»Kapitel 6«

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Y/n Michiko L/n

Ich staunte nicht schlecht, als meine Augen die große Halle abscannten. Es war nicht so als hätte ich solche Hallen noch nie gesehen, eher im Gegenteil, in Tokio sah unsere Schulturnhalle nur genauso aus, was mich verblüffte. Dies hätte ich nicht erwartet. Schließlich war das hier im Vergleich zur Hauptstadt eine Kleinstadt, vielleicht sogar ein Dorf. Während die Frau mir nebenbei etwas davon erzählte, wo die Bälle, Geräte und alles weitere lagen, konnte ich nicht aufhören über meine Schulzeit in Tokio nachzudenken. Dabei lief es mir eisig den Rücken hinunter. Daran wollte ich eigentlich nicht erinnert werden, aber mit der leichten Konfrontation musste ich jetzt vorerst erstmal leben. Immer mehr probierte ich, mich auf die nette Dame zu konzentrieren, was auch recht gut klappte, nachdem sie begonnen hatte über Volleyball zu sprechen.

»Das Volleyballnetz und die Bälle lagern wir gemeinsam mit kleineren Kraftsportgeräten in dieser Kammer«, dabei öffnete sie eine Tür, die man machen oben schieben musste, die farblich genau zur Hallenwand passte. Zum Vorschein kamen die besagten Ständer, Netze, Schränke in welchen ich kleine Geräte oder Trikots vermutete und ein Ballwagen, bei dem mehr Bälle daneben lagen als darin. Der Coach schien das ebenfalls in dem Moment zu merken, weshalb sie die Luft plötzlich einzog. »So sollte das eigentlich nicht sein«, redete sie zu mir und begann die Bälle aufzuheben und in den dafür vorgesehen Ort zu packen. Damit sie das alles nicht alleine tun musste, begann ich ihr zu helfen. »Meine Mädchen sind immer ein wenig chaotisch zum Ende des Trainings. Während des Spieles dafür aber sehr konzentriert«, begann sie zu erzählen, wobei ich ihr aufmerksam zuhörte. »Yuna, die Team Kapitänin, ist eine der aufopferungsvollsten Menschen die ich kenne. Ihr Ehrgeiz ist groß, teilweise auch eine wenig zu groß. Dennoch kann sie gut durchgreifen. Das gesamte Team hört besser auf sie als auf mich, an manchen Tagen. Hiko, die Vize-Kapitänin, ist das komplette Gegenteil von ihr. Sie ist meistens die, die zuerst Unruhe reinbringt, wenn etwas nicht passt. Ihr Talent ist jedoch zu groß um sie vom Feld zu nehmen und das weiß sie. Das nutzt sie teilweise schamlos aus«, ein wenig frustriert warf sie den letzten Ball in den Wagen, »ihnen fehlt ein wenig mehr liebevolle Strenge im Training. Ich knicke zu schnell ein wenn es um Kompromisse geht, oder wenn sich alle quer stellen.« Sie hängte wieder ein Schloss an den Ballwagen, damit keiner an diesen kam und rollte ihn zurück im die Ecke. »Aber das alles werden Sie ja noch selbst miterleben«, lächelte sie mich aufmunternd an. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Dieses Team schien die Herausforderung zu werden, die ich gesucht habe. »Ich freue mich schon darauf«, gestand ich ehrlich.

Ein wenig verwundert sah die ältere Frau zu mir, kommentierte es jedoch nicht weiter und setzte den Rundgang fort.

12:28

»Hiermit wären wir auch soweit durch mit der Führung«, die Trainerin wendete sich lächelnd an mich, »Sie können jetzt Heim gehen. Wir sehen uns dann spätestens morgen.« Die nette Dame verabschiedete sich noch mit einem sachten Winken, was ich erwiderte, bevor sie sich von mir abwandte. Sie rief plötzlich einer Schülerin zu, die mit einer Sporttasche über den Schulhof ging und joggte auf diese zu. Verrückt. Ich beobachtete noch kurz wie sie eine Konversation mit dem Mädchen begann und dabei sachte mit ihren Händen gestikulierte, bevor ich mein Handy zückte.
Ich überlege ihm simpel eine Nachricht zu schreiben, entschied mich dennoch dagegen. Mein Entschluss war, ihn schnell zu suchen. So würde ich auch ein wenig vom Gebäudeteil der Schüler und Schulhof sehen. Auch wenn ich mich dort nicht wirklich aufhalten würde, war meine Neugierde da. Ziemlich viele Schüler tummelten sich auf dem Pausenhof, was vermutlich in den Pausen immer so aussah, zwei Lehrkräfte gingen ihre Runden, um die Schülermengen im Auge zu behalten.
Während ich zwischen den Gruppen durch lief und nach meinem Zwilling Ausschau hielt, überlegte ich, ob ich zwischen all den gleichaltrigen überhaupt herausstach. Weiter grübelte ich, ob die Teenager mich respektieren würden.

Beyond the shadow||H.Iwaizumi x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt