Vier

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Amy •

"Wie kann das sein? Warum erinnert er sich an nichts davon? Er meint er kennt seine Mate nicht, aber randaliert vor Linns Haus herum und beruhigt sich erst bei ihrem Treffpunkt? Das ist doch verrückt.", stellte ich Frage über Fragen. Es ergab keinen Sinn. Was war mit Noah los?
"Vor über einem halben Jahr hat Noah angefangen nachts als Wolf im Wald herumzustreifen." Verwundert richtete ich meine Aufmerksamkeit an Jason. "Ab und zu sind Alex oder ich ihm begegnet... und da hatte er jedes Mal rote Augen. Wenn wir zu nahe an den Grenzen der anderen Rudel waren, hat er uns angefallen, ansonst war er ruhig. Ich hab ihn oft indeskret darauf angesprochen, aber er konnte sich nie an etwas derartiges erinnern und ich konnte keine Lüge erkennen. Nicht einmal den Ansatz einer Lüge. Alex meinte, dass er schlafwandelt und das ganze sich extrem entwickelt hat, weil er ein Werwolf ist... aber wenn ich jetzt so nachdenke... vielleicht hatte er auch häufiger solche Blackouts. Nur in einer solchen Intensität, dass es niemanden aufgefallen ist. Nicht einmal uns.", erklärte Jason gelassen und nahm mich in den Arm.

Sanft hauchte er mir einen Kuss uf den Haaransatz, während mich seine starken Arme umschlangen. "Gute Nacht, Ames."
Mein Kopf schellte hoch. "Du willst mich doch jetzt nicht wirklich hier alleine lassen!", rief ich empört. Sein tiefes Kichern hallte durch meinen Kopf. "Soll ich dich in dein Bett tragen?"

Die letzten Stunden ist so viel passiert. Ich brauchte Zeit das alles zu verarbeiten und ich brauchte Geborgenheit. Nachdem ich gedanklich noch immer sah, wie eine komische Version vom Noah Jason über den Boden hängeln ließ, wollte ich ihn nicht aus den Augen lassen. Ich konnte nicht. Wie damals mit der Kopfverletzung, die noch immer nicht zur Gänze verheilt war. Jason war zu eingebildet und selbstlos, um zuzugeben, dass er Schmerzen hatte oder etwas nicht stimmte. Er fraß es in sich hinein. Prüfend sah ich zu ihm hoch, wo er mich nur lieblich musterte.
"Meinst du, dass ich bei dir übernachten kann?", fragte ich so süß ich konnte.
Ein riesiges Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. "Du weißt, dass meine Tür für dich immer offen ist."
"Okay." Erleichtert ließ ich meinen Kopf gegen seine Schulter fallen.

"Jason... Meinst du wir sollten nach Linn sehen?" Mein Herz schlug so schmerzvoll um sie. Noah hatte als Werwolf ein Trauerheulen ausgestoßen. War Linn dann tot? Ich brauchte Gewissheit. Ich musste nach ihr sehen.
"Ich weiß nicht, Ames." Jasons Arme drückten mich fester um sich. "Ich will auch wissen was mit ihr los ist, aber wir wissen nicht zu was ihre Familie fähig ist."
Tränen stießen mir in die Augen. Wo war nun mein Mut, den ich hatte wenn ich beispielsweise Noah oder Jason anzufallen? "Gehen wir nachschauen. Ich werde kein Auge zu kriegen."

Jetzt zu ihrem Haus zu gehen stimmte mich mulmig. Sie war eine Werwölfin und ihre Eltern auch. Mich schüttelte es bei der transparent bläulichen Wand vor ihrem Garten. Noah wurde von Blitzen getroffen, als er bis zu ihr vordringen wollte. Er hatte es sofort weggesteckt, ich würde es eher weniger. Aber ich musste es  tun. Ich musste nach ihr sehen. Ich war es ihr schuldig.

Minuten später läutete ich vor lauter Angst Sturm an Linns Klingel. Gemurmel war auf der anderen Seite zu hören und ich presste mich an Jasons Seite. Als die Tür aufgerissen wurde stand mein größter Albtraum im Türrahmen. Linns Vater.
"Habt ihr eine Ahnung wie spät es ist? Geht nach Hause.", meinte er gähnend und war dabei dir Tür zu schließen, als Jason vorschritt und den Fuß dazwischenschob.
"Hören Sie. Wir haben mitbekommen, dass es hier heute drunter und drüber gegangen ist. Wir wollen nur schauen, wie es Linn geht.", erklärte er genervt und hielt erschöpft Blickkontakt zum Mann.
"Linn ist zusammengebrochen. Sie hat sich etwas eingefangen und ruht sich aus. Sie wird wahrscheinlich die nächsten Tage krank im Bett liegen. Geht nach Hause bevor ihr euch auch ansteckt."
"Wir wollen sie nur sehen.", warf ich wieder in die Runde ein.
"Sie hat ein schwaches Immunsystem. Sie darf sich nicht mit noch etwas zusätzlich anstecken." Leo tauchte neben Linns Vater auf und flüsterte ihm etwas zu. Danach warf uns der Mann einen strengen Blick zu und entfernte sich etwas von der Tür. Leo und er flüsterten hin und her und mir fiel zu spät ein, dass wir hätten mithören können. Mann, waren wir blöd.

ᴡɪᴇ ʜᴇɪßᴛ ᴅᴇɪɴᴇ ᴡᴏ̈ʟғɪɴ? ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt