ᴡɪᴇ ʜᴇɪßᴛ ᴅᴇɪɴᴇ ᴡᴏ̈ʟғɪɴ? ✔️

Vierunddreißig

÷ Julian ÷
(Noahs Vater)

Müde setzte ich ein Bein vor das andere und bemühte mich kein Haus auszulassen. Bei einem jungen Paar, das ich selbst im Rudelhaus nicht gefunden habe, nutzte sogar das Sturmklingeln an der Haustür nichts. Seit einer Woche hatte keiner im Rudel mehr von ihnen gehört und langsam stieg meine Sorge.
"Schreib auf.", seufzte ich Noah zu und ging auf das nächste Haus zu. Er zog hinter mir sein Handy, während ich schon den Satz diktierte. "Hannes nach Familie Junger fragen."
"Hannes? Der Alpha unserem Nachbarrudels?", fragte Noah neugierig nach.
"Genau der."

Das Wohlergehen des Paares bereitete mir langsam Sorgen. Sie waren beide erst in ihren Zwanzigern und sehr weltoffen, aber ihr Verhalten der letzten Woche hob Zweifel an. Die Nachbarn hatten sich zwar schon öfter über laute Streiterein, stundenlange Partys oder dem Fehlen vom üblichen Smalltalk und Grüßen - worüber ich am liebsten wegsah, weil ich am liebsten auch manchen Menschen aus dem Weg gehen will - beschwert, doch die beiden waren stehst engagiert im Rudel und im Umgang mit den Jüngeren. Um genauer zu sein, haben sie seit über einem Jahr täglich auf einige Kinder aus dem Rudel aufgepasst oder Nachhilfe angeboten, da beide Lehramt an der Universität studieren.

Letzte Woche waren sie plötzlich weg.
Anfangs habe ich mir nicht allzu viele Sorgen gemacht, da Miriam und ich beobachtet haben, dass den beiden jungen Leuten langsam die Decke auf den Kopf fällt und sie einfach überfordert waren. Miriam hatte dann ältere, pensionierte Rudelmitglieder angesprochen und einige dazu überreden können im Rudelhaus den Großteil der Kinder zu beschäftigen oder auf sie aufzupassen, während die Eltern arbeiteten. Das neue Projekt läuft bis heute noch sehr gut und hatte dem Jungerpaar schon einmal eine Last von den Schultern abgenommen.

Mein Anfangsgedanke war also, dass die beiden eine Auszeit gebraucht haben und spontan auf Urlaub gefahren sind oder für ein Wochenende irgendwohin aus der Stadt hinaus.
Mein erster Besuch beim Haus war ernüchternd. Die Türen waren abgeschlossen, die Jalousie zugezogen und aus dem Haus war absolut nichts außer einigen lauten Uhren zu hören. Gestern bekam ich dann jeweils einen Anruf von den Arbeitsstellen der beiden, weil sie unerreichbar wären und nicht zu ihren zugeteilten Schichten aufgetaucht sind.

"Glaubst du ihnen ist was passiert?", flüsterte mir Noah bedrückt zu kurz bevor ich die Klingel bei den Nachbarn drückte.
"Ich hoffe nicht, aber so ganz richtig und belanglos kommt mir das alles nicht vor."
Kaum erklang die Klingel auch nur eine Sekunde wurde die Tür aufgerissen. "Hallo Melanie.", begrüßte ich die Person ohne hinzuschauen.
"Alpha! Schön dich zu sehen. Geht es um die Junger? Gibt es schon etwas Neues?"
Ich hatte das junge Paar damals schon, als sie das Haus übernommen haben im Geheimen über ihre Nachbarn vorgewarnt, aber sie wollten dennoch das Haus unbedingt haben.
"Hallo Frau Proll.", meldete sich Noah und trat neben mich. "Wie geht es Ihnen? Und den Kiddies?"
"Ach!", wank sie euphorisch ab und fuchtelte mit einer Hand herum. "Und geht es super. Kommt doch rein. Ich mache uns schnell einen Kaffee." Und schon war sie weg.

"Muss ich?", fragte Noah ausatmend nach. Zum gefühlt hundersten Mal seit wir unser Haus verlassen haben.
"Ja, du musst."
"Wirklich?"
"Willst du der nächste Alpha werden?"
"Komm schon, Papa. Nicht einmal Jonas musste so oft zu ihr."
Ich wäre auch lieber Zuhause aus mich hier ausfragen und in Lästereien einwickeln zu lassen. Melanie war eben ziemlich... neugierig... und sehr interessiert für die Privatleben anderer. Meine Frau hatte das schon von Anfang an durchschaut, aber mir sind erst später die Tomaten von den Augen gefallen, als mir wöchentliche Berichte geschickt wurden darüber, wie sich die anderen Rudelmitglieder verhalten und sie von mir verlange alle zu ermahnen und ihnen Konsequenzen aufzuerlegen.