< Noah >
"Junge.", raunte die Stimme. "Wach auf, Bürschchen." Aufmurrend drehte ich mich auf die andere Seite und zog mir die Decke über den Kopf.
"Lass mich.", murmelte ich wem auch immer zu, der versuchte mich gerade aus diesem warmen weichen Bett zu bringen.
"Noah! Steh auf! Komm! Lass uns joggen gehen!"Jonas würde mich nicht fragen ob er mit mir joggen gehen kann. Er war einmal mit mir joggen und hat sich nach der Hälfte des Weges einfach umgedreht und ist außer Atem zurück nach Hause gegangen. Papa hatte mich alle zwei Minuten zurückgerufen, weil er nicht zu mir aufstoßen konnte. Mama und ich teilten zwar das Laufen, vor allem gerade unsere Schnelligkeit, aber bisher war zwischen uns nie die Frage aufgetaucht, ob wir gemeinsam Sport machen sollten. Timmy hatte noch keinen Stimmbruch hinter sich, um der Stimme zu passen.
"Jason, lass mich pennen.", sprach ich schließlich meine derzeit einzig logischte Erklärung müde aus und drückte mich mehr ins Kissen.
"Wie hast du mich gerade genannt? Langsam glaube ich, dass du ein Problem mit Namen hast, Junge!", brüllte die Stimme laut und hallte durch meinen Kopf.
Ich gröllte auf. "Ach, du bist das."
"Ja. Ich bin das. Ich, dein innerer Wolf bin das. Willst du dir das vielleicht irgendwo aufschreiben, damit du es nicht mehr vergisst?"
"Warum bist du so bitter?", murmelte ich gähnend und richtete mich auf. "Aus Schlafen wird nichts mehr, oder?"
"Beeil dich. Ich will endlich mal wieder raus. Ich bin seit Tagen nur in diesem Zimmer."
Unmotiviert schlug ich die Bettdecke beiseite und schwang die Beine über die Bettkante. "Sind meine Beine wieder Pudding?", fragte ich vorsichtig nach bevor ih die Füße auf den Boden absetzte und langsam aufstand. Nicht dass ich wieder Bekanntschaft mit dem Boden machte.
"Du bist ja in Biologie noch schlimmer als mit Namen.", gröllte er mir schnaubend zu. "Wie sollen deine Beine aus Pudding sein? Erklär mir die Logik, Junge."Ich hatte jetzt schon keine Lust mehr auf diesen Tag. "Das ist eine Redewendung. Ich wollte wissen ob ich schon wieder bei Kräften bin, um endlich alleine aufzustehen." Aufstöhnend hievte ich mich auf und blieb einen Moment noch wie eine Statue auf der Stelle stehen, um sicherzugehen, dass bei mir alles okay ist und ich nicht gleich wieder umkippe. Dann setzte ich vorsichtig einen Fuß vor den anderen und verließ das Zimmer. "Linn!", rief ich in den Flur hinein und wartete auf eine Antwort von irgendwo aus dem Haus. "Jonas!" Neugierig spitzte ich die Ohren. "Vollidiot!", rief ich ein letztes Mal um sicherzugehen, dass keiner im Haus ist. "Wo sind denn alle?", fragte ich schließlich meinen Wolf und tastete mich nach meinem Handy ab, das ich anscheinend im Zimmer vergessen habe. "Wie spät ist es eigentlich?"
Nachdem ich einen Abstecher ins Bad hingelegt hatte und mich im Zimmer in andere Kleidung umgezogen habe, fand ichmich schließlich vor dem vollen Kühlschrank wieder. Es war bereits später Nachmittag und Linn müsste eigentlich gleich aus der Schule kommen. Was sie wohl gerne von all dem hier womit Mama ihren Kühlschrank vollgestopft hatte essen wollen würde?
Seufzend griff ich zu einer Kartoffelsuppe und wärmte sie mir in Linns Mikrowelle auf. Mein Smartphone lag die ganze Zwischenzeit lang regungslos auf der Kücheninsel. Irgendwie war es einerseits okay und entspannend, dass ich weder verpasste Anrufe noch Nachrichten hatte, andererseits war es auch wie so ein richtig guter Schlagin den Magen, dass ich einfach fünf Tage wie im Koma gelegen bin und keiner auch nur einen Finger gerührt hat, um mir eine Nachricht zu schicken.
"Warum sollten sie?", merkte mein Wolf an, während ich aß. "Du bist im Koma gelegen. Sie haben gewusst wo du bist und wer sich um dich kümmert. Wenn dann sollten sie Linn anschreiben und nicht dich. Du wärst wohl kaum früher aufgewacht, wenn dir Jason komische Fotos geschickt hätte."
"Die heißen Memes.", korrigierte ich ihn und schaufelte den letzte Rest der Suppe in mich hinein.
"Gehen wir jetzt laufen?"
Kopfschüttelnd griff ich zu einem Glas und füllte mir Wasser ein. "Seit wann bist du so ungeduldig? Wir gehen ja gleich."
"Ich fühle mich, als wäre ich heute wieder auf die Erde gekommen. Es ist mein erster Tag seit 5 Jahrhunderten ohne Dimitri. Ich will meine Freiheit auskosten. Also beeil dich."
"5 Jahrhunderte?", rief ich außer mir. "Wie alt bist du dann?" Und schon fingen die Kopfschmerzen wieder an. "Lass das verdammt noch einmal!"

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ᴡɪᴇ ʜᴇɪßᴛ ᴅᴇɪɴᴇ ᴡᴏ̈ʟғɪɴ? ✔️
Manusia SerigalaDas Drama um Linn und Noah scheint sich immer wieder im Kreis zu drehen. Ihre Freunde machen sich auf die Suche nach Antworten, warum Linns Zustand sich rapide verschlechtert und sie plötzlich verschwindet und warum Noah kälter und verschwiegener d...