ᴡɪᴇ ʜᴇɪßᴛ ᴅᴇɪɴᴇ ᴡᴏ̈ʟғɪɴ? ✔️

Neunzehn

/Leo\

"Was meinst du? So unter uns.", sprach ich vorsichtig Linn an. Jetzt wo die anderen weg waren, konnte ich in Ruhe mit ihr über das Thema reden. Es waren zwar ihre Freunde, aber wirklich gute erste Eindrücke aufeinander haben wir nicht gelassen und ich wollte ihnen nicht zu viel verraten, sodass sie auf komische Ideen kamen. Wie zum Beispiel Noah konfrontieren.

"Normalerweise würde ich sagen, dass es sein Wolf ist, der aus ihm heraus will... aber da sind so viele Ungereimtheiten.", seufzte sie nachdenklich und warf den Kopf in den Nacken.
"Die verzehrte Stimme, der Gedächtnisschwund und die beinahe zwei Persönlichkeiten. Immerhin hat er mit den roten Augen und dieser Stimme gewusst, dass du seine Mate bist. Ohne ist er ein verlorener Fall.", zählte ich trocken auf.
"Genau und dazu noch die neuen körperlichen Nachfolgen... Ach, ich weiß nicht, Leo.", gab sie frustriert zu und fuhr sich durch die Haare.
"Du musst doch eine Theorie haben, Linn. Du hast mehr Wissen als ich."

Gequällt sah sie mich an und schloss dann verzweifelt die Augen. Sowas war nie ein gutes Zeichen. "Es könnte ein Parasit sein.", murmelte sie ergebend und zuckte hoffnungslos die Schultern.
"Ein Parasit!? Ein Werwolfsparasit wurde in über hundert Jahren hier in der Gegend nicht mehr gemeldet!", widersprach ich geschockt, während mein Herz so intensiv in meiner Brust pumpte. "Wo soll er sich den bitte eingefangen haben?" Fuck, die Geistergeschichten von den älteren unseres Rudels fielen mir wieder ein. Die Geschichten, die sie uns früher immer erzählt haben. Darin war ein Werwolfsparasit immer eine Spuckgeschichte - genauso wie die Sage des einsamen Wolfs aus dem persischen Golf.

"Ich weiß nicht, Leo." So verzweifelt hatte ich Linn auch noch nie erlebt. "Aber das würde eben die beinahe tollwute Art der roten Augen erklären."
"Einen Parasiten würde er doch - egal wie primitiv er ist - erkennen!"
"Vielleicht ist aber auch sein Wolf erkrankt oder zu schwach-", fing sie an hektisch weiter zu denken.
"Linn hör auf."
"Vielleicht ist er aber auch nur total ausbalanciert oder-"
"Linn, was machst du da!", rief ich ihr vorwurfsvoll entgegen. Sie ritt sich immer tiefer in das alles hinein und das war vor allem jetzt und allgemein auch keine gute Idee von ihr.

"Ich weiß es nicht, Leo!", rief sie mir noch einmal lauter entgegen und blieb aufstampfend stehen. "Tut mir leid.", flüsterte sie dann gekränkt und ließ den Kopf senken. "Ich weiß einfach nicht was ich machen soll."
"Du sollst auf dich schauen, Linnie.", sprach ich ihr eindringlich zu und packte sie an den Schultern. "Deine Eltern und ich haben das gemacht, damit du zu dir kommen kannst und aufatmen kannst. Wir haben dir eine Last abgenommen, Linnie. Und zwar nicht damit du dich gleich wieder in die nächste stürzt. Noah ist zweitrangig."
"Noah ist mein Mate.", zischte sie bestimmend. "Ihr könnt mir das nicht wegnehmen und ihm nicht weiter zumuten. Außerdem hast du es gerade selbst gesagt: Ich habe das meiste Werwolfwissen. Ich muss ihm doch irgendwie helfen können."
"Du hilfst dir und ihm, wenn du von ihm wegbleibst." Beleidigt stieß sie irgendwie ihre Arme hoch, sodass ich abrupt den Griff um ihre Schulter verlor und im nächsten Moment hatte sie mich schon fest nach hintengestoßen. Ich verlor beinahe taumelnd den Boden unter den Füßen und sah entsetzt zu ihr. Ach ja... Sie hatte ja etwas Selbstverteidigung gemacht. "Warum interessierst du dich plötzlich so für ihn? Bisher hast du ihn auch nicht akzeptieren wollen!", warf ich ihr wütend im Affekt vor.

Und verdammt soll ich in der nächsten Sekunde sein... Ich sah Linn an, dass sie vor Wut kochte. Das Feuer würde gleich aus ihren Augen herausschießen und mich zu Asche machen. "Was ich mit meinem Leben mache ist mir überlassen.", fing sie zähneknirschend an. "Es sind zwei verschiedene Sachen, ob ich mich von Noah fernhalte oder ob mich jemand von ihm fernhalten will! Ich lebe mit meinen Entscheidungen, aber ich habe endgültig die Nase voll davon, dass andere das bEsTe für mich wollen!", knallte sie mir betonend und verspottend entgegen.