. Taehyungs Leben, mit dem er zwar niemals angab, aber es auch nie versteckte, zeigte das ziemlich deutlich.

"Mir ist bewusst, was du von meinem Sohn willst. Womöglich hat dich deine Mutter auch noch dazu animiert, Taehyung um den Finger zu wickeln, also werde ich eure Beziehung sicherlich nicht gut heißen. Ganz im Gegenteil. Ich will von dir, dass du dich ab sofort von ihm fern hälst" stellte Taehyungs Vater dar und sah dabei zu jedem Zeitpunkt auf mich herab. Wovon ich eigentlich dachte, dass es verletzender sein würde. Aber ich war das hier gewohnt. In gewisser Weise hatte ich förmlich darauf gewartet und jetzt passierte es. Natürlich besaß Taes Vater einen gewissen Intellekt. Und offensichtlich lernte er schon meine Mutter kennen.

Ich wusste nicht einmal, ob ich mich verteidigen sollte. Denn er lag ja im Recht. Ich würde Tae verletzen. Und doch besaß ich Gefühle für ihn, die das Ganze umso schwerer machten.

Trotzdem log ich. Ich log ihn an und ich log seinen Vater an.

"Sir ich... Es tut mir leid, egal was meine Mutter versucht hat, aber ich bin nicht meine Mom" murmelte ich und versuchte, mit wenig Erfolg, den Mann vor mir davon zu überzeugen. Sein Blick jedoch verdunkelte sich immer mehr. Anscheinend spielte für ihn all das keine Rolle. Meine Mutter überzeuge so gut von ihren ekelhaften Maschen, dass Mr. Kim ehrlich glaubte, ich wäre bloß auf Taes Geld aus. Ja, ich würde ihn verletzen. Da spielte es keine Rolle aus welchen Gründen. Aber das letzte was ich von Tae begehrte, war sein Geld.

Ich liebte Tae. Es war unglaublich schmerzhaft, es auszusprechen, in meinen Gedanken zumindest, doch es stimmte. Und sein Geld interessierte mich dabei kein bisschen. Anfangs hatte ich auch noch keine Ahnung davon. Aber all das änderte für Mr. Kim nichts. Und irgendwie konnte ich dies ja nachvollziehen. Hier ging es um seinen Sohn, der ihm am aller wichtigsten in seinem Leben war und für den er nichts als das beste wollte.

Und ich stellte dies nicht dar. Derjenige der das am besten wusste, war ich selbst.

"Nein, das bist du keineswegs. Und es mag dir unfair erscheinen, aber ich will das Beste für Taehyung. Offensichtlich hat er dich ziemlich gerne, deswegen hat er dich und auch vorgestellt und ich will vermeiden, dass du ihn verletzen kannst wenn er heraus findet, worauf du tatsächlich aus bist"

"Mr... Kim, ich will Taehyungs Geld nicht. Am Anfang unserer Beziehung hat er es niemals erwähnt. Ich mag ihren Sohn... Wirklich." ich wusste meine Worte waren zwecklos. Eigentlich hatte ich selbst keine Ahnung warum ich versuchte, mich da raus zu reden. Zwar stimmte der Großteil, doch Mr. Kim blieb bei seiner Meinung. Und warf mich indirekt aus seinem Haus.

"Du wirst dich von ihm fern halten, Jeon Jungkook." sprach er seine letzten Worte, bis Taehyung und Sumi, seine Mutter, zurück zu uns stießen. Und während sie beide bis über beide Ohren und vollkommen zufrieden grinsen, stand ich etwas unsicher da.

Ich hatte das hier niemals erwartet. Nachdem Tae mich bat mitzugehen, freute ich mich auf gutes Essen und seine freundlichen Eltern. Und das waren sie auch. Sein Vater besaß jedes Recht, auf diese Weise zu reagieren, immerhin konnte ich mir sehr gut vorstellen, dass meine Mutter nichts unversucht ließ. Man kannte sie keinesfalls wegen ihrem Mitgefühl oder Diskrepanz.

"Tschuldigung... Mein Handy" murmelte ich leise und brachte immer mehr Spannung in den Raum. Die Luft wurde dick, man bekam kaum mehr richtig Luft und meine Brust fühlte sich teilweise wie zugeschnürt an. Als dann zusätzlich noch mein Handy anfing zu vibrieren und kurz darauf mein Klingelton folgte und alle eine Weile schweigten, platze ich innerlich. Diese ganze Situation war schrecklich erdrückend, dass selbst Taehyung es spürte. Seine Mutter sah ähnlich verwirrt aus und musterte ihren Ehemann ein wenig verwirrt, so wie Taehyung mich ansah.

Aber ich sprach kein Wort. Stattdessen entschuldigte ich mich erneut mit einer tiefen Verbeugung, aus Höflichkeit, die mir jetzt eigentlich nichts mehr brachte und verschwand aus der Küche in Richtung Aufzug. Da ich bloß eine Nummer sah und keinen Namen meiner Kontakte, erwartete ich keinesfalls etwas gutes. Nur übertraf das, was im Endeffekt passierte, all meine Erwartungen an die verschiedenen Wege, die dieser Tag weiter schief laufen könnte.

Als hätte ich mein Pech nicht schon ausgeschöpft ging es immer so weiter. Und das, was ich gleich zu hören bekam, setzte dem ganzen die Krone auf.

"Spreche ich mit Jeon Jungkook?" fragte die mir unbekannte Stimme auf der anderen Seite, weswegen ich blos ein stirnrunzeln erwiderte. Was die Frau am Telefon natürlich nicht erkannte. "Ja ich... Wer sind sie?"

"Ich bin Jung Soha aus dem National Seoul Krankenhaus. Es tut mir leid... Aber ihre Schwester wurde vor ein paar Minuten bei uns eingeliefert, nach einem schweren Autounfall" Und dann fehlten mir die Worte. Mein Körper schaffte es ja kaum den Konflikt mit Taehyungs Vater zu verarbeiten. Deswegen stand ich da. Vollkommen sprachlos und glaubte ehrlich, die Welt blieb für einen Moment lang stehen.

Ich bewegte mich keinen Zentimeter, mein Atem setzte aus und mein Mund stand weit offen. Noch niemals in meinem Leben fühlte ich mich annähernd so hilflos und überfordert wie gerade. Nicht einmal die vielen Tränen, welche herunter auf den Boden tropften, bemerkte ich. Selbst die Stimme eines besorgten Taehyung hörte ich kaum.

Als stünde ich außerhalb meines eigenen Körpers und sah auf mich selbst herab. Nahm Taes Stimme nur als Echo wahr und spürte seine vorsichtige Berührung erst später wieder. Sobald dieser seltsame Moment ein Ende fand.

Denn gerade war ich in einem Zustand, der sich ekelhaft hilflos und überwältigend anfühlte. Auf eine schreckliche und schmerzhafte Art und Weise.

Ich konnte nicht mehr und war definitiv mit meinen Kräften am Ende.

~

Well fuck-

Pretty Boy // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt