»Kapitel 5«

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Y/n Michiko L/n

Es dauerte nicht lange bis jemand unsanft an der Tür des Sekretariats klopfte, der sofort reingebeten wurde.

Der Direktor hatte uns gebeten außerhalb noch einmal kurz Platz zu nehmen und auf die Leute zu warten, die uns führen würden. Mein Bruder müsste schließlich andere Dinge aus einem anderen Blickwinkel sehen als ich. Das selbe galt für ihn, nur umgekehrt.
Unbekümmert schaute ich weiterhin auf das Display meines Handys und grübelte, was meine Freundin wohl grade in Kamakura machte, bis eine Stimme ertönte.

»Ich bin hier um Kenzo L/n eine Führung zu geben.«

Blitzschnell schoss mein Blick hinüber in Richtung Tür. Die männliche Statur stand im Türrahmen und hatte seine Schultasche locker übergeschultert. Er schien mich zuerst nicht wahr zu nehmen, denn er blickte desinteressiert zu der hibbeligen Sekretärin, welche nun auch ihm seltsame Blicke zukommen ließ.

Ekelhaft.

Anscheinend war bei ihr niemand sicher, der bei drei nicht auf dem Baum saß.

Nach einigen Sekunden, in welchen ich schon beinahe euphorisch auf seinen Blickkontakt gewartet hatte, sah er endlich zu uns auf dem braunen Sofa herüber. Nur kurzzeitig durfte ich einen Blick auf diese moosgrünen werfen, denn mein Zwilling erhob sich lustlos und ging zu dem attraktiven Jungen. Noch immer hatte Iwaizumi eine seiner Hände in den Jackentaschen seines Schulblazers und mit der anderen fuhr er sich sanft durch sein Haar. Wieder konnte ich es nicht verdrängen an das Gefühl seiner Berührung zu denken. Es war, als wäre plötzlich wieder diese aufregende Spannung zwischen unseren Körpern, wie vor einigen Tagen. Mein Körper schien sich danach zu sehnen. Was er wohl in diesem Augenblick dachte?

»Wir können«, meinte mein Bruder zu dem dunkelhaarigen, der dadurch den Augenkontakt abbrach. »Was ist mit ihr?«, wollte er kurz wissen und deutete mit dem Finger auf mich. Bevor jemand anderes antworten konnte, übernahm ich dies.

»Ich bin keine Schülerin hier.«

Ein freches Grinsen legte sich auf meine Lippen, als ich eine Frau im Trainingsanzug durch die durch treten sah. Der grünäugige blickte kurz verwirrt hinter sich, wo die eben erschienene Frau von der Sekretärin Papiere gehändigt bekam.

»Sind Sie-«, die Frau, die ich für Mitte Vierzig hielt, deutete auf mich, »die mit dem Fernstudium? L/n,- « Bevor sie meinen Vornamen aussprechen konnte, schnitt ich ihr das Wort ab.

Ich hatte das seltsame Bedürfnis ihm meinen Namen selbst zu verraten.

»Ja, genau die bin ich.« Kenzo warf mir einen verwirrten Blick zu und legte seine Stirn in Falten.

Er wusste in den meisten Fällen was ich mit gewissen, für meine Art untypischen Handlungen versuchte zu bewirken - oder zumindest eine Richtung warum ich Dinge tat. Wenn ich, am Beispiel diesen Falles, meinen Namen nicht aussprechen lasse, merkt er das. Ich war kein Mensch, der andere unterbrach - das wusste er. Mein Zwilling kann gut Details aufnehmen und diese aufbewahren. Auch er kann mit mir über diese absurde Weise kleiner, unbedeutend scheinender Taten kommunizieren. Warum das bei uns zwein so war, wusste ich nicht, aber ich schob es auf diese gedankliche Verbindung die Zwillinge in all den Hollywood Filmen immer haben.

So unauffällig wie möglich erwiderte ich seinen fragenden Ausdruck mit einem sachten Kopfnicken in Richtung des Sportlers neben ihm, der im Moment zu der Frau im Trainingsanzug sah.

Beyond the shadow||H.Iwaizumi x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt